Ausbildungssuchende und Betriebe sahen sich in diesem Ausbildungsjahr vor besondere Herausforderungen gestellt: Durch die Coronapandemie und ihre Folgen – Schulschließungen, Kontaktbeschränkungen, geschlossene Berufsinformationszentren und der Wegfall von Messen und Veranstaltungen – war die Suche auf beiden Seiten erschwert.
Die Besetzung der Ausbildungsstellen verzögerte sich in vielen Fällen um rund zwei Monate. Die Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen, die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg und die Handwerkskammer (HWK) Konstanz haben in einer gemeinsamen Online-Video-Konferenz Bilanz gezogen. „In diesem Jahr waren Kreativität und Flexibilität gefragt, damit Bewerber und Betriebe zueinanderfanden“, sind sich Sylvia Scholz, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit, IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos und HWK-Präsident Werner Rottler einig. „Aber trotz der vielen Unsicherheiten zeigen die Unternehmen in unserer Region weiterhin eine ungebrochen hohe Ausbildungsbereitschaft und ermöglichen jungen Menschen gute Chancen für ihr zukünftiges Berufsleben. Ein wichtiger Beitrag, damit den Betrieben in unserer Region auch künftig gut ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung stehen.“
Birgit Hakenjos, IHK-Präsidentin
„Die Coronakrise hat auch auf dem regionalen Ausbildungsmarkt tiefe Spuren hinterlassen. In unserer Region, den Landkreisen Tuttlingen, Rottweil und dem Schwarzwald-Baar-Kreis haben wir zum 31. Oktober dieses Jahres 2.229 Ausbildungsverhältnisse neu registriert nach 2.643 Ende Oktober 2019. Somit verzeichnen wir ein Minus von rund 15 Prozent im Vergleich zum Oktober 2019. Viele unserer regionalen Ausbildungsbetriebe befinden sich wegen der Corona-Pandemie in einer überaus schwierigen Lage. Kurzarbeit und Umsatzausfälle in der Corona-Krise treffen besonders Hotels und Gastronomie, Tourismus und große Teile von Einzelhandel und Industrie. Dennoch sehen wir, dass unsere Betriebe alles tun, um die Ausbildung dringend benötigter Fachkräfte sicherzustellen.
Die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg bleibt weiterhin eine echte Vorzeigeregion – mit besten Aussichten für angehende Fachkräfte. Denn nachdem die Krise überwunden ist, sind nicht nur die Betriebe mehr denn je auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen, auch Schulabgänger und Azubis brauchen verlässliche Perspektiven. Mein Dank geht neben unseren Ausbildungsbetrieben auch an alle Lehrkräfte an Berufsschulen sowie die ehrenamtlichen Prüferinnen und Prüfer, die besonders in diesen Zeiten Vorbildliches leisten.“
Silvia Scholz, Agentur für Arbeit
Im Berichtsjahr 2019/2020 wurden der Agentur für Arbeit Rottweil – Villingen-Schwenningen insgesamt 4.444 Berufsausbildungsstellen (minus 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) gemeldet. Im gleichen Zeitraum hatten sich 3.025 Schülerinnen und Schüler als Bewerber für Berufsausbildungsstellen (plus 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) vormerken lassen. „Die Aufholjagd am Ausbildungsmarkt über den Sommer hinweg ist aus Sicht der Agentur für Arbeit gut gelungen. Wir bewegen uns auf dem Niveau der Vorjahre“, sagt Sylvia Scholz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rottweil–Villingen-Schwenningen. Wie im vergangenen Jahr mündete rund die Hälfte der gemeldeten Bewerber in eine Berufsausbildung ein (1.490 oder 49,25 Prozent, im Vorjahr: 52,35 Prozent).
Rund ein Drittel der gemeldeten Bewerber entschied sich für eine Alternative wie beispielsweise Studium, Schulbesuch, Erwerbstätigkeit oder Teilnahme an einer Fördermaßnahme. Ende September hatten 91 Bewerber noch keinen Ausbildungsplatz gefunden. Im Gegenzug blieben 395 Ausbildungsstellen unbesetzt (im Vorjahr: 65 Bewerber unversorgt und 476 Stellen unbesetzt). Die Bilanz zum Ende des 30. September bedeutet aber nicht, dass der Beginn einer Ausbildung in diesem Jahr nicht mehr möglich ist. „Die Berufsberaterinnen und Berufsberater der Agentur für Arbeit stehen besonders in dieser Situation den unversorgten Jugendlichen und deren Eltern beratend zur Seite. Sie geben Orientierung und erarbeiten gemeinsam alternative Berufswahlstrategien. Der Arbeitgeber-Service unterstützt dabei, noch geeignete Ausbildungsstellen zu finden“, erklärt Scholz.
Im Ausbildungsjahr 2019/2020 boten sich in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg rein rechnerisch sehr gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz, denn es waren deutlich mehr Stellen als Bewerber gemeldet (1,47 Berufsausbildungsstellen je Bewerber, im Vorjahr: 1,58 Berufsausbildungsstellen je Bewerber). Damit junge Menschen weiterhin so gute Aussichten auf einen Ausbildungsplatz haben, werden kleine und mittlere Unternehmen durch die Ausbildungsprämie aus dem Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ unterstützt. Ziel ist es, das Ausbildungsangebot aufrechtzuerhalten und jungen Menschen die Fortführung und den erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung zu ermöglichen.
Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz
„Erfreulicherweise gab es trotz der Corona-Beschränkungen, die sich auch auf das Handwerk ausgewirkt haben, keine dramatischen Einbrüche der Ausbildungsverhältnisse. Das zeigt: Die Ausbildung junger Menschen sehen die meisten Betriebe nach wie vor als wichtige Investition in die Zukunft“, berichtete auch Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz. Zum 30. September 2020 verzeichnete die Kammer 1.685 neu eingetragene Ausbildungsverträge im Kammergebiet und damit 4,3 Prozent weniger als im letzten Jahr, in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg gab es einen Rückgang 7,7 Prozent. Allen, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, machte der Kammerpräsident Mut: „Bewerbungen sind grundsätzlich noch bis Jahresende möglich. Selbst jetzt sind noch freie Plätze in der Online-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer zu finden“, so Rottler.
„Eine Berufsausbildung lohnt sich – sie stellt die Weichen für erfolgreiches Leben und Arbeiten“, unterstreichen Sylvia Scholz, Birgit Hakenjos und Werner Rottler. „Wir appellieren an die Betriebe, in ihren Bemühungen nicht nachzulassen. Gemeinsam schaffen wir die Voraussetzungen, damit der Ausgleich am Ausbildungsmarkt im neuen Jahr wieder gelingt und der Bedarf an zukünftigen Fachkräften gesichert bleibt.“
bk/EM/SK
Miriam Kammerer, Fachbereich Berufliche Ausbildung
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