Die regionalen Unternehmen sind mit den Rahmenbedingungen an ihrem Standort nur durchschnittlich zufrieden. Das zeigt die jüngste IHK-Standortumfrage.
Im Vergleich zu 2018 hat sich die Standortzufriedenheit sogar verschlechtert. Hohe Energiepreise, wenig Arbeitskräfte, fehlende Erweiterungsflächen und zu lange Genehmigungsverfahren bewerten die Betriebe besonders negativ. Positiv sind die Anbindung an die Autobahn sowie die Lebensqualität. Befragt wurden insgesamt 3.000 Mitgliedsunternehmen.
Hintergrund
Die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg hat die Standortumfrage im Verbund mit den Kammern Südlicher Oberrhein und Hochrhein-Bodensee erstellt (siehe dazu auch WiS-Titel 7/8-2023 unter www.wirtschaft-im-suedwesten.de). Damit liegen Zufriedenheitswerte aus zehn Land- und Stadtkreisen im Regierungsbezirk Freiburg vor. Untersucht wurde die Zufriedenheit in 33 Einzelbereichen. Diese lassen sich in fünf Handlungsfelder unterteilen: Verkehr und Infrastruktur, Standortkosten und Flächen, Arbeitsmarkt und Qualifizierung, Verwaltung und Wirtschaftsförderung sowie die Lebensqualität.
„Die Ergebnisse sind ein Auftrag an die Landes- und Bundespolitik“, fasst IHK-Präsidentin Hakenjos die Umfrageergebnisse zusammen. „Denn viele Handlungsfelder lassen sich auf kommunaler Ebene gar nicht lösen.“ Die Politik müsse jetzt mit Nachdruck die Bedingungen am Standort Deutschland verbessern. Nur dann bleibe Deutschland wettbewerbsfähig.
Besonders schmerzen die verhaltenen Zukunftsaussichten, so die Präsidentin. Auf einer Skala von 1 (für sehr gute Aussichten) bis 5 (für sehr schlechte Aussichten) geben die Unternehmen der Region aktuell eine 2,9. Den gleichen Wert geben die Unternehmen zur ihrer aktuellen Zufriedenheit an. „Unsere Unternehmen sind ernüchtert: Denn die Hausaufgaben an die Politik sind identisch, wie vor fünf Jahren. Energieversorgung muss organisiert werden, der Mangel an Fachkräften ist zu beheben und Infrastrukturprojekte zu stemmen. Nichts davon ist neu, bei keinem dieser Felder ist das Ergebnis zufriedenstellend gelöst.“ Beispielhaft nennt Hakenjos den Ausbau der Gäubahn, die Integration geflüchteter Menschen in Arbeit oder die Anbindung des Südwestens an die Stromautobahnen im Norden.
Dieses Unvermögen gefährde Investitionen und Beschäftigung. Im Zweifel würden Arbeitsplätze, Ausbildung und Patententwicklung in andere Länder verlagert. Gerade für einen industriestarken und international aktiven Standort sei dies eine reale Gefahr.
Birgit Hakenjos skizziert die Handlungsmöglichkeiten der Politik: „Wir brauchen mehr Planungssicherheit, mehr Tempo, weniger Kontrollwut.“ Verwaltungsverfahren seien konsequent zu digitalisieren, Straßen und Schienen zeitnah zu modernisieren, mehr Flächen für Wachstum und Wohnen zu aktivieren. Diese Handlungsfelder hätten schon vor der Pandemie und vor dem Krieg in der Ukraine bestanden. „Diese Felder müssen jetzt angegangen werden“, so die Präsidentin abschließend.
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Bild: IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos fordert mehr Planungssicherheit, mehr Tempo und weniger Kontrollwut.
Philipp Hilsenbek, Fachbereich Standortpolitik
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