Ehrenamtliche Ausschüsse sind wichtige Beratungs- und Multiplikatorengremien für die gesamte IHK-Organisation. Im Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin werden jährlich 16 Ausschüsse von der Vollversammlung eingesetzt. Eine Ausschussmitgliedschaft ist persönlich und erfolgt für vier Jahre. Jährlich tagt der Ausschuss zweimal, vor allem in der Bundeshauptstadt, einmal pro Berufsperiode trifft sich der Ausschuss in Brüssel. Annette Müller, Geschäftsführende Gesellschafterin der Hugo Müller GmbH & Co. KG in Villingen-Schwenningen, spricht im Interview über ihre Arbeit für die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg im Ausschuss Industrie und Forschung.
Frau Müller, Sie sind seit April im DIHK-Ausschuss für Industrie und Forschung als Vertreterin für unsere Region tätig. Was macht ein DIHK-Ausschuss und welche Themen deckt der Ausschuss für Industrie und Forschung ab?
Annette Müller: Der DIHK-Ausschuss für Industrie und Forschung setzt sich vor allem zusammen aus innovationsaktiven Industrieunternehmen bundesweit sowie IHK-Geschäftsführern aus dem Fachbereich Industrie und Forschung. Die zweimal im Jahr stattfindenden Treffen bestehen aus einem Vorabend mit einem politischen Gast oder Vertreter aus der Wissenschaft. Auf der Sitzung am Folgetag werden mit Gästen aus der Politik, Wissenschaft und anderen Institutionen aktuelle industrie- und forschungspolitische Themen diskutiert. Zur besseren Vernetzung und zum fachlichen Austausch finden gelegentlich gemeinsame Sitzungen mit anderen DIHK-Ausschüssen statt.
Annette Müller
Annette Müller leitet zusammen mit ihrem Bruder Alexander Müller die Geschäfte der Hugo Müller GmbH & Co. KG in Villingen-Schwenningen. Sie hat nach ihrem Studium, das sie als Diplom-Wirtschaftsingenieurin abgeschlossen hatte, sechs Jahre bei einem großen Automobilunternehmen gearbeitet und entsprechend Berufserfahrung gesammelt. Die Geschwister haben die Leitung des Traditionsunternehmens vor mehr als 17 Jahren übernommen und führen es in dritter Generation.
Die Hugo Müller GmbH & Co. KG wurde 1929 gegründet und produzierte bis Ende der 1950er Jahre vor allem Lautsprecher und „Omega“-Kopfhörer. In den 1960er Jahren kam die erste Universalschaltuhr auf den Markt. Seither sind Produkte für exaktes zeit- und lichtabhängiges Schalten, Steuern und Zählen Ziel des Unternehmens. Seit 2005 liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Raumklimasteuerung. Mit der Einführung eines eigenen Luftgütesensors für die Raumklimatisierung wurde dieser Schwerpunkt mit einer gefragten Technologie erweitert. Das Unternehmen vereinigt Innovationsgeist, Qualitätsbewusstsein und Internationalität, um kundenspezifische Produkte nach individuellen Anforderungen und Wünschen umzusetzen.
Welche Erwartungen haben Sie als regionale Vertreterin für die Region denn an die Arbeit im Ausschuss?
Ich freue mich sehr auf diese Treffen und den Austausch mit Unternehmen zu aktuellen fachlichen und politischen Themen. Sie garantieren, dass wir in der Region immer am Puls der Zeit bleiben. Als Ausschussmitglied kann ich frühzeitig die industrie- und forschungspolitischen Themen, die die Bundes- und EU-Politik beschäftigen, in die praktische Arbeit der IHK einfließen lassen. Das verschafft unseren regionalen Unternehmen klare Wettbewerbsvorteile, und vor allem denjenigen, die sich im IHK-Netzwerk engagieren.
Auf der anderen Seite kann ich das große innovative Know-how unserer Unternehmen in die die Diskussion mit Vertretern aus der Bundespolitik, mit branchenspezifischen Stake-
holdern, Entscheidern aus der Wissenschaft und anderen Institutionen einbringen. Sie sehen also, durch diesen stetigen Wissenstransfer profitieren unsere Mitgliedsunternehmen nachhaltig.
Können Sie denn sagen, welche Themen Ihnen besonders am Herzen liegen?
Die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg bietet eine vielfältige Unternehmenslandschaft mit einer Industrie, die hochinnovativ und international vernetzt ist. Branchenübergreifende Themen wie Industrie 4.0, Digitalisierung oder Künstliche Intelligenz sind derzeit die bestimmenden Herausforderungen. Sie bieten aber auch Chancen, um eine Transformation in einzelnen Branchen und Regionen einzuleiten. Darüber wird sich in den verschiedenen IHK-Netzwerken ausgetauscht. Unser überregionales Netzwerk TechnologyMountains hat da sicherlich eine herausragende Expertise. Als Region profitieren wir von solch starken Clusterinitiativen insgesamt, deren gebündeltes Wissen die IHK mit ihren Netzwerken in die Unternehmen weiter transferiert. Dass ich diesen Prozess als DIHK-Ausschussmitglied auf Bundesebene unterstützen kann, finde ich extrem spannend.
Das Interview führte Daniela Jardot