Krisen sind Teil unserer neuen Normalität. Nach den Coronajahren, den gestörten Lieferketten und den Fachkräfteengpässen sind Unternehmen nun mit einer anstehenden Energiekrise konfrontiert. Doch was braucht es für eine gute Krisenbewältigung?
In immer kürzeren Zyklen stellen uns Krisen vor enorme Herausforderungen. Und wurde während der Finanzkrise 2008 noch gerne mit dem Motto „Krise als Chance betrachten“ kokettiert, ist die Gesamtlage heute ernster denn je. Denn die psychologische Sicherheit ist auf allen hierarchischen Ebenen und in der Gesellschaft ausgereizt. Lösungen für die aktuellen sowie künftigen Probleme der Wirtschaftswelt sind von entscheidender Bedeutung.
„Probleme gehören zum Alltagsgeschäft. Und was wir gerade mit dem beginnenden Energieengpass spüren, wird sich mit dem Fachkräftemangel um ein Vielfaches vergrößern und Unternehmen in existenzielle Schwierigkeiten bringen“, sagt Emmanuel Beule, Referent für digitale Unternehmensentwicklung bei der IHK Südlicher Oberrhein. In dieser Situation wird es immer wichtiger, einen klaren, strukturierten Fahrplan für den Krisenmodus zu haben, um handlungsfähig bleiben zu können. „80 Prozent der Unternehmen geben zwar an, einen Krisenplan zu haben, Tests haben jedoch gezeigt, dass nur 30 Prozent davon im Ernstfall funktionieren“, weiß der Experte.
Die Globalisierung verstärkt das Problem: „Durch die günstige globale Fertigung in anderen Ländern konnten viele Unternehmen den Fachkräftemangel noch kompensieren. Nun kommt es jedoch durch ethische Fragen und Sanktionen zu Ausfällen. Damit geht auch die Planungssicherheit für Unternehmen verloren“, erklärt Stefanie Blum, stellvertretende Leiterin des Geschäftsbereichs International der IHK Südlicher Oberrhein.
Um die Kontinuität des Geschäftsbetriebs auch in Krisenfällen sicherzustellen, brauchen Unternehmen ein koordiniertes Notfallmanagement. Hier gilt es, ganzheitlich zu denken und eine betriebliche Kontinuitätsstrategie zu entwickeln. „Dieser Managementprozess, das Business Continuity Management (BCM), hat das Ziel, gravierende Risiken für Institutionen und Unternehmen frühzeitig zu erkennen und Lösungskonzepte zu entwickeln“, führt Beule aus. BCM vereint eine Fülle an Normen, Methoden und Vorgehensweisen, die das Überleben von Unternehmen strukturiert unterstützen. Ein Kern dieser Managementmethode ist ein Krisen- und Notfallmanagement, beispielsweise durch geschäftliche Potenzialanalysen oder das Arbeiten nach Normen.
„Oft wird die Komplexität eines Unternehmens dabei erstmals bewusst überprüft, und es werden überraschende Schwachstellen offengelegt“, berichtet Beule. BCM erfordert Mut, Kraft, Geld und den Willen, Entscheidungen zu treffen. Außerdem braucht es Zeit. Um etwa die IT-Infrastruktur nach Vorlagen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik sicher aufzustellen, dauert es im Schnitt zwei bis sechs Monate. „Wenn der Hackerangriff dann aber mal kommt, weiß jeder, was er zu tun hat. Und das ist ausschlaggebend für die weitere Existenz des Unternehmens.“
Um gemeinsame Lösungskonzepte zu entwickeln und eine Orientierungshilfe im Normendschungel zu geben, hat die IHK unter dem Motto „Themen ohne Grenzen“ ein neues Veranstaltungsformat zum Business Continuity Management entwickelt. „Dabei möchten wir mit unseren Mitgliedsunternehmen Normen, Methoden und praxistaugliche Vorgehensweisen unter die Lupe nehmen, die dazu beitragen, sich neuen Krisenthemen anzunehmen“, sagt Emmanuel Beule.
Text: heo
Bild: Adobe Stock /tomertu
Zum Auftakt der „Themen ohne Grenzen“-Reihe findet am 26. Oktober ab 14.30 Uhr im Ausstellungspark der „Birkenmeier Stein + Design GmbH“ in Breisach ein Business-Talk zum „Umgang mit Krisen“ statt. Bis Ende 2023 folgen regelmäßig weitere Veranstaltungen, Fachartikel und Exkursionen zum BCM.
Infos und Anmeldung unter www.xing.com/events/business-treff-umgang-krisen-4222613