Ein Bündnis mehrerer Wirtschaftsverbände aus Deutschland und der Schweiz – darunter die IHK Hochrhein-Bodensee – macht Druck: Die Gäubahn muss möglichst rasch ausgebaut werden. Das sei für „die Attraktivität der südlichen Wirtschaftsstandorte elementar“.
Ende Mai war eine Delegation des Wirtschaftsbündnisses zum Ausbau der Gäubahn zu Gast im Stuttgarter Landtag, um mit den Fraktionen einzeln ins Gespräch zu kommen. Grüne, CDU, SPD und FDP hatten die Anfrage positiv beantwortet und sich Zeit genommen, die AfD nicht. Drei Punkte standen bei den Diskussionen aus Sicht der Delegation, die von Steffen Würth, Vize-Präsident der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, angeführt wurde, im Mittelpunkt
Zum einen finden, laut Wirtschaftsbündnis, die Güterverkehre in den Ausbauplanungen kaum Gehör: „Dabei sind sie Dreh- und Angelpunkt für den Gäubahn-Ausbau Richtung Gotthard-Basistunnel“, verdeutlichte Würth. Dazu wird die Verbindung Zürich – Stuttgart kleingeredet, was private Investitionen verhindert. „Sie ist Teil der europäischen Magistrale und Nadelöhr für die Verbindung Rotterdam – Genua!“ Dritter Punkt ist die gefühlte Planlosigkeit rund um den Ausbau. Bisher gibt es, so Würth, keine Antworten auf relevante Fragen wie: „Wer gewährleistet in Bauphasen Transportkorridore? Wer sichert die Reisewege unserer Mitarbeitenden? Wie würde man eine Abbindung kompensieren?“ Für die IHK Hochrhein-Bodensee waren Geschäftsführer Alexander Graf und Verkehrsreferent Dirk Schroff nach Stuttgart gereist. „Alle Fraktionen, mit denen wir gesprochen haben, haben uns versichert, dass die Gäubahn zweigleisig ausgebaut wird und die Transportwirtschaft in der Ausbauplanung berücksichtigt wird“, resümierte Alexander Graf. Dass das Wirtschaftsbündnis, hinter dem auch die IHKs Reutlingen und Nordschwarzwald sowie unter anderen der VSL Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg, der Schweizerische Dachverband der Wirtschaft, die Handelskammer Deutschland-Schweiz sowie die Zürcher Handelskammer stehen, aktiv geworden sei, wurde ebenfalls sehr positiv aufgenommen. „Es kam gut an, dass wir dort unsere Standpunkte dargelegt haben: Wir sind mit den Anliegen der Wirtschaft auf offene Ohren gestoßen.“
Um die Fraktionen an das Gespräch und die Forderungen der Wirtschaft zu erinnern, gab es als Gastgeschenk eine Güterlokomotive im Design des Wirtschaftsbündnisses und der Aufschrift „Ausbau statt Stillstand“. Dennoch rechnet Graf damit, dass die monatelangen Arbeiten zur Verbesserung der Gäubahn für die Unternehmen und Menschen in der Region eine echte Herausforderung werden. Weil die Strecke zwischen Stuttgart und Zürich gleichzeitig komplett technisch erneuert und ausgebaut wird, „dürften die nächsten Jahre nichts Gutes verheißen“.
Text: mrk
Fotos: Philipp Hilsenbek, IHK SBH
Bilder: Die Delegation während des Besuchs bei der SPD-Fraktion (oben). Gastgeschenk (unten): eine Güterlokomotive im Design des Wirtschaftsbündnisses und der Aufschrift „Ausbau statt Stillstand“.