Der allgemeine konjunkturelle Abwärtstrend macht sich auch am südlichen Oberrhein bemerkbar: In der aktuellen Konjunktur-umfrage der IHK geht der Index der Geschäftslage nach einem Zwischenhoch im Herbst zu Jahresbeginn um neun Punkte zurück.
Man merkt eine gewisse Eintrübung“, konstatierte Steffen Auer bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse Anfang Februar. Zugleich warnte der IHK-Präsident davor, den Abwärtstrend zu dramatisieren. Dass die vielen internationalen Störfeuer der Weltwirtschaft nun in der Region angekommen seien, heiße nicht, dass die Erwartungen implodieren. „Wir haben immer noch ein hohes Niveau“, betonte Auer. „Wir sind bei Weitem noch nicht in einer Rezession.“ Die Überhitzung sei weg, die Auftragseingänge seien nun ein Thema, insbesondere in der Industrie und hier wiederum insbesondere im Automobilsektor.
Die Branchen
Der Index der Geschäftslage ist in der Industrie von 68 Punkten vor genau einem Jahr auf nun 45 Punkte gesunken. Das liegt vor allem an der rückläufigen Auslandsnachfrage (die inländische ist besser) und wirkt sich auch auf Investitionen sowie Erwartungen aus. Die Einschätzung bleibt dennoch gut: Fast die Hälfte der Industrieunternehmen (49 Prozent) bewerten ihre aktuelle Geschäftslage gut, 47 Prozent zufriedenstellend, nur 4 Prozent sind unzufrieden. Annähernd die gleichen Werte finden sich in der Dienstleistungsbranche. Anders sieht es im Hotel- und Gastgewerbe aus: Wie schon in den vergangenen Jahren zeigt sich hier eine Diskrepanz zwischen der Geschäftslage, die 58 Prozent der Befragten positiv und 29 Prozent zufriedenstellend bewerten, sowie den Erwartungen. Fast ein Viertel der Betriebe (23 Prozent) rechnet mit einem Abschwung. In keiner anderen Branche ist die Skepsis so verbreitet. Im Handel steigen die Erwartungen sogar wieder, die Händler scheinen positive Effekte aus der Binnenkonjunktur zu erwarten. Weiterhin durchweg positiv sind die Werte zudem in der Bauwirtschaft, kein einziges Unternehmen bezeichnet die eigene Geschäftslage als schlecht. Ein Abwärtstrend ist laut Auer nicht zu erwarten, denn die Region wächst und damit auch weiterhin der Wohnungsbau.
Der Arbeitsmarkt
Die Konjunkturdelle wird sich wohl nicht auf den Arbeitsmarkt auswirken. Der seit neun Jahren andauernde Beschäftigungsaufbau geht weiter. Rund 83.000 sozialversicherungspflichtige Stellen sind seit dem Ende der Finanz- und Wirtschaftskrise im Bezirk der IHK Südlicher Oberrhein entstanden, über 11.000 allein im vergangenen Jahr. Das bedeutet allerdings auch: Der Fachkräftemangel verschärft sich weiter, und die Unternehmen sehen ihn als das größte Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung (siehe Grafik). Mittlerweile bewerten 69 Prozent der Unternehmen fehlende Fachkräfte als Entwicklungshemmnis, der Faktor ist zum 14. Mal in Folge gestiegen. Dementsprechend sind Arbeitskosten das zweitgrößte Risiko, das Unternehmen aktuell befürchten. Fach- und zunehmend Arbeitskräfte generell fehlen quer durch alle Branchen, und auch große Unternehmen können sich diesem Trend immer weniger entziehen, beobachtet IHK-Präsident Auer. Deshalb plädierte er erneut für ein funktionierendes Zuwanderungsgesetz.
Der Brexit
Welche Auswirkungen der Brexit auf die Wirtschaft in der Region haben könnte, schilderte Gregor Grüb, der die Oscar Weil GmbH in fünfter Generation führt. Der Stahlwollehersteller („abrazo“, „Rakso“) produziert mit seinen 35 Mitarbeitern ausschließlich in Lahr und exportiert rund 40 Prozent davon. Etwa acht Prozent seines Gesamtumsatzes erzielt Oscar Weil in Großbritannien, betreibt allerdings keine Niederlassung im Vereinigten Königreich, weil der Handel innerhalb der Europäischen Union so unproblematisch funktioniert. Für den Fall eines harten Brexits rechnet Firmenchef Grüb mit längeren Standzeiten seines Spediteurs und mit höheren Kosten aufgrund der Zolltarife. Vieles sei aber noch unklar, beispielsweise, ob man ohne Sitz in Großbritannien weiterhin ein britisches Konto führen könne. Das Unternehmen hat seine rund 80 Kunden auf der Insel – kleine Einzelhändler ebenso wie große Distributeure – kontaktiert, um auf die Gefahren aufmerksam zu machen. Grüb beobachtet allerdings „eine erstaunliche Gelassenheit und eine erschreckend geringe Anzahl von Unternehmen, die auf uns zukamen“.
kat
Den gesamten Konjunkturbericht gibt es als PDF unter www.suedlicher-oberrhein.ihk.de (Suchnummer 4336574)
Norbert Uphues
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