Der dritte trockene Sommer in Folge hat seine Spuren im Wald hinterlassen. Im Zusammenspiel mit Borkenkäfer und Coronapandemie hat sich die Situation dieses Jahr extrem zugespitzt. Welche Folgen das hat und wie sie darauf reagieren, haben wir die Forstdirektorin sowie die Chefs von zwei forstwirtschaftlichen Betrieben und einem Holzverabeiter gefragt.
Anja Peck ist in einem Forsthaus aufgewachsen. Vater und Großvater waren Förster, für sie war deshalb völlig klar, dass sie das auch wird. Nach dem Forstwirtschaftsstudium in Freiburg und der Promotion in Forstmeteorologie hat Peck im ganzen Land Stationen in Forstämtern und der -verwaltung bis ins Ministerium durchlaufen, ehe sie vor etwas mehr als einem Jahr die Leitung der Forstdirektion des Freiburger Regierungspräsidiums übernahm, der einzigen in Baden-Württemberg. Seit der Forstreform steht die Beratung der kommunalen und privaten Waldbesitzer im Land im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit (siehe Kasten Seite 8). Das heißt im Moment vor allem: Krisenberatung. Die zwei trockenen und heißen Sommer 2018 und 2019 haben dem Wald schon ordentlich zugesetzt. Es folgten ein milder Winter, das Orkantief Sabine im Februar 2020 sowie ein viel zu warmer und trockener Frühling. Umgestürzte und gestresste Bäume mag der Borkenkäfer besonders gern als Brutmaterial. Das Holz musste also rasch raus aus dem Wald. Doch die Coronapandemie sorgte auch in den Sägewerken vorübergehend für Stillstand. Das hat die Lage zusätzlich verschärft.
„Das Zusammenspiel Fichte Käfer gab es immer“, sagt Peck. Mehr beschäftige sie daher der Umfang, in dem auch andere Baumarten betroffen sind. „Das haben wir zum Beispiel von der Buche nicht gekannt.“ 43 Prozent der Bäume gelten laut dem jüngsten Waldzustandsbericht als deutlich geschädigt. Um sie zu pflegen und die Flächen wiederzubewalden, hat das Land Ende vergangenen Jahres einen Notfallplan, eine Art Soforthilfe in Höhe von rund 30 Millionen Euro gestartet. Parallel geht es darum, zukünftigen Wald an die aufgrund des Klimawandels erwarteten Veränderungen wie Trockenheit und Hitze anzupassen. Aber wie? „Man muss schauen, dass man Gegenwart und Zukunft bei der Baumartenwahl berücksichtigt“, sagt Peck. Der Wald wächst langsam, das heißt, man arbeitet für die Zukunft, für die Enkel. Gleichzeitig gelte es flexibel zu bleiben: „Dass zum Beispiel Eichen oder andere wärmeliebende Baumarten der Oberrheinebene in 100 Jahren auf dem Feldberg wachsen könnten, heißt nicht, dass wir sie dort heute schon pflanzen können. Sie würden die dort noch herrschenden tiefen Temperaturen oder späte Frühjahrsfröste nicht überstehen“, erklärt die Forstwirtin.
Die Arbeit in der Forstdirektion ist äußerst facettenreich, Peck hat mit sehr vielen Forstbesitzern zu tun. Auf der großen, bunten Karte an ihrer Bürowand zeigt sie, warum das so ist. Jeder gelbe Fleck markiert einen Kommunalwald – das sind rund 40 Prozent der gesamten Waldfläche im Land. Die blauen Flecken stehen für die 36 Prozent privaten Wälder, hellblau für große, dunkelblau für kleine. Nur knapp ein Viertel des Waldes ist grün, das ist der staatliche Teil. Im Südwesten Baden-Württembergs überwiegen die dunkelblauen Anteile – „kleine bis mittelgroße Privatwälder sind typisch für den Schwarzwald“, sagt Peck. Viele besitzen kaum zu bewirtschaftende Kleinstflächen. Durchschnittlich 2,4 Hektar gehören jedem privaten Waldbesitzer im Land, das entspricht zweieinhalb Fußballfeldern. 260.000 private Waldbesitzer gibt es in Baden-Württemberg, über 90 Prozent davon sind solche Kleinstbesitzer mit weniger als fünf Hektar. „Das hat historische Gründe“, erklärt Peck. Im sogenannten Realteilungsgebiet haben immer alle Kinder geerbt, damit haben sich die Flächen zum Beispiel im Südschwarzwald über die Generationen stetig verkleinert. Etwa ein Drittel der baden-württembergischen Privatwaldfläche gehört den Klein- und Kleinstbesitzern, ein weiteres Drittel typischen Höfen mit 5 bis 200 Hektar. Das restliche Drittel ist Großwaldbesitz mit mehr als 200 Hektar. Mit rund 18.000 Hektar ist das Fürstenhaus Fürstenberg der größte private Waldbesitzer im Land.
Forstreform
Zum Beginn dieses Jahres hat das Land – auf Basis des Mitte 2019 beschlossenen Forstreformgesetzes – seine Forstverwaltung umstrukturiert. Seit 1. Januar ist nun Forst BW als Anstalt öffentlichen Rechts für die Bewirtschaftung des Staatswalds zuständig. Das Regierungspräsidium Freiburg kümmert sich jetzt um kommunale und private Waldbesitzer sowie um forsthoheitliche Fragestellungen in ganz Baden-Württemberg. Mit dieser Forstreform hat das Land auch auf ein Kartellverfahren reagiert, in dem das Bundeskartellamt gegen die gebündelte und waldbesitzübergreifende Holzvermarktung Baden-Württembergs geklagt hatte. Zwar hob der Bundesgerichtshof 2018 eine Untersagungsverfügung des Oberlandesgerichts Düsseldorf wieder auf. Allerdings folgten Schadenersatzklagen der Holzindustrie in Millionenhöhe gegen Baden-Württemberg und vier weitere Bundesländer. Diese Verfahren laufen noch.
kat
Die Forstdirektion macht die Forsteinrichtungen für die Kommunalwälder im Land. Das sind Zehn-Jahres-Pläne auf Basis der vom jeweiligen Eigentümer gewünschten Zielsetzung. Diese kann sehr unterschiedlich sein. In manch einer Kommune finanziert der Wald als Haupteinnahmequelle Kindergarten und Schulbus, während andere unabhängiger von den Einnahmen sind und den Freizeitwert höher gewichten können. Für alle gesetzlich festgeschrieben ist indes das Ziel der Nachhaltigkeit, dass also langfristig nicht mehr Holz eingeschlagen wird als nachwächst und auch die sozialen und ökologischen Funktionen des Waldes erhalten bleiben. Mit seiner Waldstrategie 2050 will das Land die unterschiedlichen Wünsche zusammenbringen und eine langfristige Perspektive entwickeln.
Mühlenbach liegt zwischen den Hängen des mittleren Schwarzwalds kurz vor Haslach an der B 294. Die Gemeinde zählt nur 1.700 Einwohner, aber 3.000 Hektar Wald und ist damit der passende Sitz für die Forstwirtschaftliche Vereinigung Schwarzwald (FVS). Die Genossenschaft vereint Waldbesitzer aus dem Schwarzwald in mehr als 60 Forstbetriebsgemeinschaften, kommunalen wie privaten Forstbetrieben. Mit zusammen rund 76.000 Hektar Fläche und jährlich etwa 300.000 Festmeter Holzeinschlag zählt sie zu den größten forstlichen Zusammenschlüssen in Deutschland. Das „Waldbesitzerunternehmen“, wie die FVS sich auch nennt, agiert in erster Linie als Vermarktungsgemeinschaft. Zu den Kunden zählen hauptsächlich Sägewerke in der Region, zudem die Zellstoff- und Papierindustrie sowie Pellethersteller. Außer dem Holzverkauf und -transport bietet die FVS ihren Mitgliedern weitere Dienstleistungen in der Waldbewirtschaftung an wie Pflegehiebe oder Einschläge. Insgesamt setzt die FVS jährlich rund zwölf Millionen Euro um, die – abzüglich einer Gebühr – an die Mitglieder ausgezahlt werden. Mit den eigenen Einnahmen finanziert man acht Mitarbeiter samt Verwaltungskosten.
Durchs Bürofenster von Joachim Prinzbach geht der Blick auf genossenschaftlichen Wald. Auf dem Computerbildschirm zeigt der FVS-Vorstand ein Diagramm des Holzpreises der vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte. „Nach jedem Sturm geht er runter“, sagt Prinzbach und deutet auf die Dellen in der Kurve: 1999 der Jahrhundertsturm Lothar, 2007 Kyrill. Denn dann kommen große Mengen sogenannten Kalamitätsholzes auf den Markt und senken den Preis.
„Es geht einfach um Angebot und Nachfrage“, erklärt Prinzbach. Kalamität bedeutet schlimme Lage. Das so bezeichnete Holz muss geschlagen werden aufgrund von Stürmen, Trockenheit oder Käfer. Auch die Wirtschaftskrise 2008/09 drückte den Holzpreis, weil die Baubranche in der Folge weniger nachfragte. Doch er erholte sich rasch und blieb viele Jahre auf hohem Niveau – bis 2018. Aktuell sind die deutschen Preise für Rund- und Schnittholz so niedrig, dass sie auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig geworden sind. „1950 konnte man sich für eine Lkw-Ladung Holz noch einen VW-Käfer kaufen. Heute reicht’s kaum mehr für einen Satz Reifen“, verdeutlicht Prinzbach. So schippert deutsches Holz teilweise nach Asien. „Eigentlich sollte der wertvolle Rohstoff hier verarbeitet werden“, meint der Forstwirt. Allerdings könne der Export ein „wichtiges Ventil sein, um die überlasteten Märkte zu entlasten“.
Um den Preisverfall nicht noch weiter zu beschleunigen, hat die FVS einen Teil des Holzes vom Markt zurückgehalten. Dafür hat sie viele Nasslager eingerichtet, die bei der Fahrt durch den Schwarzwald vielerorts auffallen. „Holz ist ein verderbliches Gut“, erklärt Prinzbach. Die permanente Bewässerung der Stämme diene der Konservierung.
Bäume & Käfer
In Baden-Württemberg, vor allem im Schwarzwald, gibt es mehr Nadel- als Laubbäume. Die häufigste Baumart im Land ist die Fichte, gefolgt von Buche, Tanne und Eiche. Die Anteile fallen regional sehr unterschiedlich aus, und die Baumarten reagieren unterschiedlich auf Hitze und Trockenheit. Doch allgemein gilt: Heimische Bäume mögen gemäßigtes Klima und ausreichende Feuchtigkeit. Dann sind sie kräftig, vital und widerstandsfähig gegen Schädlinge. Der Borkenkäfer brütet, wie der Name schon sagt, unter der Rinde. Er mag Wärme und Trockenheit, dann produziert er bis zu vier Generationen in einem Jahr. Der Baum wehrt sich mit Harz. Je weniger Wasser er bekommt, desto weniger Harz kann er produzieren. Befallene Bäume sollten möglichst schnell aus dem Wald. Das Holz kann allerdings problemlos verwendet werden.
kat
Auch der Weg nach Donaueschingen führt an mehreren Nasslagern vorbei. In einem mehr als 250 Jahre alten Gebäude mitten in der Donaueschinger Innenstadt sitzt die Unternehmensleitung des Forstbetriebs Fürst zu Fürstenberg. Seit 20 Jahren ist Jochen Borchers hier der Chef von nur noch fünf Mitarbeitern in der Verwaltung sowie sechs Förstern und vier Waldarbeitern. Das Unternehmen hat sich unter Borchers Leitung extrem verschlankt und damit natürlich die Kosten reduziert. Das ist Teil seiner auf Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Geschäftsstrategie. „Wir bauen auf verantwortliches und unternehmerisches Handeln“, betont Borchers, der neben Forst- auch Volkswirtschaft studiert sowie promoviert hat und parallel eine Unternehmensberatung betreibt. „Unser Fokus ist ganz klar der Vermögenserhalt.“
Die rund 18.000 Hektar fürstlicher Wald erstrecken sich auf zehn Landkreise, vier Regionen und zwei Regierungsbezirke zwischen Schwarzwald und Bodensee. Die Forstbetriebe nutzen ihre Eigenständigkeit als Freiheit, einen eigenen Weg in der Waldbewirtschaftung zu gehen. Das freie Waldbetretungsrecht garantiert der Bevölkerung den Zugang. Der Laie erkennt wohl kaum, dass er sich auf fürstlichem Terrain befindet. Forstexperte Borchers indes sieht deutliche Unterschiede: „Unser Wald ist lichter“, sagt er. „Wir durchforsten intensiver als die Kollegen, weil ein klimastabiler Wald immer wachsen können muss.“ Wo mehr Licht durch die Baumkronen dringt, wachsen mehr junge Bäume – vorausgesetzt, das Wild frisst die frischen Triebe nicht gleich wieder. Das verhindert die Fürstenbergsche Jagdstrategie: „Wir jagen offensiv und haben dadurch mehr klimastabile Verjüngung am Boden.“ Der Ortstermin im Wald beweist: Überall sprießen junge Tannen und Fichten ganz von allein. So spart Borchers Zeit und Geld für die Aufforstung und verdient zudem noch mit der Vergabe von Jagderlaubnissen sowie dem Verkauf von Wildbret.
Die fürstlichen Forstbetriebe verdienen nicht mehr nur mit Holz ihr Geld, sondern mit diversen anderen Arten der Waldnutzung. Sie bieten Bestattungen in mittlerweile sieben Friedwäldern an und haben auch einen Tierfriedhof eingerichtet. Sie betreiben sechs Windräder (viele weitere befinden sich in der Planung), kooperieren mit zwei Bogenparcours-Betreibern und planen einen Wohnmobilpark. Mit der gleichen Strategie managen die Donaueschinger weitere 7.000 Hektar Privatwald für einen Mandanten. „Wenn wir Wald zur Verfügung stellen, damit jemand Geld verdient, wollen wir daran beteiligt sein“, erklärt Borchers die Zielsetzung dieser Aktivitäten. Deren Anteil am Umsatz steigt stetig und liegt mittlerweile bei mehr als einem Viertel. Als Borchers die Forstbetriebe Anfang 2000 übernommen hat, erzielten sie noch 95 Prozent ihres Umsatzes mit dem Holzverkauf.
In den 20 Jahren unter seiner Leitung hat das fürstliche Unternehmen noch nie rote Zahlen geschrieben. Ob das dieses Jahr so bleibt, wagt er angesichts der Lage auf dem Holzmarkt und der Situation im Wald nicht zu prognostizieren. Vor Kurzem ist Borchers mit dem Flugzeug über eigene und andere Wälder geflogen, um sich einen Überblick zu verschaffen. „Was ich da gesehen habe, ist dramatisch“, berichtet er. Viele vor allem kleinere Besitzer hätten den Kampf gegen den Käfer aufgegeben. Den hat man in den fürstlichen Wäldern zwar im Griff, kann gegen die Trockenheit aber auch nichts ausrichten. Jetzt räche sich die frühere Art der Waldwirtschaft, als weniger durchforstet wurde und viele Bäume zu eng, mit zu kleiner Wurzel und zu wenig grüner Krone hochwuchsen. Sie sterben als erstes. Die stärkere Ausdünnung dagegen lässt Bäume stabiler und widerstandsfähiger wachsen. Positiver Nebeneffekt: Sie erreichen die fürs Sägewerk nötige Stärke in 40 bis 50 Jahren, etwa die Hälfte der bislang üblichen Zeit. Klimastabilität und Wirtschaftlichkeit gehen beim „Fürstenberger Nadelholzmodell“ also miteinander einher. Die aktuelle Krise trifft den Betrieb zwar hart, aber nicht existenziell. „Wir fühlen uns in dem eingeschlagenen Weg deutlich bestätigt, in jedweder Hinsicht“, sagt Borchers.
Ähnlich geht es Lignotrend-Geschäftsführer Ralph Eckert. Er sieht das Geschäftsmodell seiner auf Holzbauteile spezialisierten Firma als passende Antwort auf den Klimawandel. Denn wenn Holz im Wald liegen bleibt und verrottet oder verbrannt wird, setzt es das Kohlendioxid, das der Baum einst gebunden hat, wieder frei. Schlecht fürs Klima. Das passiert nicht, wenn man das Holz verbaut. Eckert sieht Holzbau deshalb als klimafreundlich an – besonders wenn das Material effizient und dauerhaft eingesetzt wird wie in seinen Produkten. Denn das 1992 gegründete Unternehmen aus Weilheim-Bannholz nahe Waldshut verwendet für seine Brettsperrholzelemente auch sogenannte Seitenware, also jenen Teil des Stamms, der übrig bleibt, wenn man Balken sägt. Außerdem lässt Lignotrend da, wo es keine tragende Funktion erfüllt, das Holz weg und schafft so Platz für Zusatzfunktionen wie Schallschutz oder Raumakustik. Lignotrend-Gründer Werner Eckert, Vater von Ralph Eckert, gilt als einer der Vordenker des Brettsperrholzprinzips. Die Idee dabei: Um zu verhindern, dass verbautes Holz weiterarbeitet, sich also verformt, werden die Brettlagen über Kreuz und auf Abstand verklebt. So entstehen Holzbauelemente, die sich wie Ziegelsteine oder Beton für die tragende Konstruktion von Wänden, Decken oder großen Dächern eignen und mehrgeschossigen Holzbau sowie große Hallen ermöglichen.
Brettsperrholzelemente sind mittlerweile zum Massenprodukt geworden. Branchenriesen wie die österreichische Firma Binder verarbeiten Hunderttausende Kubikmeter Holz pro Jahr. Dagegen sieht Lignotrend mit 25.000 bis 30.000 jährlich verarbeiteten Kubikmetern vergleichsweise klein aus. Die Schwarzwälder setzen ihren Fokus auf Klasse statt Masse. „Wir sehen uns bei der Qualität führend“, sagt Ralph Eckert beim Gespräch im Besucherraum über der Produktion. Was die rund 160 Mitarbeiter hier in drei Schichten verarbeiten, stammt überwiegend aus einem Radius von 200 Kilometern. Die Verwendung heimischen Holzes ist bei Ligno-trend Programm, denn sie bedeutet, dass die Wertschöpfung in der Region stattfindet.
Einen Teil ihrer Arbeit sehen Werner und Ralph Eckert in der Werbung für den Holzbau. Deshalb haben sie von Anfang an eng mit Architekten sowie Zimmerleuten zusammengearbeitet, und sie engagieren sich in Interessenverbänden wie Proholz oder dem jüngst gegründeten Verein Bauwerk Schwarzwald. Es geht ihnen darum, dem Holzbau ein modernes Gesicht zu geben – jenseits von traditionellen Schwarzwaldhäusern, knarzenden Böden und zugigen Türen. Funktionell wie optisch kämpfen sie gegen alte Stereotype (Holzhäuser sind hellhörig) und Vorstellungen (Eiche rustikal). So sorgen die Holzfasern der Firma Gutex aus Waldshut-Tiengen in den Ligno-Elementen für gute Akustik, und eine spezielle Lasur verhindert das ungewünschte Nachdunkeln des Holzes. Für die sichtbaren Teile verwendet Lignotrend sehr häufig den Schwarzwälder Traditionsbaum Weißtanne und hat ein Starkholzsägewerk in Ibach gekauft und modernisiert. Um die wachsenden Volumen zu bewältigen, investierte man zudem in ein eigenes Hobelwerk in Niedingen bei St. Blasien.
Weißtanne, moderne Holzoptik, Raumakustik: Das sind die Schlüsselbegriffe, die den Erfolg von Lignotrend erklären. Die Idee, Akustik und Optik ins tragende Bauelement zu integrieren, öffneten dem Unternehmen, das zuvor auf privaten Wohnungsbau spezialisiert war, die Tür zum Gewerbe- und Kommunalbau. „Seither geht es eigentlich immer bergauf“, sagt Ralph Eckert. Der Umsatz hat sich in den vergangenen sieben Jahren verdoppelt auf aktuell rund 25 Millionen Euro. Und das Thema Akustik hat eine Eigendynamik entwickelt. Rund 80 Prozent aller Projekte haben damit zu tun. Ein Renner sind beispielsweise die Akustikpaneele, die nachträglich angebracht werden und so auch konventionellen Häusern Holzbauflair verleihen können. Sie sind auch bei Privatleuten sehr gefragt, weshalb man bei Lignotrend über neue Vertriebswege für diesen Markt nachdenkt.
Die Folge des Wachstums ist, dass das Unternehmen nun auch für sich selbst bauen muss: Neben der Produktionshalle soll bis Ende kommenden Jahres für 5,5 Millionen Euro ein dreieinhalbgeschossiges Verwaltungsgebäude entstehen, das zugleich Vorzeigeobjekt sein soll. Dafür, wie moderner Holzbau das Thema Klimawandel angeht.
Text: Kathrin Ermert
Bilder: Florian Forsbach; Jakob Wolber; Kathrin Ermert