Wie ist die Wirtschaft von Deutschland und der Schweiz im Grenzgebiet miteinander verflochten? Das ermittelt das Grenzmonitoring. Die Studie wurde jetzt aktualisiert. Neu ist dabei, dass erstmalig auch die wirtschaftlichen Verflechtungen im Energiebereich aufgezeigt werden.
Die Studie zu den wirtschaftlichen Verflechtungen im deutsch-schweizerischen Grenzraum, das sogenannte Grenzmonitoring, wurde jetzt erneuert. In der aktuellsten Fassung werden die Auswirkungen der Energiekrise mit einem eigenen Fokusthema berücksichtigt. „Die Energiekrise in Folge des Ukrainekriegs macht vielen Unternehmen auf Schweizer wie auf deutscher Seite zu schaffen. Unternehmen in Deutschland und der Schweiz stehen gegenwärtig vor der Herausforderung, mit gestiegenen Energiepreisen umzugehen und ihre Energieversorgung entsprechend anzupassen“, sagt Alexander Graf, Geschäftsführer für Standortpolitik der IHK Hochrhein-Bodensee. „Mittel- und langfristig geht es um nichts weniger, als durch Investitionen in Infrastruktur, Gebäude und Industrieanlagen die Voraussetzungen für die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft hinzubekommen. Es war deswegen folgerichtig, dass wir Daten zur Energieversorgung in der Region in unsere Studie aufnehmen.“
Seit 2014 erfasst die Universität St. Gallen im Auftrag der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee Daten über die Verflechtungen in der Region Nordschweiz/Hochrhein-Bodensee. Die aktuelle Fassung ist die mittlerweile fünfte Fortschreibung.
Erstmalig wurden die Verflechtungen im Energiebereich analysiert
„Wir können mit dem vorliegenden Grenzmonitoring aufzeigen, dass zu den vielfältigen, historisch gewachsenen Verflechtungen in der deutsch-schweizerischen Grenzregion eben auch die Energieversorgung gehört“, so Alexander Graf. „Die Region Hochrhein-Bodensee trägt überproportional viel zur elektrischen Energieproduktion Baden-Württembergs bei. Aber Teile unserer Region werden genauso aus der Schweiz versorgt, wie Schweizer Grenznachbarn aus unserer Region.“
Auch wenn große Zuwächse durch weitere Wasserkraftwerke laut Graf nicht mehr möglich seien, so birgt die Seethermie noch weiter Potenzial. Auch die Wasserkraft könne zukünftig verlässlich grünen Wasserstoff produzieren. „Über diese Zukunftsenergien liefert unser aktuelles Grenzmonitoring einen Überblick. Zudem wird einmal mehr deutlich, dass der Abbruch der bilateralen Verträge auch auf den Energiebereich negative Auswirkungen haben wird. Deutschland ist Teil des EU-Energiebinnenmarktes mit seinen geöffneten Strommärkten, Regeln zum grenzüberschreitenden Stromhandel und zur Förderung erneuerbarer Energien.
In der Schweiz ist der Energiemarkt nur teilweise liberalisiert. Eine zukunftsfähige und verlässliche Energieversorgung wird aus dezentralen Elementen und einer Einbindung in überregionale Netzwerke bestehen müssen. Durch ein fehlendes Stromabkommen zwischen der Schweiz und der EU kann es auch für unsere Region negative Folgen für den grenzüberschreitenden Stromhandel und die Versorgungssicherheit geben.“ Insofern sei dieses Thema einmal mehr ein Plädoyer dafür, die Gespräche zwischen der Schweiz und der EU wieder auf einen Pfad zurückzuführen, der zum Abschluss bilateraler Verträge führt, so Graf abschließend.
Text: ag
Bild: Adobe Stock – hotte_light f
Bild: Bei der sogenannten Seethermie wird Wasser aus 20 bis 40 Meter Tiefe aus dem Bodensee entnommen und über eine Leitung in eine Energiezentrale geführt.
Die gesamte aktualisierte Studie finden Sie hier
Ansprechpartner:
Alexander Graf, Leitung Geschäftsfeld Standortpolitik
Telefon: 07622 3907-213
Mail: alexander.graf@konstanz.de