Die IHK Südlicher Oberrhein startet ein Netzwerk für unorthodoxen und spielerischen Wissenstransfer.
Erfahrungsaustauschgruppen, oder kurz Erfas, für Führungskräfte und Abteilungsleiter – das sind Orte, an denen Chefs „die Hosen runterlassen“ – ganz wie beim Skat, wenn die Karten offen auf den Tisch gelegt werden. Aber sind sie der richtige Platz für „wildes Lernen und erfolgreiche Transformation“? Emmanuel Beule von der IHK Südlicher Oberrhein ist da eher skeptisch. Doch wie kommt dann neues Wissen in eine Organisation? Und auch noch Wissen, das sich nicht einfach googeln lässt, sondern dessen Weitergabe manchmal schon als „intim“ zu bezeichnen ist?
Der IHK-Experte für digitale Unternehmensentwicklung hat deshalb einen neuen Weg gebahnt: „Im Mai starten wir mit unserem Führungskräftenetzwerk. Das ist ein Austauschformat für Menschen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen und die wildes Lernen nicht abschreckt“, erklärt Emmanuel Beule. Und weil dabei sogar das gute alte Lego – allerdings als Serious Play – eine Rolle spielt, wirkt das auf Anhieb tatsächlich erst einmal „wild“.
Neue Methoden für drängende Fragen
Als größte Herausforderungen für die Mitgliedsunternehmen haben sich in den vergangenen Jahren die Themen digitale Transformation, der Fachkräfteengpass, Nachhaltigkeit, stockende Lieferengpässe sowie das Spannungsfeld Regionalität versus Globalität herauskristallisiert. „Wir sehen, dass wir diesen Herausforderungen mit neuen Methoden in der Organisationsentwicklung, in der Unternehmensgestaltung und in der Führung von Menschen begegnen müssen – und zwar bereits dann, wenn es darum geht, sie überhaupt zu begreifen“, sagt Emmanuel Beule. Deshalb sollen im Führungskräftenetzwerk „Methoden auf Probe“ angeboten werden: „Mit Michael Habighorst, Claudia Koch und Marcel Dräger haben wir drei Berater im Team, die ausgewiesene Experten in Agilität und Lean Management, in Führung und Veränderung sowie in Kommunikation und Lernen sind. Wir bieten Wissenshäppchen auf Probe an. Vielleicht ungewöhnlich, dafür aber nah dran an Innovationen wie der der Gamification, bei der die Kraft des Spielens und der Spiele genutzt wird für Prozesse, die nichts mit einem Spiel zu tun haben“, erläutert Beule.
Netzwerken plus Weiterbildung
Ab Mai können Geschäftsführer, Gesellschafter, Führungskräfte mit Personalverantwortung und solche, die gestaltend in einem Unternehmen wirken, gegen einen Jahresbeitrag von 500 Euro Teil des Führungskräftenetzwerks der IHK Südlicher Oberrhein werden. Ähnlich wie in den üblichen Erfas gibt es Netzwerken ohne Eigenwerbende, dafür inklusive des Blicks über den Tellerrand. Will heißen: Zweimal im Jahr geht es zur Unternehmensbesichtigung mit anschließendem Austausch.
Wild wird es dann bei der Modelle- und Methodenvermittlung. „Wir haben einen Wissenspool befüllt und die Mitglieder erhalten eine Lizenz für die E-Learning-Plattform Masterplan mit weit mehr als 200 Lehrvideos, die einer Kinoerfahrung ziemlich nahekommen. Wir haben Unternehmensplanspiele von Topsim vorbereitet, mit denen auch an Universitäten gearbeitet wird – und wir werden beispielsweise mit Lego Serious Play eine agile Methode ausprobieren, in der die Führungskräfte in ganz neuer Art und Weise ein Geschäftsmodell erklären können“, beschreibt Beule, der sich sicher ist: „Wenn es darum geht, neue Methoden zum Wissenstransfer auszuwählen, ist es wie beim Wein: Es muss schmecken!“
Wenn aktuelle Themen unter den Nägeln brennen, soll das neue Netzwerk so etwas wie „Erste Hilfe“ bieten können. Und zwar in Workshops und beim Erfahrungsaustausch zu Themen, die quasi auf die Agenda katapultiert werden. Im Preis inbegriffen ist darüber hinaus ein Rabatt auf Seminare der IHK-Akademie. Das Angebot wird flankiert von Podcasts, Videos, Diskussionsrunden und moderierten Onlinevorträgen.
Tacheles reden dringend erwünscht
Was gemütlich und entspannt klingt, ist die „IHK denkBar“, die als Treffpunkt fungiert. Sie soll Platz bieten für Begegnungen und das Netzwerken vor dem Hintergrund der Themen der Zeit. Dort darf dann nach der Vorstellung von Emmanuel Beule auch gern mal hitzig debattiert werden – nichts mit Kaffeekränzchen.
Insgesamt ist das Führungskräftenetzwerk Bestandteil des IHK-Impulsnetzwerks. „Unsere Kammer steht für validierte Methoden, die funktionieren – auch und gerade vor dem Hintergrund, dass Wissen in der Gegenwart eine immer geringere Halbwertszeit hat“, sagt Beule. Dass das jetzt – im geschlossenen Kreis und mit offenem Visier – auch mal mit unorthodoxen und spielerischen Methoden möglich ist, ist für Beule der Qualität der Inhalte nicht abträglich, sondern stärkt vielmehr deren Akzeptanz.
Text: dg
Bild: Adobe Stock, rosinka79
Mehr zum neuen Führungskräftenetzwerk bei Emmanuel Beule
Telefon: 0761 3858-268
Mail: emmanuel.beule@freiburg.ihk.de
oder unter www.impulsnetzwerk.ihk.de – 5353256