Im Elsass werden künftig auf den bisher kostenlosen linksrheinischen Autobahnen Maut-Gebühren für Lkw fällig. Der so genannte R-Pass zielt vor allem auf Mautflüchtlinge aus Deutschland.

Verstopfte Zubringerstraßen, lauter Durchgangsverkehr und zu viele Abgase: Rund 12 000 Lkw rollen täglich über die linksrheinischen Autobahnen zwischen Lauterburg bei Karlsruhe und der Schweizer Grenze. Seit der Erhöhung der deutschen Lkw-Maut ist die Zahl nochmals drastisch angestiegen. Davon hat die französische Grenzregion nun die Nase voll. Mit der Einführung der Lkw-Maut „R-Pass“ will die Gebietskörperschaft Collectivité Europeénne d‘Alsace (CEA) deutsche Mautflüchtlinge vertreiben. Voraussichtlich ab 2027 werden für Lkw ab 3,5 Tonnen auf den bisher kostenlosen Strecken A35 und A36 sowie angrenzenden Landstraßen nach jetzigem Stand 15 Cent pro gefahrenem Kilometer fällig.
Damit bleibt der „R-Pass“ in den meisten Fällen unter den Sätzen für die deutsche Lkw-Maut, deren Berechnung allerdings sehr komplex ist: Seit dem 1. Juli 2024 beträgt die Gebühr laut Toll Collect zwischen 11,4 und 51,6 Cent pro Kilometer. Ermittelt wird der jeweilige Wert aber nicht nur anhand der zurückgelegten mautpflichtigen Strecke, auch die verursachten CO2-Emissions-, Luftverschmutzungs-, Lärmbelastungs- und Infrastrukturkosten werden mit einbezogen. Emissionsfreie Fahrzeuge sind dagegen noch bis zum 31. Dezember 2025 von der Mautpflicht befreit.
Dass mit der neuen Maut tatsächlich Lkw von elsässischen Straßen verschwinden, wird auf französischer Seite angezweifelt. Fabrice Urban, der Präsident des Verbands der Metallindustrie UIMM, ist sich sicher: „Mit 15 Cent pro Kilometer wird die Maut keine abschreckende Wirkung haben.“ Und noch mehr: Er sieht in der Maut eine Bestrafung der lokalen Unternehmen, die keine andere Wahl hätten als ihre Waren wie bisher auch schon über elsässische Straßen zu transportieren. Diese Meinung teilt Michel Chalot, Präsident des elsässischen Speditionsverbands Fédération Nationale des Transports Routiers d‘Alsace. Er sieht nur eine Möglichkeit: die schrittweise Anhebung der Gebühr, um mit den deutschen Tarifen mitzuhalten.
Und wie wird „R-Pass“ auf deutscher Seite bewertet? „Grundsätzlich ist eine zusätzliche Belastung der Verkehrswirtschaft natürlich immer eher kritisch zu sehen“, sagt Norbert Uphues, Referent für Verkehr, Konjunktur und Statistik bei der IHK Südlicher Oberrhein. Für deutsche Spediteure bedeute die Maut im Elsass ein weiteres bürokratisches Hindernis im grenzüberschreitenden Verkehr. Die Kosten für die Maut trage letztendlich aber der Kunde – egal, ob der Lkw auf rechts- oder linksrheinischen Autobahnen unterwegs sei. Daniela Santo/Mélanie Jehl