Die Digitalisierung und Globalisierung der Arbeitswelt führen seit Jahren dazu, dass die Arbeit zunehmend mobiler wird. Insbesondere seit Beginn der Coronapandemie wird verstärkt Homeoffice praktiziert. Was bei der gesundheitsförderlichen Gestaltung mobiler Arbeit wichtig ist, erläuterte Kerstin Rieder, Expertin für Gesundheitsmanagement und Dozentin an der Hochschule Aalen, in einem Onlinevortrag Mitte März. Dieser fand im Rahmen einer Reihe zum betrieblichen Gesundheitsmanagement der Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg statt und stieß mit knapp 100 Zuhörern auf reges Interesse.
Die Referentin beschrieb zu Beginn des Vortrags den Wandel der Arbeitswelt, der bereits vor Corona einen Trend weg von festen Arbeitszeiten und –orten hin zum mobilen Arbeit aufwies: sei dies bei Dienstreisen, beim Pendeln oder im Homeoffice. Rieder erläuterte, dass laut Studienergebnissen knapp Dreiviertel aller mobil Beschäftigten eine hohe Arbeitsfreude aufweisen, allerdings auch 32 Prozent ein verstärktes Risiko zu Burnout. Was dieses Risiko verringern und die Arbeitsfreude steigern könne, sei mobilitätsbezogener Planungsspielraum, so Rieder. „Kann bei Dienstreisen beispielsweise mitentschieden werden, ob man bereits Sonntagabend oder erst Montagmorgen fahren möchte, mit welchen Verkehrsmitteln man unterwegs ist oder wo man übernachtet, mindert dies den subjektiv empfundenen Stress.“ Ein weiterer wichtiger Punkt sei die technische und organisatorische Unterstützung auch außerhalb des Unternehmens wie die Bereitstellung erforderlicher Werkzeuge, der Zugang zum Intranet oder ein Diensthandy.
Das Homeoffice, so Rieder, habe für Mitarbeiter positive wie auch negative Effekte: Vorteilhaft empfunden werden zum Beispiel eine geringere Fahrtzeit und die bessere Vereinbarung von Arbeit und Privatleben. Letzteres kann jedoch auch negativ erlebt werden, da sich beide Bereiche stärker vermischen. Laut der Expertin für Gesundheitsmanagement benötigt man gewisse Kompetenzen, um die Grenze zwischen Arbeit und Privatem selbst zu ziehen. „Hier macht es Sinn, die Beschäftigten zu schulen und einen Austausch zwischen ihnen anzuregen, wie die Trennung gut gelingen kann. Auch ein separater Arbeitsbereich in der Wohnung kann helfen, um eine symbolische Abgrenzung zu schaffen“, rät sie.
Zum Ende der Veranstaltung wurden die Zuhörer gefragt, mit welchen Regelungen zur Gestaltung von Homeoffice sie gute Erfahrung gemacht haben. Regelmäßige interne Meetings per Video würden die Kommunikation erheblich verbessern, darin waren viele Teilnehmer sich einig. Was zudem oft genannt wurde, waren eine flexiblere Einteilung der Arbeitszeit, eine gute technische Ausstattung sowie die Freiwilligkeit des mobilen Arbeitens anstatt einer Homeoffice-Pflicht.
doe