Trockenheit, Starkregen, Überschwemmungen: Die spürbaren Veränderungen des Klimas beflügeln das Geschäft der Mall GmbH aus Donaueschingen. Denn sie ist auf Systeme zur Regenwasserbewirtschaftung und Abwasserreinigung spezialisiert. Entsprechend positiv entwickelt sich seit Jahren das Geschäft.
Donaueschingen. Wer auf der B 31 Richtung Autobahn 81 unterwegs ist, sieht linkerhand den Firmensitz von Mall im Donaueschinger Ortsteil Pfohren. Die weite Ebene des Donautals östlich des Hochschwarzwalds bietet ausreichend Platz für das große Firmengelände. Den braucht Mall auch: Dutzende Betonbehälter in unterschiedlichen Größen zwischen einem und tausend Kubikmetern Fassungsvermögen lagern ringsum die Produktionsgebäude. Hier wird reichlich Beton gegossen: 170.000 Tonnen jährlich. Mall produziert vor allem Behälter und Speicher, mit denen Regen- oder Abwasser ver- und entsorgt werden kann. Deshalb ergänzt der Zusatz „Umweltsysteme“ den Firmennamen.
Das 1952 gegründete Unternehmen war ursprünglich ein Betonwerk, das sich später auf kleine Kläranlagen und schließlich auf Umweltsysteme spezialisierte. Grundsätzlich baut Mall Betonbehälter und individualisiert diese mit Technik. Im Mittelpunkt der Mall’schen Tätigkeit steht heute die Regenwasserbewirtschaftung, genauer: die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung von versiegelten Flächen. Das bedeutet, dass Regenwasser – anders als bei der zentralen Bewirtschaftung – nicht über die Kanalisation entsorgt wird, sondern sich jeder Grundstückbesitzer selbst darum kümmert, also dort, wo es entsteht. Er muss das Regenwasser reinigen, kann es speichern und nutzen oder im Boden versickern lassen. Für all diese Zwecke bietet Mall die passenden Produkte. Damit wird die Kanalisation entlastet, und die Kosten fürs Abwasser sind gerechter. Außerdem spülen bei Starkregen nicht große Regenmengen die Kläranlagen durch, und aufgrund der dezentralen Versickerung hebt sich der Grundwasserspiegel. „Wir stellen den Kreislauf, den die Natur vorgesehen hat, wieder her“, sagt deshalb Geschäftsführer Markus Grimm. So gleiche man die Folgen der Versiegelung aus und wirke denjenigen des Klimawandels entgegen.
Dass Baugenehmigungen eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung vorschreiben, ist mittlerweile Standard. Dazu hat Mall viel beigetragen. „Wir sehen uns als Themenführer“, sagt Pressesprecher Markus Böll. Das Unternehmen betreibt sogar einen eigenen kleinen Verlag, in dem es Bücher zum Thema veröffentlicht, beispielsweise für Planer und Kommunen. Man kann Mall also einen Pionier nennen. Schon 1979 starteten die Schwarzwälder das erste Projekt zur Regenwassernutzung. „Wir sind lange belächelt worden“, erzählt Grimm. Doch der Erfolg gibt ihnen Recht – mittlerweile ist Mall mit seinem breiten Angebot Marktführer in dieser Nische. Mit seinen Segmenten Regenwasser, Abscheider, Pumpen- und Anlagentechnik erwirtschaftet das Unternehmen gut vier Fünftel seines Umsatzes. Bei vielen Projekten sind Produkte all dieser Bereiche im Einsatz. Das restliche Fünftel verteilt sich auf kleine Kläranlagen und Produkte für neue Energien wie Pelletspeicher oder Hackschnitzelbehälter.
Mall wächst stetig – auch in diesem Coronajahr – im oberen einstelligen Prozentbereich. Seit dem Jahr 2000 hat sich der Umsatz von 30 auf jetzt 90 Millionen Euro verdreifacht. Außer am Hauptsitz in Donaueschingen-Pfohren betreibt Mall mittlerweile fünf Produktionsstandorte in Deutschland – aktuell kommt ein sechster hinzu – sowie zwei in Österreich. Insgesamt zählt das Unternehmen rund 500 Mitarbeiter, 200 davon in Donaueschingen. In den vergangenen zwei Jahren hat Mall fast 25 Millionen Euro investiert. Dafür wurden unter anderem neue Standorte in Coesfeld im Münsterland sowie im österreichischen St. Valentin gebaut, und am Hauptsitz entstand eine neue Betonmischanlage. In einzelnen Regionen gibt es Mitbewerber. Aber so groß und breit wie Mall ist sonst keine Firma unterwegs. Konkurrenz aus dem Ausland müssen die Donaueschinger auch nicht befürchten, dafür sind die Produkte zu voluminös und zu schwer. Die Betonkolosse lassen sich maximal wenige hundert Kilometer transportieren. Zu den Kunden zählen alle Branchen, die große Gebäude und Flächen brauchen: die Automobilbranche, Logistiker, Versandhändler, Rastplatzbetreiber, die öffentliche Hand und auch private Bauträger. „Irgendwo wird immer gebaut“, sagt Grimm. Aktuell kommen Mall-Produkte beispielsweise beim Bau des Tesla-Werks in Brandenburg zum Einsatz.
Die operative Geschäftsführung liegt schon lange nicht mehr bei der Familie Mall. Vor sieben Jahren hat sie ihre Anteile in eine Stiftung eingebracht, um den unabhängigen Fortbestand des Unternehmens sicherzustellen. Nun ist ein Verkauf fast nicht mehr möglich. Die Anfragen waren zahlreich, berichtet Grimm. Es gab viel Interesse aufgrund der Zukunftsträchtigkeit und der Performance des Unternehmens.
kat