Voneinander lernen und profitieren – in diesem Spätsommer war die IHK Hochrhein-Bodensee Gastgeber des international besetzten Fachsymposiums „Blick über die Grenze“. Rund 60 Entscheidungsträger und Experten aus der beruflichen Weiterbildung waren ins Bodenseeforum gekommen, um sich auszutauschen.
Diese Veranstaltung sei ein Weckruf, eine Erinnerung, sagt Rita Hafner-Degen. Alle fünf Jahre solle der „Blick über die Grenze“ den Beteiligten ins Gedächtnis rufen, dass es Nachbarn gebe, von deren Erfahrungen alle im Wirtschaftsleben und vor allem in der beruflichen Weiterbildung profitieren könnten. So bringt es die Koordinatorin im Netzwerk Fortbildung Baden-Württemberg auf den Punkt. „Es geht um die Vernetzung gerade über die Landesgrenzen hinweg. Wir wollen voneinander lernen – sowohl von unseren europäischen Nachbarn als auch von den Erfahrungen, die unsere Kollegen in anderen Bundesländern machen.“ Begrüßt wurde die Expertenrunde von Johanna Speckmayer, Leiterin der Weiterbildung der IHK Hochrhein-Bodensee, und Dietmar Stengele, Referatsleiter im Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus.
Zu den aktuellen Themen zählten auch die Lehren, die aus der Coronapandemie gezogen wurden. Ein Fragenkomplex dazu lautete: „Was wird die berufliche Weiterbildung in Zukunft prägen? Ist es die Digitalisierung, sind es eher neue Lerninhalte oder andere didaktische Ansätze und Methoden?“ Katharina Bilaine von der Bertelsmann-Stiftung griff diesen Punkt direkt im Eingangsstatement der Veranstaltung auf und verwies auf statistische Erhebungen. „Die Pandemie hat dem ortsunabhängigen Lernen einen Schub verliehen“, machte sie deutlich. Doch nicht nur das: ein Drittel der befragten Erwerbspersonen hätten sich im ersten Lockdown weitergebildet, 41 Prozent von ihnen durch eigenständiges Lernen mit Hilfe von Medien wie Fachlektüre und digitale Lernmedien. Auch auf Unternehmensseite habe es Veränderungen gegeben: „35 Prozent der befragten Unternehmen haben seit Beginn der Pandemie E-Learning zum ersten Mal eingesetzt, 44 Prozent haben die Möglichkeiten des E-Learnings ausgebaut.“
Die zwei Seiten der Digitalisierung
Auch in den Beiträgen von Audun Bjelland von der norwegischen Onlineschule Nettskulen in Vestland, von Bernhard Grämiger vom Schweizerischen Verband für Weiterbildung oder dem von Rosemarie Nowak von der Universität für Weiterbildung Krems aus Österreich nahm die Digitalisierung einen breiten Raum ein. Dabei wurden auch die Startschwierigkeiten beleuchtet, wie das zum Teil geringe Wissen rund um Videotelefonie und digitale Lehre bei den Vortragenden, sowie fehlendes oder schlechtes Equipment. Rosemarie Nowak stellte zudem heraus, dass die Veränderungen der Wissensvermittlung auch auf studentischer Seite Auswirkungen auf das Verhalten gehabt hätten. „Kurze Aufmerksamkeitsspanne, weniger Diskussionsfreude, weniger soziale Interaktion und weniger Verbindlichkeit“, listete sie in ihrem Vortrag „Lehren für die Lehre“ auf.
Darüberhinaus informierte Claus Kapelke in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins „Weiterbildung Hessen“ über die Veränderung der Weiterbildungslandschaft in seinem Bundesland. Im Anschluss legte Frank Wittemeier von der „Landesarbeitsgemeinschaft für eine Andere Weiterbildung“ in Nordrhein-Westfalen dar, wie Weiterbildungsinstitutionen bei der Digitalisierung unterstützt werden. In der abschließenden Diskussionsrunde hatten die Teilnehmer Zeit und Gelegenheit, mit den Referenten ins Gespräch zu kommen. „Das war hochinteressant und immens wichtig“, fasste Rita Hafner-Degen für das Netzwerk Fortbildung den „Blick über die Grenze“ in Konstanz zusammen: „Dieser Austausch bildet die Basis für neue Entwicklungen in der Weiterbildung.“ Ein ähnliches Fazit zog Johanna Speckmayer. Sie verwies auf den „längst fälligen Schritt in die Digitalisierung der Weiterbildung“. Mit ihr entstünden neue, an das Zielpublikum und die Region angepasste Formate, zusätzlich zum Präsenzunterricht, der aus der Bildungslandschaft nicht wegzudenken sei. „Die Zukunft der Bildung benötigt Kreativität, und der Blick auf die Kolleginnen und Kollegen im In- und Ausland zeigte das sehr eindrücklich.“ Welche Impulse von diesem Tag am Rhein mitgenommen wurden, wird spätestens in fünf Jahren deutlich. Dann wird von einem anderen Standort aus ein „Blick über die Grenze“ geworfen.
Text: mrk
Bilder: Janne Bock
Bild oben: Dietmar Stengele, Referatsleiter im Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, vor den rund
60 Weiterbildungsexperten.
Bild unten: Johanna Speckmayer, Leiterin der Weiterbildung der IHK Hochrhein-Bodensee, begrüßt die Teilnehmer im Bodenseeforum.
Berufliche Weiterbildung
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