Für heimische Wildtiere sind naturnahe Gärten ein idealer Rückzugsort, speziell im Winter. Und was auf privatem Grundstück gut ist, kann auf dem Firmengelände nicht verkehrt sein. Unternehmen können hier einen Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt leisten. Oft sind kleine Maßnahmen von großer Wirkung. Umgekehrt gilt: Wer beim großen Aufräumen der Gartenanlagen radikal Laub und alte Ästen einsammelt, entfernt zugleich Lebensräume und Nahrungsquellen. Worüber sich Vögel, Insekten und Co. in der kalten Jahreszeit freuen.
Kost und Logis für Vögel
Wer etwas für die heimischen Piepmätze tun will, kann eine Futterstelle einrichten – oder gleich mehrere. Sinnvoll ist es, auf ausreichend Abstand zu achten: zur nächsten Glasscheibe (zwei Meter, besser mehr) und zur nächsten Katze (Futterstellen also an hochgelegenen, übersichtlichen Stellen einrichten). Auch vor starkem Wind und Regen sollte der Ort geschützt sein. Dies gilt ebenfalls für Nistkästen, die nicht nur Vögel zum Überwintern nutzen. Auch Mäuse, Eichhörnchen, Fledermäuse und viele Insekten machen es sich in den künstlichen Schlafstuben gemütlich, wenn die Temperaturen purzeln. Die kalte Jahreszeit lässt sich zudem gut nutzen, um Pläne fürs Frühjahr zu schmieden und festzulegen, wo auf dem Firmengelände dann Bäume, Hecken und Sträucher gepflanzt werden als Lebensraum und Nahrungsvorrat für die gefiederten Freunde. Die Dringlichkeit für den Artenschutz könnte kaum größer sein: Im Vergleich zum Jahr 1800 gibt es heute 80 Prozent weniger Vögel in Deutschland.
Unterschlupf für den Igel
Klar, in der siebten Etage eines Büroturms lässt sich ein Winterquartier für den Igel nicht einrichten. Wem aber eine Rasen- oder Gartenfläche zur Verfügung steht, kann dem stacheligen Vierbeiner einen Haufen aus Holz, Reisig und Laub zusammenschieben – am besten in einer ruhigen Ecke des Geländes. Eine Hecke, alte Baumstümpfe oder Holzstapel sorgen für Stabilität und Schutz. Auch ein mit Laub bedeckter, umgedrehter, stabiler Karton oder eine Holzkiste sind geeignete Unterkünfte. Einfache Igelhäuschen sind im Baumarkt erhältlich, oder man baut sie selbst – vielleicht eine Aufgabe für den jüngsten Azubijahrgang?
Serie: Nachhaltige Betriebsgelände
Teil 1: Tausche Rasen gegen Blühwiesen. Mehr Biodiversität auf dem Firmenareal schaffen (WiS 5/2022) www.wirtschaft-im-suedwesten.de/themen-trends/tausche-rasen-gegen-bluehwiese
Teil 2: Damit Falter nicht abschwirren. Aktiv gegen Lichtverschmutzung (WiS 10/2022) www.wirtschaft-im-suedwesten.de/themen-trends/damit-falter-nicht-abschwirren
Der Klassiker: das Insektenhotel
Diesen Room-Service nehmen Bienen, Hummeln, Fliegen, Marienkäfer oder Ohrenkneifer gern in Anspruch: Insektenhotels. Dazu braucht es nicht zwingend Gärten, Balkone oder Dachterrassen. Platzieren lassen sich die Holzhäuser fast überall. Wichtig ist die Ausrichtung nach Süden: Sonne ja, Wind und Feuchtigkeit nein. Regenwasser sollte gut ablaufen können. Insektenhotels gibt es in unterschiedlicher Bauart und Größe zu kaufen, oder man bastelt sie selbst zusammen. Vielleicht eine Idee für das nächste Teamevent? Bauanleitungen gibt es online, etwa beim Naturschutzbund (Nabu – www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/insekten-helfen/00959.html). Viele Insekten suchen in Gebäudenischen, speziell in Garagen, Kellern oder Dachstühlen nicht nur Schutz vor Schnee und Frost, sondern vor allem eines: Ruhe – und damit keine Störquellen wie zu viel künstliches Licht oder Staub- und Laubsauger.
Schutz für Amphibien
Sommer ist, wenn in Hörweite so mancher Arbeitsplätze Froschkonzerte angestimmt werden. Ein halbes Jahr später wird es an den Ufern von Teichen und Tümpeln ruhig. Frösche, Kröten und Molche suchen sich dann ein dunkles, feuchtes Winterquartier. Der Nabu weist darauf hin, dass nicht nur vielbefahrene Straßen und Gullys, sondern auch Kellerschächte zur tödlichen Falle werden können. Mit einem engmaschigen Gitter lässt sich das Problem einfach lösen. Grundsätzlich sind Kompost- und Laubhaufen, Baumwurzeln und feuchte Erdlöcher (für die Erdkröte) sowie tief ausgehobene Teiche, die deshalb nicht bis zum Grund zufrieren (für den Grasfrosch und die Larven des Teichmolchs) geeignete Wohnstätten, die das Überwintern dieser Tiere erleichtern. Auch eine Trockenmauer ist nicht nur ein schönes Gestaltungselement auf dem Firmengelände, sondern gleichzeitig ein potenzieller Winterunterschlupf für Eidechsen.
Text: bb
Bild: Adobe Stock/ondrejprosicky