Wenn Unternehmen wachsen, gibt es oft auch kein Halten mehr vor Ländergrenzen. Doch wie funktioniert das mit dem Auslandsgeschäft, internationalen Bestimmungen oder Zollpflichten? Hier unterstützt das Enterprise Europe Network in Baden-Württemberg (EEN).
Die IHK Südlicher Oberrhein ist neben fünf weiteren Industrie- und Handelskammern sowie dem Handwerk International Baden-Württemberg, Baden-Württemberg International, dem Steinbeis Europa Zentrum und dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg einer der Akteure in diesem Netzwerk. Wir sprachen mit Petra Steck-Brill, Manager Enterprise Europe Network bei der IHK, wie Unternehmen den Schritt ins Ausland wagen, was das Netzwerk zu bieten hat und warum Kleinteiligkeit manchmal schneller zum Ziel führt.
Frau Steck-Brill, grenzüberschreitende Aufträge, die Erschließung von Auslandsmärkten und selbst die Teilnahme an europäischen Projekten bieten die Chance auf Wachstum – und werden häufig nicht wahrgenommen. Warum?
Petra Steck-Brill: Wer Auslandsmärkte erschließen will, braucht in erster Linie Kontakte und Know-how. Kontakte herzustellen, ist schwierig in Märkten, die man nicht kennt. Das ist für Unternehmen eine riesige Hürde. Der Alltag bindet ohnehin schon Kräfte. Alles, was fremd und neu zu erschließen ist, wird dann häufig nicht priorisiert.
Was leistet das Netzwerk EEN an dieser Stelle?
Will ein Unternehmen den Schritt über die Grenze wagen, sind Kooperationen mit Partnern im Ausland oft der erste Schritt. Hierfür kann uns das Unternehmen sein Profil übermitteln und einen Suchauftrag platzieren. Wir stellen das Profil in eine Datenbank im EEN-Intranet ein und das europaweite Netzwerk bringt die potenziellen Partner dann zusammen. Wir veröffentlichen auf unserer Webseite ausgewählte Kooperationsangebote sowie -gesuche aus dieser digitalen Kooperationsbörse, bieten aber auch Börsen in Präsenz an – zum Beispiel auf Messen oder bei Delegationsreisen.
Sie sind eine Art Partnerbörse für den Mittelstand…
Wir sind viel mehr! Wir bieten nämlich noch eine Reihe anderer Services. Wir unterstützen unsere Mitglieder bei allen Anliegen und Fragen zu ausländischen Märkten und vermitteln Kontakte zu internationalen Experten. Wir helfen Unternehmen, an Mittel im Rahmen europäischer Förderprogramme zu kommen – vor allem im Bereich Forschung und Innovation.
Wir begleiten auch beim Übergang zu nachhaltigeren Geschäftsmodellen für das Auslandsgeschäft. Und wenn sich ein Unternehmen an einer europaweiten Ausschreibung beteiligen will, unterstützen wir, um an grenzüberschreitende öffentliche Aufträge zu gelangen.
Sie unterstützen kleine und mittlere Unternehmen bei ihren internationalen Geschäften und sie tun dies mit Hilfe Ihrer regionalen oder lokalen EEN-Partner im Ausland. Das klingt wie Klein-Klein…
Das ist es nicht! Konzerne haben ihre eigenen sehr potenten Strukturen, um ihre Ziele in ausländischen Märkten zu verfolgen. Der Charme unseres Enterprise Europe Network besteht vor allen Dingen darin, dass wir Netzwerkpartner auf regionaler Ebene aktivieren können. Das ist gerade für die kleinen und mittleren Unternehmen viel zielführender. Wir bieten schließlich auch sehr direkt Unterstützung bei der Abwicklung grenzüberschreitender Geschäfte an und auch für die Teilnahme an europäischen Projekten.
Dann sind Sie ein sehr großes Team?
Wir sind insgesamt sechs Personen im EEN-Team bei der IHK Südlicher Oberrhein, die ganz spezielle Kompetenzen haben hinsichtlich Auslandsmärkten in der EU, aber auch in Drittländern, zu grenzüberschreitenden Waren- oder auch Dienstleistungsverkehren, zu EU-Förderprogrammen sowie Kompetenzen im Bereich Innovation und Umwelt. Zu unseren Themen gehören zum Beispiel auch gewerbliche Schutzrechte, CE-Kennzeichnung und auch die Nachhaltigkeit. Aber vor allem haben wir die Kontakte in andere Länder bis tief in die regionale Ebene hinein.
Wie politisch wirksam ist Ihre Arbeit?
Wir stellen fest, dass auf uns und unsere Mitglieder auch in Brüssel gehört wird. Zwar mit Verzögerung – aber unsere Themen kommen an.
Außenhandel und wirtschaftliche Verflechtungen im Ausland stehen seit dem Ukraine-Konflikt ganz speziell im Fokus. Können Sie hier auch unterstützen?
Wir haben auf internationaler Ebene eine Arbeitsgruppe, die sich speziell diesem Thema widmet. Und natürlich hat der zuständige Kollege bei uns im Haus gerade alle Hände voll zu tun.
Interview: dg
Bild: Adobe Stock, Zoa-Arts
Infos zum EEN bei Petra Steck-Brill
Telefon: 07821 2703 690
Mail: petra.steck@freiburg.ihk.de
Und unter www.ihk.de/freiburg – 3303282