Der Fachkräftemangel ist omnipräsent. Ein guter Grund, um jetzt gemeinsam neue Wege zu gehen und ins Handeln zu kommen. Wie das aussehen kann, diskutierten Experten aus Politik und Wirtschaft beim IHK-Podiumsgespräch Ende März in Freiburg. Mit Blick auf 2035 werden 50.000 Fachkräfte mit berufsqualifizierendem Abschluss fehlen, so das Resultat des gemeinsamen Fachkräftemonitors der Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg. Das hinterlässt Spuren in der gesamten Gesellschaft. Denn damit gehen auch geringere Einnahmen bei Steuern und Sozialversicherung einher. Zudem gefährdet die aktuelle Fachkräftenot Deutschlands Erfolg bei wichtigen Zukunftsaufgaben: Energiewende, digitale Transformation und Infrastrukturausbau – denn für alle diese Aufgaben braucht es vor allem Menschen mit praktischer Expertise. „Der Fachkräftemangel entwickelt sich zum größten Risiko der deutschen Wirtschaft“, sagte Eberhard Liebherr, Präsident der IHK Südlicher Oberrhein, bei seiner Begrüßung zum IHK-Podiumsgespräch im Etage Tagungscenter an der Messe Freiburg.
Wie Wirtschaft, Politik und Verwaltung Synergien nutzen, sich gegenseitig helfen und gemeinsam handeln können, darum drehte sich das von Stefan Mayer moderierte Gespräch mit geladenen Experten. Im ersten großen Themenblock stand dabei die berufliche Orientierung im Vordergrund. Staatssekretärin Sandra Boser (MdL) vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg betonte die Wichtigkeit der Berufsorientierung durch Praktika: „Dafür können Schulen und Betriebe beispielsweise die Praktikumswoche nutzen – die Schülerinnen und Schüler können dabei an fünf Tagen fünf Betriebe kennenlernen und Erfahrung in verschiedenen Berufen sammeln.“
Viel hilft viel
Weitere diskutierte Bausteine der Berufsorientierung waren Ausbildungsbotschafter, also aktuelle Auszubildende von Betrieben, die Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen und praxisnah aus ihrem Arbeitsalltag berichten, sowie die Einbeziehung der Eltern als erste Ratgeber von Kindern, die beispielsweise durch Eltern-Cafés, Infomessen und Abendveranstaltungen erreicht werden können.
Anja Simon, kaufmännische Direktorin der Universitätsklinik Freiburg, die aktuell etwa 300 Auszubildende beschäftigt, betonte: „Als Arbeitgeber muss man flexibel bleiben, um seine Attraktivität zu zeigen, sei es durch eine Präsenz auf neuen Medien wie TikTok, durch kreative Imagekampagnen oder besondere Angebote. Für uns spielt zum Beispiel das Angebot der Teilzeitausbildung im Pflegebereich eine wichtige Rolle, mit diesem Angebot sprechen wir viele Alleinerziehende an.“
In der Diskussion wurde deutlich, dass selten so viel für Berufsorientierung getan wurde wie aktuell. „Was jedoch fehlt, ist der individuelle Zugang, wir müssen die einzelnen Angebote besser verzahnen und konkretisieren“, meinte Simon Kaiser, Leiter für Aus- und Weiterbildung bei der IHK Südlicher Oberrhein.
heo
Bild: Diskutanten und Zuhörer beim Podiumsgespräch Fachkräftesicherung
Bei den Praktikumswochen Baden-Württemberg schnuppern Schüler ab 15 Jahren an fünf Tagen jeden Tag in ein anderes Unternehmen hinein. Die Termine: in den Pfingstferien, den zwei folgenden Schulwochen (30. Mai – 23. Juni), in den Herbstferien mit den zwei Wochen davor (16. Oktober – 3. November).
Infos und Anmeldung unter www.praktikumswochen-bw.de/unternehmen