Tuttlingen. Die kriselnde Automobilindustrie und die aufgrund der Coronapandemie geschwächte Luftfahrtbranche haben die Nachfrage nach großen Bearbeitungszentren massiv gesenkt. Das spürt der Tuttlinger Maschinenbauer Chiron, dessen Kunden vor allem aus der Automobilindustrie, der Luftfahrt, dem Maschinenbau sowie der Präzisions- und Medizintechnik kommen. 2019 ging der Chiron-Umsatz – ausgelöst durch den Umbruch in der Automobilindustrie und die Schwächung der Weltwirtschaft – bereits um elf Prozent auf 443 Millionen Euro zurück (2018: 500 Millionen). 2020 habe sich die Situation durch die Auswirkungen der Coronapandemie verschärft, sodass ein weiterer Rückgang erwartet werde, teilte Chiron Ende Juli mit. Man stelle sich auf weiterhin rückläufige und stark schwankende Märkte ein und rechne mit einem deutlich reduzierten Beschäftigungsniveau sowie einem unstetigen Umsatzverlauf. Bislang beschäftigt Chiron rund 2.100 Frauen und Männer an den vier deutschen Standorten sowie in den Werken in China und den USA.
„Angesichts dieser Perspektiven ist eine Neuausrichtung der Gruppe unerlässlich“, lässt sich Geschäftsführerin Vanessa Hellwing in der Pressemitteilung zitieren. Das heißt: Alle deutschen Fertigungs- und Montage-Kapazitäten sollen in den Werken Tuttlingen und Neuhausen ob Eck gebündelt werden. Montage und Applikation der Stama Maschinenfabrik GmbH werden von Schlierbach in das rund 150 Kilometer entfernte Neuhausen verlagert. Der Standort Schlierbach soll sich künftig auf den Vertrieb und Service der Marke Stama konzentrieren. Parallel stärkt Chiron den Bereich hochpräziser Bearbeitungszentren, die in der Uhren- und Schmuckindustrie sowie der Medizintechnik zum Einsatz kommen, und hat dafür die Schweizer Mecatis SA übernommen. Auch die Aktivitäten im Bereich additive Fertigung sollen weiter intensiviert werden.
Darüber hinaus haben die Tuttlinger den Verkauf der Scherer Feinbau GmbH in die Wege geleitet. Das 1978 gegründete Unternehmen produziert CNC-Vertikal-Drehmaschinen und vertikale Wellendrehzentren am Standort Alzenau. Es gehört seit 2012 zur Chiron-Gruppe. Als Käufer sei ein führender Drehmaschinenhersteller im Gespräch. Der Kauf solle noch im Sommer 2020 abgewickelt werden, hieß es Ende Juli.
ine