Die Umstellung auf Wasserstoff als zukünftiger Energieträger ist eine Herausforderung. Doch mit länderübergreifenden Initiativen könnte bald ein regionaler und lukrativer Wasserstoffmarkt entstehen.
Ob als Kraftstoff für Fahrzeuge, Rohstoff für die Industrie oder Brennstoff für Heizungen, an Wasserstoff führt kein Weg mehr vorbei. Doch wie kann die Ablöse von herkömmlichen Energiequellen gelingen? „Das große Problem ist, dass es aktuell keinen Markt und keine Preise gibt. Das ist ein echtes Thema. Die Herausforderung besteht also darin, lokale und territoriale Ökosysteme zu schaffen. Dafür ist es notwendig, Produktion, Vertrieb und Kunden zusammenzubringen”, sagt Jean-Edouard Sixt, Leiter der Geschäftsentwicklung von Réseau Gaz Naturel Strasbourg (R-GDS), dem größten Erdgasversorger im Departement Bas-Rhin im Elsass.
Save the Date: 25. April Drittes Trinationales Wasserstoff Forum
Im vergangenen April wurde die „Trinationale Initiative Wasserstoff – 3H2“ von der IHK Südlicher Oberrhein, der CCI Alsace Eurométropole, der Handelskammer beider Basel, drei Energieversorgern und drei Klimaorganisationen aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich sowie den assoziierten Partnern Eurodistrict und RWE ins Leben gerufen. Die Initiative hat sich zur Aufgabe gemacht, die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft für und mit den Unternehmen im Dreiländereck aktiv voranzutreiben. So ist denn auch das nächste große Event der Initiative, das „3. Trinationale Wasserstoff Forum“ entsprechend überschrieben mit „Wasserstoff als Schlüsselenergie voranbringen“. Die Konferenz richtet sich an Politik, Fachpublikum und vor allem an Unternehmen aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich, die sich mit dem Thema Wasserstoff intensiv auseinandersetzen möchten. Sie findet am 25. April, von 9 bis 14 Uhr, im Alten Kraftwerk in Basel statt.
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Details zum Programm und zur Anmeldung unter www.suedlicher-oberrhein.ihk.de 5714300 oder über Pascale Mollet-Piffert, Telefon: 07821 2703-610 Mail: pascale.mollet@freiburg.ihk.de
Sixt zufolge könnte die reifste Branche für die Umstellung auf Wasserstoff der Mobilitätssektor sein, da es hier bereits eine Nachfrage seitens der Kunden gäbe. Um diesen Markt zu testen, wird R-GDS bereits im Herbst die erste Wasserstofftankstelle im Stadtteil Plaine des Bouchers im Süden Straßburgs eröffnen.
Einer alleine erreicht nichts
Doch nach Ansicht von Experten reichen isolierte Projekte keineswegs aus. Um einen Markt aufzubauen und die wirtschaftlichen und geografischen Herausforderungen der Rheinregion zu überwinden, müssen die drei Länder, die sich die Region teilen – Frankreich, Deutschland und die Schweiz – eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit anstreben. „Perspektivisch gesehen benötigen wir sehr große Mengen an Wasserstoff. Nur gemeinsam können die Kunden in der Dreiländerregion über Anschlüsse an den European Hydrogen Backbone und das nachgelagerte Verteilernetz Zugang zu ausreichenden Mengen an grünem Wasserstoff erhalten“, erklärt Julie Weiss, technische Leiterin der Badenova Netze, einer hundertprozentigen Tochter des größten Energieversorgers in Südbaden. „Wir müssen uns um die technologische Entwicklung kümmern und um die Infrastruktur, die gebaut oder umgebaut werden muss. Denn wenn wir den Wasserstoff nicht selbst lokal herstellen, müssen wir ihn irgendwo herholen. Und dafür brauchen wir einen gesetzlichen Rahmen und Subventionen.“
Erste Schritte sind gemacht
Mit dem „Trinationalen Wasserstoff Forum“, einer Veranstaltung der von Handelskammern, Unternehmen und Klimavereinen organisierten „Trinationalen Wasser Initiative 3H2“, wurden bereits erste Impulse für ein gemeinsames Ökosystem gesetzt. 300 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft kamen im vergangenen Jahr zusammen, um gemeinsame Interessen zu bündeln und Know-how auszutauschen (mehr zur Initiative und zum nächsten Forum siehe Kasten). Mittlerweile beteiligen sich über 50 Unternehmen an der regionalen Entwicklung und verschiedene Machbarkeitsstudien werden durchgeführt. Auch die ersten konkreten Projekte nehmen Form an. In Zusammenarbeit mit dem französischen Gasinfrastrukturbetreiber „GRTgaz“ und Badenova Netze arbeitet „terranets bw“ an einem grenzüberschreitenden Transportnetz für Wasserstoff. Durch den Umbau der bestehenden Infrastruktur soll Baden-Württemberg ab 2028 mit der Region Grand Est verbunden werden. Die zu diesem Zweck zu schaffende grenzüberschreitende Verbindung über den Rhein gibt dem Projekt seinen Namen: „RHYn Interconnection“ – kurz: „RHYn Interco“.
Giorgia Garibaldi
Thesenpapier der DIHK rund um einen schnellen Markthochlauf von Wasserstoff unter www.dihk.de – Impulspapier Wasserstoff
Die WiS arbeitet mit der elsässischen IHK-Zeitschrift „Point éco“ und dem Wirtschaftsmagazin „Wima“ der IHK Karlsruhe zusammen und veröffentlicht gemeinsame Beiträge wie diesen.