Der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg droht den Anschluss zu verlieren. Energie ist teuer, Arbeitnehmer kaum verfügbar, Betriebserweiterungen nur schwer zu realisieren. Dies belegt die jüngste Standortumfrage der Industrie- und Handelskammern im Regierungsbezirk Freiburg. Bei ihrem diesjährigen „Strategietag Standortpolitik“ diskutierten Experten der Regionalentwicklung Lösungsansätze, um Investoren, Flächen und Gesetze erfolgreich zu kombinieren. Gastrednerin war Nicole Razavi MdL, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen. Das gemeinsame Fazit: Ohne neue Flächen wird es bei der wirtschaftlichen Fortentwicklung Baden-Württembergs nicht gehen.
„Deutschland kann es besser“, bekräftigte IHK-Vizepräsidentin Carolin Deberling bei ihrer Begrüßung im ausgebuchten „Haus der Wirtschaft“. Sie betonte die Bedeutung der Industrie für den Wohlstand im Südwesten. „Jeder zweite Euro der Gewerbesteuer wird in der Industrie erwirtschaftet“, so Deberling. Die Transformation in den Bereichen Automotive oder Medizintechnik bedeute aber auch, dass sich Investitionsschwerpunkte neu sortierten. „Der Wettbewerbsdruck ist hart. Deshalb ist es keine Selbstverständlichkeit mehr, dass Hidden-Champions aus Baden-Württemberg regional investieren.“ Deutschland sei teuer, kompliziert und langsam geworden.
Landesministerin Nicole Razavi skizzierte in ihrem Vortrag Lösungsansätze: „Als Landesregierung haben wir eine Ansiedlungsstrategie verabschiedet. Damit wollen wir mittelständische Unternehmen binden und neue Investitionen nach Baden-Württemberg holen.“ Gleichzeitig sei ein neuer Landesentwicklungsplan in Arbeit. „Dieses Gesamtkonzept setzt den Rahmen für die räumliche Entwicklung von Verkehrswegen, Erneuerbaren Energien oder Wirtschaftsflächen.“ Absehbar sei, dass es angesichts der notwendigen Transformation der Wirtschaft neben einer Strategie zur Reduzierung des Flächenverbrauchs auch neue Gewerbeflächen brauche. Razavi: „Einzelne Landkreise stoßen bereits heute an die Grenzen ihres Flächenpotenziales. Das beschränkt absehbar ihre Einnahmen aus der Gewerbesteuer.“ Steigende Kosten könnten Kommunen dann nur abdecken, wenn sie Steuern und Gebühren erhöhen oder ihre Aufgaben reduzieren. Das senke wiederum ihre Attraktivität als Standort.
Im Rahmen des Strategietages Standortpolitik präsentierten sich auch Best-Practices zur effizienten und nachhaltigen Flächenentwicklung. Ergänzend zeigte die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen ihr Investorenmanagement. „Baden-Württemberg International“ berichtete als landeseigene Agentur zur Standortförderung von den Grundsätzen der beschlossenen Ansiedlungsstrategie. Investoren und expandierende Unternehmen sollten gleichermaßen professionell, schnell und individuell in ihren Vorhaben begleitet werden. Ein Ziel, dessen Bedeutung der Gemeindetag Baden-Württemberg mit seinem Vizepräsidenten Jörg Frey unterstrich.
Text: Hi
Bild: pixl-Agentur Hüfingen
Bild: Flächenpolitik ist für viele relevant (v.l.): Stefan Kühnlein (Moderator), Alexander Graf (IHK Hochrhein-Bodensee), Carolin Deberling (IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg), Frank Bonath MdL, Nicole Razavi (Landesministerin für Landesentwicklung und Wohnen), Martina Braun MdL, Christina Gehri (IHK Südlicher Oberrhein), Barbara Houessinon-Junger (Baden-Württemberg International) und Jörg Frey (Vizepräsident des baden-württembergischen Gemeindetages).
Philipp Hilsenbek, Fachbereich Standortpolitik
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