Wer glaubt, dass alte Brauereien naturgemäß nur aus Bayern und aus einem klösterlichen Umfeld stammen können, liegt völlig falsch. Die Fürstenberg Brauerei in Donaueschingen bringt es auf inzwischen 740 stolze Jahre Brautradition. Dicke bayerische Mönche hat es dafür nicht gebraucht.
Donaueschingen. Reichskanzler Otto von Bismarck wählte das Danubia-Exportbier zu seinem „Haustrunk“, und als Kaiser Wilhelm II. im April 1900 nach Donaueschingen kam, mundete ihm das Fürstenberg-Bräu so gut, dass er es zu seinem Tafelgetränk bestimmte, und es erhielt die ehrenvolle Auszeichnung „Tafelgetränk Seiner Majestät“. An staatsmännischen Weihen fehlt es der Fürstenberg Brauerei beileibe nicht, wie die Historie auf der unternehmenseigenen Homepage verrät. Ebensowenig an Durchhaltevermögen: Seit 740 Jahren hat Fürstenberg das Braurecht inne. Seitdem fließt das „Bier des Südens“ durstige Kehlen hinab, mit einer Unterbrechung: von 1700 bis 1705, als Kriege und steigende Getreide- und Malzpreise das Unternehmen zwangen, die Arbeit niederzulegen.
Da hatte man aber bereits gut acht Generationen Bierbrauerfahrung hinter sich: 1283 – zur Zeit der Kreuzzüge, Marco Polos Reise nach China und der Gründung der eidgenössischen Schweiz – schlug die Geburtsstunde von Fürstenberg. Am 18. Januar erhielt Graf Heinrich I. von Fürstenberg von König Rudolf I. von Habsburg die Landgrafenrechte und die Landgrafschaft Baar mit Tunôeschingen – das heutige Donaueschingen – als Lehen. Damit verbunden war unter anderem das Recht, Bier zu brauen, Brau- und Schankkonzessionen zu vergeben, das gesamte Schankwesen zu reglementieren und Steuern sowie Abgaben darauf zu erheben.
740 Jahre später freut sich die Geschäftsleitung der seit 2005 in die heutige Paulaner Gruppe eingegliederten Brauerei wieder, dass sie „gut durch die Krise gekommen“ ist, wie Georg Schwende im Januar den Gästen des Neujahrsempfangs zurief. Erstmals wieder nach drei Coronajahren Pause konnte dieses Jahresevent stattfinden. „Das Fürstenberg-Team hat in dieser schwierigen Zeit Enormes geleistet“, sagte der Geschäftsführer.
Auch nach Abebben der Pandemie steht das Traditionsunternehmen weiterhin vor großen Herausforderungen. Die Nachwehen sind weiterhin zu spüren, auch die Auswirkungen des Angriffskriegs gegen die Ukraine. Schwierig ist zum Beispiel die Verfügbarkeit von Verpackungsmaterial und Ersatzteilen. Lieferketten etwa bei Elektrobauteilen sind gestört, es fehlen Logistikkapazitäten, Energie ist teuer. Damit verbunden seien massive Kostensteigerungen, stellt das Unternehmen fest. Hinzu komme ein leer gefegter Arbeitsmarkt, die anhaltende Inflation sowie ein seit Jahrzehnten rückläufiger Biermarkt. Dennoch könne man eine gute Geschäftsentwicklung mit werthaltigen und stabilen Ergebnissen vorweisen, heißt es auf Anfrage. Zahlen nennt das Unternehmen nicht.
Investitionen in weitere Kostenund Ressourceneffizienz
Die Auswirkungen der Pandemie selbst waren deutlich spürbar: Der Fassbieranteil ging erheblich zurück, auch durch die Absage zahlreicher Feste und Events. Eine Kompensation war nur teilweise möglich, etwa durch ein Absatzplus im Lebensmitteleinzelhandel und durch striktes Kostenmanagement. Erstmals in der Unternehmensgeschichte musste Fürstenberg phasenweise Kurzarbeit einführen, um die Beschäftigung zu sichern. Trotz der Krise hat die Brauerei ihr Sortiment erweitert, etwa um das „Fürstenberg Naturtrübes Helles“ oder die alkoholfreie Variante des „Fürstenberg Natur Radler“.
Darüber hinaus hat man in neue ressourcensparende Anlagen (Fassabfüllung, Kastenwascher) investiert und die gesamte Beleuchtung in der Brauerei auf LED umgestellt, was eine Einsparung beim Strom in Höhe von 60 Prozent bedeutet. Für das laufende Jahr sind weitere Millioneninvestitionen geplant, unter anderem in der Flaschenabfüllung. Tradition und Moderne: Beidem fühlen sich Unternehmensleitung sowie die mehr als 200 Mitarbeiter auch in der kommenden Dekade verpflichtet, an deren Ende die Brauerei in bester Verfassung dastehen möchte: dann im 750. Jahr ihres Bestehens.
Benedikt Brüne
Bild: Stattliche Brauereigaststätte – das Fürstenberg Bräustüble in Donaueschingen.