Jetzt sitzen wieder viele Menschen im Homeoffice. Schon im vergangenen Frühjahr hatten Unternehmen im großen Stil ihre Beschäftigten pandemiebedingt nach Hause geschickt und sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer überrascht festgestellt, dass die Arbeit „remote“, also auf Distanz, funktioniert. Seither wird viel über Büros und Homeoffice diskutiert. Wie erleben Unternehmen die Veränderungen? Welche Erfahrungen machen sie mit neuen Arten der Arbeit? Und was bedeuten sie für Hersteller von Büromöbeln und -ausstattung? Wir haben uns in der Region umgehört.
Bundesweit waren während des ersten Lockdowns mehr als 40 Prozent aller Beschäftigten zumindest teilweise ins Homeoffice umgezogen, die Hälfte für die gesamte Arbeitszeit, die andere Hälfte teilweise. 42 Prozent hatten zu Hause einen separaten Arbeitsraum, 17 Prozent einen fest installierten Arbeitsort in einem Wohnraum, die restlichen 41 Prozent mussten improvisieren. Das hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Industrieverbands Büro und Arbeitswelt (IBA) ergeben. Die Haufe-Gruppe gilt als ein Vorreiter in Sachen Homeoffice. Schon 2016 hat der Freiburger Fachverlag die Möglichkeit, mobil zu arbeiten, in einer Konzernbetriebsvereinbarung verankert. „Wir nutzen die digitalen Möglichkeiten, um Mitarbeitern zeitliche und örtliche Flexibilität zu gewährleisten, was die Einteilung der Arbeit angeht“, sagt Unternehmenssprecher Timm Heinkele. Die Unternehmensgruppe, zu der auch der IT-Dienstleister Lexware gehört, beschäftigt rund 2.100 Frauen und Männer weltweit; mehr als 1.300 Angestellte sind am Hauptsitz in Freiburg tätig. Wie viele davon bereits vor der Pandemie (auch) im Homeoffice gearbeitet haben und wie viele es jetzt sind oder im ersten Lockdown waren, kann das Unternehmen nicht sagen. „Wir messen diese Zahlen nicht“, sagt Heinkele, fügt aber an: „Ein Großteil unserer Belegschaft arbeitet derzeit mobil.“
Laut IBA-Umfrage wollen mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) – in reduziertem Umfang – auch nach dem Ende der Pandemie im Homeoffice arbeiten, fast ein Fünftel (19 Prozent) sogar möglichst oft. Dagegen hoffen 21 Prozent nicht mehr oder nur noch in Ausnahmefällen daheim arbeiten zu müssen. Je höher Alter und Einkommen, desto besser bewerten die Beschäftigten das Homeoffice. Eltern kleiner Kinder sehen das häufig anders. Vielen (41 Prozent) fällt die Trennung zwischen Beruf und Privatem schwer. Und die meisten (80 Prozent) vermissen den Kontakt zu den Kollegen. Auch finden viele ihren Homeoffice-Arbeitsplatz in Sachen Ergonomie, Funktionalität und technische Ausstattung schlechter als den im Büro. Im Sommer und Herbst versuchte man daher schon, Mängel zu beheben. Insbesondere Bürostühle und IT wurden gekauft. Laut einer Befragung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) sind weitere Anschaffungen in naher Zukunft geplant.
Das merken die Hund Möbelwerke aus Biberach bislang nicht. „Es beginnt erst langsam, dass man sich auch mit der Einrichtung der Arbeitsumgebung im Homeoffice beschäftigt“, sagt Geschäftsführer Hendrik Hund beim Gespräch Anfang Dezember. Im Frühjahr hätten die meisten erstmal spontan und kreativ Lösungen gesucht. Weil die Unternehmen ihre Investitionen 2020 stark zurückgefahren haben, hat das Objektgeschäft gelitten. Hund verzeichnete vergangenes Jahr deshalb einen „enormen Umsatzrückgang“, berichtet Hendrik Hund. Er rechnet mit einem Minus von 25 Prozent. Allerdings sei man in der Branche starke Schwankungen gewohnt. Und dass nach vielen „superstarken Jahren“ ein Abschwung folgen würde, war Hund schon lang vor Corona klar. Deshalb hatte er die Ausgaben heruntergefahren, noch ehe die Pandemie begann.
Wie sich das Geschäft weiterentwickelt, lasse sich im Moment noch nicht abschätzen. Man werde Bürokonzepte wahrscheinlich überdenken, meint Hund, der zugleich IBA-Vorsitzender ist. Gerade die Möglichkeit von Videokonferenzen werde keiner mehr missen wollen – „nicht, weil sie so schön sind, sondern weil es besser ist, als bei Mistwetter 300 Kilometer durch die Gegend zu fahren“, sagt Hund im Telefoninterview während einer Fahrt im Schneeregen von Biberach nach Sulzdorf, wo das Unternehmen einen zweiten Standort hat. Bislang vertreibt Hund seine Schränke, Container, Empfangsanlagen, Schreib- und Konferenztische überwiegend über den Fachhandel. Jetzt entwickelt man in Biberach neue Vertriebskonzepte wie einen eigenen Onlineshop und Kooperationen mit Paketdiensten, um Privatleute besser erreichen zu können. Auch von den eigenen Angestellten arbeiten etwa ein Drittel im Homeoffice, berichtet Hund. Das laufe technisch sehr gut, auch Vertrauen sei nicht das Problem. Eher: das Commitment, die Frage „Wie schaffe ich es, dass alle am gleichen Strang ziehen, dass alle das gleiche Ziel haben? Das sei, gerade bei neuen Mitarbeitern, schwieriger remote statt physisch zu machen. „Ewig funktioniert das nicht. Das ist keine Dauerlösung.“
Herauszufinden, wie künftige Lösungen aussehen, ist die Aufgabe von Raphael Gielgen. Der Trendscout erkundet im Auftrag seines Arbeitgebers, des deutsch-schweizerischen Designmöbelherstellers Vitra, die Zukunft unserer Arbeitswelt. Das bedeutete in den vergangenen Jahren, dass er 200 Tage im Jahr rund um den Globus tourte, um sich innovative Büros anzuschauen. Die Coronapandemie beendete Gielgens Reisetätigkeit. Nach einigen Monaten daheim in Kurzarbeit kaufte er sich die Grundausstattung für ein Onlinestudio. Seither lädt Gielgen die Welt zu sich ein. So kann er morgens Singapur virtuell besuchen und abends schon in San Francisco sein. Und überall sieht er, dass die Zukunft der Arbeitswelt begonnen hat. Wie beim Marathon zeige sich jetzt, ob man trainiert hat, vorbereitet ist auf das, was da kommt, oder nicht. „Das ist der moment of truth“, sagt Gielgen. Die Veränderungen, die sich aus den Erfahrungen des Lockdowns ergeben, sieht er als Dammbruch. Das Homeoffice wird bleiben, glaubt er, das Büro auch – aber nicht in seiner bisherigen Form. Die Menschen könnten jetzt wählen, sich den besten Ort für die Arbeit suchen. Mithilfe zahlreicher Tools lassen sich alle routinierten Arbeiten mobil oder im Homeoffice erledigen. Das Büro dagegen „bedient im Wesentlichen die Erwartungen des Kollektivs“, schildert Gielgen. Dort geht es um Begegnungen und Arbeiten, die man nicht allein machen kann.
Im Büro müssen die Mitarbeitenden sich in erster Linie wohlfühlen“, sagt Clemens Imberi, Leiter der Business Unit Streit Inhouse und Mitglied der Geschäftsleitung des Bürodienstleisters Streit in Hausach. Er nennt es „Kulturtankstelle“. Hier gehe es um den sozialen Kontakt und den kollegialen Austausch, vor allem den flüchtigen informellen Austausch. Der entsteht nebenbei – in Raucherecken, Kaffeeküchen, Bibliotheken oder an anderen Treffpunkten – und ist sogar produktiver als gezieltes Brainstorming, wie Studien zeigen. Den gilt es also zu fördern mit einer entsprechenden Gestaltung der Räume. Unternehmer müssten über das klassische Büro hinaus denken und ihre Mitarbeiter dahingehend begleiten, dass sie auch außerhalb „gehfähig“ sind, rät Imberi. Denn die Zukunft werde wahrscheinlich ein hybrides Arbeiten sein – teils daheim, teils unterwegs oder am Arbeitsplatz. Die entsprechenden Produkte und Dienstleistungen bietet Streit mit seinen drei Segmenten Büroeinrichtung, -technik und -bedarf an. Das Unternehmen ist deshalb vergleichsweise gut durch das Coronajahr gekommen. Imberi geht davon aus, dass man etwa auf Vorjahresniveau gelandet ist. Das sei auch gelungen, weil die Einrichtungssparte mit ihren Marken wie Vitra oder USM Privatleute erreicht, die dieses Jahr besonders viel in die eigenen vier Wände investiert haben. Zudem habe die Sparte Bürobedarf ihr Sortiment gezielt um Hygieneartikel wie Desinfektionsspray oder Masken aufgestockt und so Rückgänge etwa bei Papier und Stiften kompensiert.
Homeoffice funktioniert bei Streit auch intern, wie die Befragung der 240 Mitarbeiter zeigt. Die Hälfte kann sich demnach vorstellen, nach Ende der Pandemie zumindest teilweise weiter im Homeoffice zu arbeiten. Ganz wichtig dabei: die technischen Voraussetzungen. „Das Thema Digitalisierung ist zwingend für ein stimmiges Gesamtkonzept erforderlich“, betont Imberi.
Entsprechend beschäftigt sind während der Pandemie die IT-Dienstleister. Als sich Deutschland Mitte März das erste Mal in einen Lockdown zurückzog, war für Klaus Schmid Hochkonjunktur. Der Gründer und Geschäftsführer der it@business GmbH & Co. KG in Spaichingen und seine 34 Kollegen haben innerhalb einer Woche mehr als tausend Heimarbeitsplätze „ongeboarded“, also in einen Zustand versetzt, dass die Beschäftigten von extern auf Unternehmensdaten zugreifen können. „Da hat man gesehen, wer in den letzten Jahren schon seine Hausaufgaben gemacht hatte“, sagt Schmid. Auch beim zweiten Lockdown Ende des Jahres, der nach Schmids Beobachtung überlegter und nicht so panisch wie der erste vonstatten ging, waren das noch nicht alle. it@business betreut rund 460 Kunden, die meisten davon sind Industriebetriebe aus der Medizintechnik und der Metallverarbeitung. Deshalb steht das Thema Sicherheit weit oben – auch im Zusammenhang mit Homeoffice. „Man hat viele Jahre daran gearbeitet, den externen Datenzugriff zu erschweren und möchte genau den jetzt ermöglichen“, erklärt der Fachinformatiker. Diese Gefahren müssten entsprechend abgesichert werden. Trotz des zwischenzeitlichen Homeoffice-Hypes verbuchte it@business vergangenes Jahr eine kleine Delle im Umsatz – wie fast die ganze Branche deutschland- und weltweit. Auch in der IT gab es 2020 nur wenige komplette Gewinner, beispielsweise Microsoft mit seinem Cloudgeschäft. Weil viele Unternehmen ihre Investitionen vertagten, hat das klassische Projektgeschäft gelitten. Und manch ein Projekt ließ beziehungsweise lässt sich kaum realisieren, weil das ganze Jahr vieles nicht erhältlich war: Notebooks, Webcams oder Headsets, aber auch Standardartikel wie Gehäuseschrauben.
Für Sedus Stoll aus Dogern ist das vergangene Jahr „in Summe ordentlich gelaufen“, berichtet Vorstand Daniel Kittner. Im Inland landete der Hersteller von Stühlen, Möbeln, Tisch- und Schranksystemen sogar etwa auf Vorjahresniveau. Der Export allerdings, der mehr als 40 Prozent ausmacht, ist stark eingebrochen. Die Hauptabnehmerländer Frankreich, Italien und Großbritannien waren besonders stark von der Pandemie betroffen. Unterm Strich liegt der Umsatz 2020 wohl etwa zehn Prozent unter dem des Vorjahres (2019: 210 Millionen Euro). Zu diesen vergleichsweise guten Zahlen haben insbesondere einige neue Angebote beigetragen. „Wir haben das Thema Homeoffice stark im Blick gehabt – unabhängig von der Pandemie“, sagt Kittner. Bereits vor Corona hat Sedus Stoll entsprechende Produkte entwickelt. Beispielsweise einen kompakten Drehstuhl und einen kleinen Sekretär, die sich für Heimarbeitsplätze eignen. Stark gestiegen ist 2020 der Onlinevertrieb, sowohl im eigenen Shop als auch über Händler auf Plattformen. „B2B2C“ nennt Kittner die Strategie in Sachen Homeoffice. Das heißt: Man findet gemeinsam mit den Unternehmen Lösungen, dass deren Mitarbeiter zuhause arbeiten können. Auch die Segmente rund um neue Arbeitsformen im Büro entwickeln sich laut Kittner stark – etwa Möbel, die sich flexibel dem gewünschten Arbeitsstil anpassen, und Systeme, mit denen sich die Nutzung planen lässt. So hatte Sedus passenderweise Anfang 2020 seine erste Software marktreif, die es gemeinsam mit dem österreichischen Technologiespezialisten Kapsch erarbeitet hatte. Das digitale Raummanagementsystem unterstützt, gerade bei großen Unternehmen, die flexible Nutzung von Arbeitsplätzen – mittlerweile auch im Hinblick auf Covid-19. Ein weiteres gemeinsames Produkt mit Kapsch – diesmal eine Kombination aus Möbeln und Software – hat Sedus in Planung. „Es ist klar, dass sich die Nutzung traditioneller Büroflächen ändern wird, weil konzentriertes Arbeiten am Einzeltisch zunehmend im Homeoffice geschieht“, sagt Kittner. Er sieht darin keineswegs eine Bedrohung für Sedus, sondern im Gegenteil eine Chance.
Thomas Weisser mag in den Lobgesang aufs Homeoffice nicht einstimmen. „Alles hat zwei Seiten“, sagt der Triberger Unternehmer, der drei Einzelhandelsgeschäfte – darunter das Haus der 1.000 Uhren – betreibt. Weissers Kunden sind überwiegend Schwarzwaldtouristen, vor allem aus dem Ausland. Weil dieses Jahr so gut wie kein internationaler Tourismus stattgefunden hat, ist Weissers Umsatz um fast 60 Prozent eingebrochen. Die meisten seiner gut zwei Dutzend Beschäftigten arbeiten im Verkauf und mussten deshalb große Teile des Jahres in Kurzarbeit. Diejenigen aus Verwaltung und Marketing schickte er ins Homeoffice. „Ich sehe das nicht als grundsätzliche Wunderwaffe der Zukunft, denn es treten ganz andere Probleme auf“, sagt Weisser. Das fängt bei grundlegenden Voraussetzungen an: Gerade in vielen Schwarzwälder Gemeinden funktioniert ohne stabiles G 4/LTE-Netzwerk auch die beste Technik nicht besonders gut. Dazu kommen menschliche Aspekte: „Den Mitarbeitern fällt die Decke auf den Kopf“, berichtet der Chef. Ohne persönlichen Kontakt zum Unternehmen würden sie vom Informationsfluss abgehängt– trotz Kommunikationssoftware. „Eine Firma ist dynamisch, man kann nicht immer alles gleich schriftlich mitteilen“, erklärt Weisser. Kritisch sieht er in dem Zusammenhang auch das Thema Datenschutz, vor allem wenn das Homeoffice kein extra Zimmer ist, sondern sich Arbeit und Familie am Küchentisch oder im Wohnzimmer zusammenwürfeln. Da ist es dann auch mit dem konzentrierten Arbeiten nicht so weit her. Seine Mitarbeiter kämen deshalb lieber wieder ins Büro zurück.
Wer im Büro zur Toilette geht oder einen Kaffee kocht, bucht sich dafür nicht aus. Und im Homeoffice daheim? Was passiert, wenn jemand für ein paar Minuten nicht oder einfach zu anderen Zeiten erreichbar ist? Das Beispiel zeigt: Es braucht neue Regeln und eine andere Kommunikation, damit in Unternehmen aus der Präsenz- eine Vertrauenskultur werden kann. „Homeoffice ist nicht einfach nur das Zur-Verfügung-Stellen von Hard- und Softwareprodukten, sondern eine Frage der Führung und des Vertrauens gegenüber der Leistungserbringung auf Distanz“, sagt Emmanuel Beule. Und da sieht der Referent für digitale Geschäftsprozesse der IHK Südlicher Oberrhein noch einigen Handlungsbedarf. Es sei ja Realität, dass viele Menschen im Homeoffice waren beziehungsweise sind, und dass die Arbeit auf Distanz funktioniert. Teilweise sogar so gut, dass manch ein Chef sich die Frage stellt: „Braucht man mich eigentlich noch?“ Die Unternehmen verwalten sich also selbst. Die Firmenchefs sollten sich nun aber zu Gestaltern der neuen Normalität entwickeln. „Das ist die Kunst“, sagt Beule. Wer annehme, dass nach der Pandemie das alte System zurückkehrt, der setze auf das falsche Pferd. Gestalten statt verwalten: Das muss Chefsache sein, meint Beule, und das erfordert eine neue Unternehmens- und Führungskultur. Die Basis dafür ist Vertrauen gegenüber den Mitarbeitern. Der Verdacht, Menschen arbeiten zu Hause weniger, ist ein Trugschluss – das haben viele Studien bewiesen. „Es gibt sie, die Menschen, die zu Hause weniger leisten. Aber die kommen im Büro genauso durch“, sagt Beule. Wie die oder der Einzelne mit dem Homeoffice zurecht kommt, kann sich individuell sehr unterscheiden. Das ist auch ein Thema der Personalentwicklung. Ein weiteres Problem: Die Digitalisierungskompetenz haben in der Regel nicht diejenigen in der Chefetage. Die meisten Führungskräfte gehören einer Generation an, deren Allgemeinbildung 20 bis 40 Jahre alt ist. Sie sind keine Digital Natives und deshalb gar nicht in der Lage, manche Entscheidung zu fällen. Doch genau das ist die Voraussetzung für eine wirkliche Transformation der Arbeitswelt. Die Chefs müssen sich also die jungen Experten mit der passenden Denkweise und der richtigen Expertise an Bord holen, sollten selbst aber am Steuer den Kurs bestimmen. Dafür müssen Führungskräfte laut Beule umdenken.
Kathrin Ermert
Vorteile, Nachteile, Tipps
Das Konstanzer Institut für betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) hat Routinedaten, Studien und Literatur zum Thema Homeoffice aus den vergangenen zehn Jahren ausgewertet und daraus Ressourcen und Stressoren im Homeoffice – oder auch: Vor- und Nachteile der Telearbeit – definiert. Die Vorteile: Wenn es ausreichend Platz und Ruhe, funktionierende Hard- und Software sowie eine stabile Internetverbindung gibt, ermöglicht das Homeoffice die eigene flexible Gestaltung der Arbeitszeit und Pausen sowie eine Zeitersparnis aufgrund des wegfallenden Arbeitsweges. Ohne Unterbrechungen und Ablenkungen von Kollegen fördert es die Konzentration und damit die Effizienz. Das Selbstmanagement bietet zudem größeren Planungs- und Entscheidungsspielraum sowie die Vereinbarung mit privaten Interessen wie beispielsweise Familie und Freizeit. Voraussetzung für all dies ist eine vertrauensvolle und wertschätzende Kultur und Kommunikation mit Führungskräften und Kollegen.
Die Nachteile im Homeoffice beginnen bei einer mangelhaften Ergonomie, nicht nur des Mobiliars, sondern auch hinsichtlich Licht und Lärm. Datenschutz sowie die ausreichende Trennung von Privatem und Geschäftlichen können ebenso problematisch sein wie mangelndes Vertrauen der Vorgesetzten. Die Kontrolle der eigenen Arbeitszeit, das Gefühl der dauernden Erreichbarkeit sowie die Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit kann Beschäftigte überfordern. Auch digitales Multitasking, fehlende Arbeitsmaterialien, mangelnde Information und Austausch oder unklare Absprachen belasten. Ob Vor- oder Nachteile überwiegen, hängt von der Familiensituation, dem Geschlecht (Frauen klagen häufiger über Mehrfachbelastung) und dem Umfang der Telearbeit ab. Am besten fällt die Bewertung bei denjenigen aus, die partiell im Homeoffice arbeiten.
Aus diesen Erkenntnissen formuliert das IFBG Handlungsempfehlungen für Beschäftigte, Führungskräfte und Arbeitgeber. Diese reichen von Tipps für die Zeiteinteilung (Routinen etablieren, Pausen einhalten, Blöcke und To-do-Listen festlegen, Multitasking vermeiden) über die Vereinbarung der Rahmenbedingungen im Team (Zielvereinbarungen sowie Regeln und Erwartungen zur Erreichbarkeit formulieren, auf direkte Kontrolle verzichten) über die Vorbildfunktion (selbst an Kernarbeitszeiten halten) und regelmäßiges Feedback bis zu Grundlegendem wie einer betrieblichen Vereinbarung zur Telearbeit. Wenn ein Unternehmen seine Mitarbeiter zur Nutzung des Homeoffices motivieren möchte, sollte es dies auch klar kommunizieren und Vorurteilen wie schlechteren Karrierechancen entgegenwirken. Der Arbeitgeber muss sich zudem um die Möblierung und technische Einrichtung des Heimarbeitsplatzes auch hinsichtlich versicherungs- und arbeitsschutzrechtlicher Belange kümmern. Außerdem sollte er Schulungen für die nötigen Medien- und Kommunikationskompetenzen anbieten – und sich am besten auch selbst in Sachen Digital Leadership weiterbilden.
Veranstaltungen zum Thema :
- Die IHK Südlicher Oberrhein bietet zwei Onlineimpulse an: „Das Office nach Corona: Die analog-digitale Kultur-Tankstelle“ am 26. Januar (15-16.15 Uhr) und „Einflüsse und Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Arbeitswelt“ am 27. Januar (11-12 Uhr). Details und Anmeldung:
www.suedlicher-oberrhein.ihk.de ( 4956566 bzw. 4954760) - Die IHK-Akademie Schwarzwald-Baar-Heuberg veranstaltet am 12. und 13. Januar das Onlinetraining „Fit für‘s Homeoffice“. Details und Anmeldung: www.ihkakademie-sbh.de ( FFHO-211)