Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Das wusste nicht nur der Dichter Goethe, nein – auch die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg möchte zeigen, was die Region alles zu bieten hat und wie die Potenziale vor Ort noch besser genutzt werden können.
Vor der Haustüre kennt man sich oft weniger aus. „Wir wollen deshalb für Tagesausflüge in der Region werben“, beschreibt Anne Spreitzer, IHK-Projektleiterin Tourismus, die Idee hinter den Kulturspaziergängen. Diese hat sie gemeinsam mit der IHK-Projektleiterin für den Handel, Lena Häsler, initiiert. Zusammen mit Vertretern von Wirtschaft, Gewerbe, Kommune und Tourismus hat man sich als erstes Ziel St. Georgen im Schwarzwald ausgeguckt – und bei einem Spaziergang von den Schätzen in Kultur, Gastronomie und Handel erfahren, die die Bergstadt zu bieten hat. Bürgermeisterstellvertreter Manfred Scherer und Julian Schmitz, Geschäftsführer des Ferienlandes, begleiteten die Gäste deshalb zu einigen Highlights.
Eine besondere Strahlkraft – vor allem für Freunde von Zeitgenössischer Kunst – ist dabei die Sammlung Grässlin. „Viele würden eine solche Sammlung eher in einer Hauptstadt verorten“, weiß Sammlungsleiterin Hannah Eckstein zu berichten. Denn die Werke von bedeutenden Künstlern der Gegenwart, die von der Unternehmerfamilie Grässlin gesammelt werden, locken viele Interessierte aus ganz Deutschland an. Das Besondere: Nicht nur der Kunstraum, sondern eigentlich die ganze Stadt dienen hierbei als Ausstellungsfläche – selbst leere Lokale nutzt man. Eine Kombination, die in Deutschland sicherlich einmalig sein dürfte.
Sogar das rustikale Heimatmuseum „Schwarzes Tor“, das in einem originalen Schwarzwälder Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert untergebracht ist, zeigt die teils abstrakten Werke – und zwar zwischen den Präparaten von Fuchs und Auerhahn. Im Schwarzen Tor steht jedoch das heimische Handwerk und bäuerliches Brauchtum sowie die wechselnden Ausstellungen im Mittelpunkt, wie Museumsführer Hermann Bauknecht den Gästen berichten konnte.
Dass in St. Georgen Geschmacks- und Geruchssinnen ebenfalls reizvolle Möglichkeiten geboten werden, das machte der Besuch in der Genusswerkstatt und im Seifenladen deutlich. Ein Eldorado für Schokoladenliebhaber bieten dabei die beiden Konditorenmeister Oliver Bittlingmaier und Dagmar Holzer, die im Schnelldurchlauf die Herstellung von Champagnertrüffel näherbrachten und damit Lust auf die Verkostung der über 40 verschiedenen Sorten machten. Ebenso viele verschiedene Kreationen produziert auch Heidi König in ihrer Werkstatt für Naturseife. Der Blick hinter die Kulissen des duftenden Seifenladens offenbarte derweil, dass sich die Produktion der Seifen eigentlich gar nicht so sehr von der Lebensmittelproduktion unterscheidet.
Doch wie können die Potenziale von St. Georgen ausgereizt werden und wie kann das viele Gute gestärkt werden? Auf der Suche nach diesen Fragen und den passenden Impulsen hat im Rahmen des Kulturspaziergangs Angela Nisch, Beraterin und Referentin für Citymanagement & Stadtmarketing, die Schwarzwald-Stadt unter die Lupe genommen. Für sie ist klar: Die kleinen Schmuckstücke einer Stadt müssen ebenfalls herausgearbeitet und entsprechend präsentiert werden. Auch deshalb, weil für sie der Branchenmix des Einzelhandels eine perfekte Mischung bildet. „Es gilt hier, Gastronomie, Einzelhandel und Kultur zu verbinden“, erörtert die Expertin im kürzlich eröffneten Hotel Federwerk, die außerdem betont: „Der erste Eindruck zählt – aber der letzte bleibt.“
ME