Die Ende März im Kabinett verabschiedeten Entwürfe eines Gesetzes und einer Verordnung zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung eröffnen zwar neue Möglichkeiten, greifen aber aus Sicht der Wirtschaft zu kurz. Die IHKs in Baden-Württemberg verlangen daher umfangreiche Nachbesserungen. IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos fordert deutliche Verbesserungen bei der Zuwanderung von Fach-, Arbeitskräften und Auszubildenden aus Drittstaaten.
In einem gemeinsamen Papier mit dem Titel „Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung – für einfachere, schnellere und digitale Verfahren und weniger Hürden!“ fordern die IHKs aus dem Land unter anderem, die Prüfung nicht ausländerrechtlicher Kriterien, wie berufliche Qualifikationen und Eignungen, Berufserfahrungen und Sprachkenntnissen, stärker der Einschätzung der Unternehmen zu überlassen, um Bürokratie abzubauen und die Verfahren zu verschlanken. „Die Unternehmen können und wollen hier mehr Eigenverantwortung übernehmen“, sagt Birgit Hakenjos.
Bei der Einreise von Fachkräften mit im Ausland staatlich anerkannter Qualifikation und Berufserfahrung (so genannte Erfahrungssäule) sollte die Gehaltsschwelle von 39.000 Euro zumindest in bestimmten Branchen wie Hotellerie, Gastronomie, Handel und manchen Dienstleistungen gesenkt und auch nicht tarifgebundenen Unternehmen eine niedrigere Bezahlung ermöglicht werden. „Außerdem fehlen weitere Zuwanderungsmöglichkeiten für Fachkräfte, die nicht über eine staatlich anerkannte Qualifikation in ihrem Herkunftsland, aber über andere wertvolle Qualifikationen oder vielfältige berufliche Erfahrungen verfügen. Diese Möglichkeiten, die es bisher nur für den IT-Bereich gibt, sollten auch für andere Berufe geöffnet werden“, so Hakenjos.
Darüber hinaus fordern die IHKs, die Verfahren unbürokratischer, transparenter und digitaler zu gestalten. Auch die verpflichtende Einrichtung einer zentralen Ausländerbehörde im Land, Verbesserungen bei der Arbeitsplatz- und Ausbildungsplatzsuche und ein Aufenthaltstitel zur Ausbildungsvorbereitung gehören zu den Verbesserungsvorschlägen.
„Mit dem aktuellen Entwurf sind zwar Verbesserungen in Sicht, es ist jedoch nicht die erhoffte Vereinfachung, die wir angesichts des aktuellen Fachkräftemangels dringend gebraucht hätten“, sagt Ramona Shedrach, Expertin des Welcome Centers der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg. Unternehmen und Zuwanderungswillige benötigten ein überschaubares und verständliches Regelwerk, das die verschiedenen Einwanderungsmöglichkeiten schnell erkennen lässt und eine unbürokratische Umsetzung durch alle beteiligten Stellen möglich macht. Engpässe beispielsweise bei der Visavergabe durch die Auslandsvertretungen oder bei den Ausländerbehörden müssten beseitigt werden.
Das Papier „Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung – für einfachere, schnellere und digitale Verfahren und weniger Hürden!“ der IHKs in Baden-Württemberg ist abrufbar unter www.fachkraeftesicherung.ihk.de.
Text: MK
Bild: Adobe Stock – hkama
Ramona Shedrach, Welcome Center
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