Das Jahr 2021 begann bei unseren französischen Nachbarn mit der Fusion zweier Departements. Die neue Gebietskörperschaft hat zwar nicht die Bedeutung einer Region, aber sie verfügt über erweiterte Kompetenzen, besonders bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und der Zweisprachigkeit.
Für die Elsässer war es undenkbar, von der Karte Frankreichs gestrichen zu werden. Fünf Jahre nach der Gebietsreform und der Verschmelzung von Elsass, Lothringen und Champagne-Ardenne zur Region Grand Est haben sich die beiden Departements Bas-Rhin und Haut-Rhin zu der Collectivité européenne d’Alsace (CeA) zusammengeschlossen. Die Gebietskörperschaft Elsass verfügt zwar über eine einzige Versammlung, doch sie behält Präfekturen in Straßburg und Colmar. Sie gehört zu der Region Grand Est, aber sie hat mehr Kompetenzen als die Departements.
Inwiefern betreffen die Beziehungen zwischen dem Elsass und seinen deutschen und Schweizer Nachbarn eine Region, die sich bis zum Pariser Becken erstreckt? Das war eins der Hauptargumente der Gegner der Gebietsreform. Rémi Bertrand, mit dem grenzüberschreitenden Raum und der Zweisprachigkeit beauftragter Vizepräsident der CeA, sieht das anders und verweist auf die Coronakrise: „Da gab es nicht nur die gegenseitige Hilfe im Gesundheitsbereich. Auch die Tatsache, dass deutsch-französische Familien auf beiden Seiten des Rheins leben und täglich 90.000 Pendler die Grenze überqueren, ist uns wieder bewusst geworden. Dieses gemeinsame Gebiet hat sich in wenigen Jahrzehnten entwickelt.“ Rémi Bertrand fällt die Aufgabe zu, die grenzüberschreitende Wirtschaft zu vereinfachen, der Zweisprachigkeit neuen Schwung zu verleihen und die Eisenbahnprojekte Colmar-Freiburg im Süden und Saarbrücken-Haguenau-Rastatt-Karlsruhe im Norden zu fördern.
Die neue Gebietskörperschaft wird auch für die Verwaltung der rund 300 Kilometer Autobahn zuständig sein, die zurzeit noch gebührenfrei sind, darunter die A35, die das Elsass von Norden nach Süden durchquert. Dieses Zugeständnis des französischen Staates befeuert die Debatte um die Öko-Maut für Lastwagen erneut, die nach heftigen Protesten in Frankreich geknickt worden war. Dem Elsass ist es schon lang ein Dorn im Auge, dass Lastwagen von der gebührenpflichtigen A5 auf die kostenlose französische Seite wechseln. In dieser Sache muss sich die Gebietskörperschaft Elsass aber mit dem benachbarten Departement Moselle absprechen. Dort befürchtet man ebenfalls einen Zustrom an Lkw, wo doch die Straßen durch den Pendlerverkehr in das Saarland und nach Luxemburg schon jetzt stark belastet sind.
Text: Pierre Pauma
Übersetzung : Barbara Selbach
Die WiS arbeitet mit der elsässischen IHK-Zeitschrift „Point éco“ und dem Wirtschaftsmagazin „Wima“ der IHK Karlsruhe zusammen und veröffentlicht gemeinsame Beiträge wie diesen.