Brauerei Ganter, Herder-Verlag, Gasthaus „Zum Roten Bären“ oder Optik Nosch: Viele Freiburger Unternehmen können auf eine lange Geschichte verweisen. Wir geben einen Überblick über die ältesten der heute noch bestehenden Betriebe – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Nur ein wenig jünger als die Stadt Freiburg sind ihre drei ältesten Unternehmen. Sie alle wurden ebenfalls im Mittelalter gegründet. Wahrscheinlich bis ins Jahr 1146 reicht die Geschichte der Heiliggeistspitalstiftung zurück, die heute zur Stiftungsverwaltung Freiburg gehört und die älteste Fürsorgeeinrichtung der Stadt ist. Aus jenem Jahr stammt zumindest der erste Hinweis auf ein Hospital in der Stadt. Urkundlich erwähnt wurde das damals am Münsterplatz gelegene Heiliggeistspital erstmals 1225. Im Laufe der Jahrhunderte ist daraus eine große Unternehmung unter dem Dach der Freiburger Stiftungsverwaltung geworden. Heute betreibt die Heiliggeistspitalstiftung unter anderem vier Pflegehäuser, sechs Wohnanlagen mit betreuten Wohnungen, zwei Begegnungszentren, einen ambulanten Pflegedienst und eine Tagespflege. Rund 400 Mitarbeiter sind beschäftigt.
Bereits um das Jahr 1200 wurde die Freiburger Münsterbauhütte gegründet. Bis 1536 diente der Steinmetzbetrieb, der heute noch Steinmetze und Steinbildhauer ausbildet, als Bauhütte für das Freiburger Münster. Danach war diese zwar kein Bauunternehmen mehr, die von der Stadt angestellten Mitarbeiter kümmerten sich dafür um die Instandhaltung des Münsters. Seit 1890 wird die Bauhütte vom Freiburger Münsterbauverein getragen, ist für den Erhalt des äußeren Mauerwerks zuständig und betreibt außerdem den Münsterladen, in dem Steine, Wein und andere Souvenirs verkauft werden.
Mit der Bezeichnung „Ältester Gasthof Deutschlands“ schmückt sich das Hotelrestaurant „Zum Roten Bären“ in der Freiburger Altstadt. Bis 1311 reicht die lückenlose Wirtsliste, die damals mit dem Geschlecht der Bienger begann und die bis hin zu den heutigen Geschäftsführern Christoph Glück und Christian Böhler reicht. Von den Ursprüngen zeugt eine Inschrift auf der Fassade des Gebäudes, dessen Fundamente sogar aus der Zeit der Stadtgründung stammen. Wie das Gebäude damals genutzt wurde, steht nicht fest. „Vor 1311 kann es auch schon ein Gasthaus gewesen sein, muss es aber nicht“, sagt Peter Kalchthaler, Leiter des Freiburger Museums für Stadtgeschichte. Der Rote Bär sei aber auf jeden Fall das älteste urkundlich nachgewiesene Gasthaus Deutschlands. Fest steht zudem, dass Nese und Hanman Bienger, die das Haus vermutlich im 14. Jahrhundert in dritter Generation führten, ihren Gästen unter anderem geröstete Breischeiben servierten, die sie täglich frisch zubereiteten. Dies schreibt die langjährige Bärenwirtin Monika Hansen in ihrem 2009 im Rombach-Verlag erschienenen „Buch vom Roten Bären in Freiburg“. In die Zeit von Nese und Hanman Bienger fällt auch das Jahr 1387, in dem der Name „Zum Roten Bären“ zum ersten Mal erwähnt wurde. Das Hotelrestaurant ist damit der älteste IHK-Mitgliedsbetrieb Freiburgs, den es heute noch gibt.
Apotheken aus der Frühen Neuzeit
Die ältesten noch bestehenden Freiburger Betriebe, die in der Frühen Neuzeit, also etwa zwischen 1500 und 1800, gegründet wurden, sind zwei Apotheken: Die von Michael Walter betriebene Löwen Apotheke am Bertoldsbrunnen wurde im Jahr 1662 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, wie es auf der Website heißt. Die IHK Südlicher Oberrhein führt das Jahr 1775 als Gründungsdatum. Die Hof-Apotheke, die heute Gabriele Bär führt und die nur wenige Schritte davon entfernt in der Freiburger Kaiser-Joseph-Straße liegt, ist nach eigenen Angaben die älteste Apotheke der Stadt. Laut IHK-Stammdatenregister gibt es sie bereits seit 1737. Dass im 18. Jahrhundert, aber auch schon zuvor, in Freiburg und andernorts viele Apotheken entstanden sind, liegt laut Peter Kalchthaler daran, dass sich etwa ab dem Jahr 1500 das Medizinwesen weg von den Spitälern entwickelt hat, die Berufe des Arztes und des Pharmazeuten voneinander getrennt wurden, sich zudem die akademische Ausbildung beider etablierte und die Ausgabe der Medikamente nicht mehr mit den Spitälern verknüpft wurde. Nach und nach eröffneten in den Städten Apotheken. „Im 16. Jahrhundert hatte[n] sie sich als stabile und unverzichtbare Institution[en] der städtischen Gesundheitspflege etabliert. Im 17. Jahrhundert begegnen [wir] häufiger bereits drei oder vier Apotheken in einer größeren Stadt“, heißt es in einer Chronik auf der Website des Deutschen Apothekenmuseums. Das Sortiment war allerdings anders als heute. Medikamente wurden bereits hergestellt und verkauft, aber auch Zuckerwerk, Marzipan, Liköre und Branntwein. Beide Häuser, die Löwen- und die Hof-Apotheke, wurden 1944 beim Bombenangriff auf Freiburg, so wie der Großteil der Freiburger Innenstadt, zerstört und einige Jahre später wiederaufgebaut.
Wohl bis ins 17. Jahrhundert erstrecken sich laut Peter Kalchthaler die Wurzeln der Freiburger Unternehmerfamilie Brenzinger – angefangen von einem Maler über das 1872 gegründete und vor dem Ersten Weltkrieg größte Bauunternehmen Freiburgs bis hin zu den Immobilien- und Hausverwaltungsunternehmen der Familie, die es heute noch gibt.
Das laut IHK-Stammdatenregister älteste noch bestehende Unternehmen der später eingemeindeten Stadtteile stammt aus dem 18. Jahrhundert: das Hotel Hirschen in Lehen. 1740 wurde das Haus als Stube gegründet, später zu Stube-Hirschenpost umbenannt. Heute ist es ein Ferien- und Businesshotel mit Restaurant und wird von Vater und Sohn, dem Küchenmeister Werner und dem Hotelmanager Elias Baumgartner, in sechster beziehungsweise siebter Generation geführt.
Wurzeln der kommunalen Betriebe
Auch die Geschichte der städtischen Unternehmen geht bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zurück. Damals gründeten die Zünfte, die viele Jahrhunderte das wirtschaftliche Leben Freiburgs prägten (siehe auch Artikel zur Geschichte der IHK ab Seite 18), die genossenschaftlich organisierte Bürgerliche Beurbarungsgesellschaft. Die gibt es heute zwar nicht mehr. Aus ihr ging aber, wie der stadtgeschichtliche Experte Peter Kalchthaler berichtet, im Laufe der Zeit zum einen die Sparkasse hervor. Sie wurde 1826 gegründet und hatte, so wie auch die 1866 eröffnete Volksbank, einen stark sozialen Charakter, so Kalchthaler. „Nachfolger“ der Beurbarungsgesellschaft sind laut dem Museumschef zum anderen die gemeinnützige Siedlungsgesellschaft (1919 gegründet, später Kommunal- und heute Stadtbau) sowie die Gas- und Wasserwerke, die im 19. Jahrhundert für die Kanalanbindung und Wasserversorgung aller Freiburger Haushalte zuständig waren. 1850 entstand das erste Freiburger Gaswerk, 1899 das E-Werk. 1972 wurden beide zur Freiburger Energie und Wasserversorgung (FEW) zusammengelegt. Seit 2001 ist diese gemeinsam mit fünf anderen kommunalen Versorgungsunternehmen in der Badenova aufgegangen.
Wachstum im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert wurden nicht nur Banken, Energie- und Wasserversorger gegründet. In dieser Zeit wurden insgesamt die Voraussetzungen für das wirtschaftliche und auch sonstige Wachstum der Stadt geschaffen: 1806 wurde Freiburg badisch und blieb es auch nach dem Wiener Kongress in den Jahren 1814/15, der auf die Niederlage Napoleons in den sogenannten Koalitionskriegen folgte und bei dem Europa neu geordnet wurde. Danach machten sich die badischen Großherzöge daran, Freiburg als dritte badische Hauptstadt nach Karlsruhe und Mannheim zu etablieren. Dass das Zunftwesen abgeschafft und es erleichtert wurde, Handel zu treiben, half dabei. Die Eröffnung des Freiburger Bahnhofs im Jahr 1845 war ein Meilenstein auf diesem Weg. Freiburg war von da an besser erreichbar, dies erleichterte den Handel. Die Stadt gewann zudem an Attraktivität, die Zahl der Einwohner und die Wirtschaft wuchsen. „Freiburg erlebt in den folgenden Jahrzehnten einen steilen Aufstieg“, schreibt der Journalist Alexander Huber in dem 2008 in der Edition-Käflein erschienenen Band „Freiburg“.
Familiengeführte Verlage
Zwei bedeutende und zugleich familiengeführte Freiburger Verlage stammen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: 1808 zog Bartholomä Herder mit seinem Verlag hierher – der Konstanzer Bischof hatte ihn 1801 zum „Fürstbischoflichen Hofbuchhändler und -buchdrucker“ berufen, wie Hans R. Kricheldorf in seiner „Freiburger Warenwelt um 1900“ (Rombach 2018) schreibt. Der Bischofssitz wurde ebenfalls von Konstanz nach Freiburg verlegt. Die Nähe zur Kirche hat das von Manuel Herder in sechster Generation geführte Unternehmen auch heute noch, es verlegt beispielsweise die Bücher des inzwischen emeritierten Papstes Benedikt XVI.
Die Verlegerfamilie Poppen ist seit 1826 in Freiburg ansässig. Damals kam Hermann Meinhard Poppen mit seiner Familie in die Stadt, übernahm erst die Geschäftsführung der Universitäts-Buchdruckerei und kaufte sie 20 Jahre später. 1863 pachtete er gemeinsam mit seinem Sohn Eduard Daniel Poppen die „Freiburger Zeitung“, die der Junior 1866, zwei Jahre nach dem Tod des Vaters, von der Stadt erwarb. Dies schreibt Ingrid Kühbacher in dem 2009 im ebenfalls traditionsreichen und familiengeführten Freiburger Rombach Verlag erschienenen Band „In Freiburg bekannt“ im Kapitel über die Verlegerfamilie Poppen. Diese wurde 1950 zusammen mit der Familie Ortmann Mitgesellschafterin des Badischen Verlages, der die Badische Zeitung, Nachfolgerin der Freiburger Zeitung, verlegt. Als familiengeführtes, regionales Medienhaus mit Wolfgang Poppen und seiner Tochter Nadja an der Spitze stellt der Verlag eine Besonderheit in der sich wandelnden Presselandschaft dar.
Alte Brauereien
Besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts boomte Freiburg. Einen großen Anteil daran hatte Otto Winterer, der von 1888 bis 1913 Oberbürgermeister der Stadt war und unter anderem den Ausbau der Infrastruktur vorantrieb, was zu einem weiteren Wachstumsschub führte. Viele Auswärtige siedelten sich in der Stadt an. Darunter war der aus dem kurpfälzischen Altlußheim stammende Braumeister Julius Feierling genauso wie der Schönauer Braumeister Ludwig „Louis“ Ganter, die beide Familienbrauereien gründeten, die es noch heute gibt. Als sie Ende des 19. Jahrhunderts hier sesshaft wurden, gab es in der Stadt viele kleine Hausbrauereien und noch keine Großbetriebe.
Im Gegensatz zu Ganter ist Feierling heute eine Hausbrauerei: Julius Feierling pachtete 1877 die Kleinstbrauerei zur Insel, kaufte sie später und machte sie zu einer beliebten, wachsenden Großbrauerei. Martina Feierling-Rombach und ihr Mann Wolfgang führen diese acht Jahre unterbrochene Tradition seit 1989 erfolgreich fort. Ludwig Ganter, der Urgroßvater der heutigen Geschäftsführerin Katharina Ganter-Fraschetti, übernahm 1865 das Brauereianwesen von Wendelin Ringwald. Sein Unternehmen wuchs schnell, die Industrialisierung ebnete ihm dabei den Weg: Ludwig Ganter war der erste Freiburger Brauer, der Ende der 1860er-Jahre in der Produktion eine Dampfmaschine einsetzte, wie es in der Firmenchronik zum 150. Jubiläum heißt. Aus Platzgründen hatte er das Unternehmen vor die Tore der Stadt, in die Oberau, verlegt – in die Nähe anderer Industriebetriebe wie die Näh- und Stickseidenfabrik Carl Mez und die Porzellanknopffabrik Risler, die damals dort ansässig waren.
In anderen Firmen aufgegangen
Auch große Freiburger Unternehmen, die längst in anderen Firmen aufgegangen sind, stammen aus dem 19. Jahrhundert: zum Beispiel der auf Medizintechnik spezialisierte Betrieb F.L. Fischer, den der Instrumentenbauer Ferdinand Ludwig Fischer 1866 als Ein-Mann-Unternehmen gründete, der schnell wuchs, 1984 von der Firma Leibinger aus Müllheim übernommen wurde und wie diese heute Teil des US-amerikanischen Medizintechnikkonzerns Stryker ist, der nach wie vor einen Standort in Freiburg unterhält. Die 1895 gegründete und auf elektronische Medizinapparate spezialisierte Fritz Hellige & Co. GmbH ist nicht nur Pionier auf ihrem Gebiet, sondern inzwischen auch Teil des US-amerikanischen Konzerns GE Medical Systems. In Freiburg ist das Unternehmen ebenfalls nach wie vor vertreten.
Historische Händler und Handwerker
Noch heute prägen viele mittelständische Familienunternehmen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet wurden, die Stadt. Darunter sind vor allem Händler und Handwerks-, aber auch Gastronomiebetriebe. Sie alle mussten zwei Weltkriege und dazwischen die Weltwirtschaftskrise überstehen, die meisten von ihnen zudem ihre zerstörten Räume nach dem Bombardement Freiburgs im November 1944 wieder aufbauen.
Zu denen, welchen dies gelungen ist, zählen die Frese GmbH, 1863 gegründet, nach wie vor familiengeführt und auf textiles Einrichten spezialisiert, Betten Striebel und Schafferer – beide wurden laut IHK im Jahr 1889 gegründet. Das Schreibwarengeschäft Walter Rose eröffnete 1894 einen Standort in der Günterstalstraße. Inzwischen betreibt der Inhaber Thomas Rose drei Geschäfte sowie einen Onlineshop. Tobias Kern führt heute die Parfümerie Kern in vierter Generation. Sein Urgroßvater Carl Wilhelm Kern gründete das Unternehmen im Jahr 1899 als Großhandel für Farben, Chemikalien, Tierfutter und Naturheilmittel. Ähnlich alt ist die Albert Stähle Käsespezialitäten GmbH (1896 gegründet), etwas älter sind die Hild Nähwelt (1878) und das Modehaus Fabel (1872), das als Garn-, Kurz- und Strumpfwarengeschäft begann. All diese Handelsunternehmen entstanden in den Freiburger Boomjahren während der Kaiserzeit, das nach wie vor familiengeführte Restaurant Dattler auf dem Schlossberg ebenfalls. Die Vorfahren von Hansjörg und Jörg Dattler, den heutigen Geschäftsführern und Vertretern der vierten beziehungsweise fünften Generation, gründeten das Restaurant im Jahr 1882.
Auch viele Handwerksbetriebe zählen zu den Gründungen dieser Zeit – und bestehen heute noch. So wie der 1863 gegründete Dachdeckerbetrieb Baudler, der Installateur und Heizungsbauer Waibel mit Ursprung im Jahr 1875, der Rolladen- und Sonnenschutztechnikbauer Jakob Rottler KG, dessen Wurzeln bis in die 1880er-Jahre reichen, die Zentner Elektrik-Mechanik GmbH (1886) sowie der 1893 gegründete Bad- und Heizungsbauer Lassen. Die älteste noch bestehende Freiburger Metzgerei ist die Metzgerei Müller. Sie wurde 1889 in der Zähringer Straße (heute Habsburger Straße) gegründet und hat dort nach wie vor ihren Sitz. Das heutige Gebäude wurde allerdings 1978 fertiggestellt.
Der älteste bei der Handwerkskammer Freiburg eingetragene Betrieb aus der Stadt ist Optik Nosch. Von Brillen und Kontaktlinsen, auf die das von Thomas und seiner Tochter Susan geführte Geschäft heute spezialisiert ist, war zur Zeit der Gründung im Jahr 1861 noch keine Rede. Isidor Nosch machte sich damals als Messerschmied und chirurgischer Instrumentenmacher selbstständig. Allerdings nahm er bereits acht Jahre später optische Gegenstände in sein Sortiment auf. Und Max Nosch, einer seiner beiden Söhne, die das Geschäft weiterführten, spezialisierte sich Anfang des 20. Jahrhundert auf Optik. Dieser Bereich wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem eigenen Geschäft, das sich nach und nach zu dem heutigen entwickelte, das über zehn Standorte in und um Freiburg verfügt.
Susanne Maerz
Bilder: FWTM/Schoenen; Maerz; Verlag Herder; Brauerei Ganter