Der freie Fall der Konjunktur ist zunächst gestoppt. Nachdem im Sommer mit -50 Punkten noch der bisher stärkste Rückgang des Index der Geschäftslage verzeichnet wurde, kann dieser zum Herbst wieder etwas Boden gut machen. Er gewinnt 22 Punkte hinzu und befindet sich mit 5 Punkten nun wieder im positiven Bereich.
Fast ein Drittel (31 Prozent) der Unternehmen bezeichnen die eigene Geschäftslage als gut, nur noch 26 Prozent als schlecht. Angesichts des historischen wirtschaftlichen Einbruchs in Folge der Covid 19-Pandemie geben diese Zahlen also durchaus Anlass zur Hoffnung, dass es zu keiner langwährenden strukturellen Krise am Oberrhein kommen wird.
Noch ein weiter Weg zur Normalität
Nichtsdestotrotz wird es noch einige Zeit dauern, bis sich die Wirtschaft vollständig erholt hat und das Vorkrisenniveau wieder erreicht wird. Lediglich 23 Prozent der Unternehmen geben an, dass ihre Geschäftstätigkeit bereits wieder Vorkrisenniveau erreicht hat. 42 Prozent rechnen damit, dass dies für sie frühestens im zweiten Halbjahr 2021 oder noch später zutreffen wird. Immerhin 5 Prozent der Betriebe gehen davon aus, dass sie das Vorkrisenniveau gar nicht mehr erreichen werden.
Der Index der Geschäftserwartungen folgt dem Muster der Geschäftslage. Auch er gewinnt mit 17 Punkten im Vergleich zum Sommer deutlich hinzu, bleibt allerdings mit -3 Punkten im negativen Bereich. Weiterhin sind also pessimistische Unternehmen in der Mehrzahl. Die Vorsicht bei den Unternehmen bleibt demnach verständlicherweise groß. Die zuletzt wieder stark steigenden Infektionszahlen in Deutschland und den Nachbarländern geben ihnen dabei bereits recht. Noch lässt sich nicht abschließend sagen, ob in konjunktureller Hinsicht das Tal vollständig durchschritten ist. Dies werden erst die kommenden Monate zeigen.
Auch der Arbeitsmarkt leidet unter Covid-19
Eine konjunkturelle Krise dieses Ausmaßes hat naturgemäß auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. So ist die Arbeitslosenquote im Kammerbezirk im September 2020 bereits auf 4,2 Prozent gestiegen, während sie im September des Vorjahres noch bei 3,2 Prozent lag. 38 Prozent der Unternehmen im Kammerbezirk geben an, dass sie ihre Personalkapazitäten an eine verringerte Nachfrage anpassen mussten, im Hotel- und Gastgewerbe beträgt der Anteil sogar 51 Prozent. Für 82 Prozent dieser Betriebe war dabei auch das Kurzarbeitergeld ein passendes Mittel. Eine Zahl, die dafür spricht, dass dieses Instrument wie schon in der vergangenen Krise sehr gut geeignet ist, den Unternehmen zu ermöglichen, kurzzeitig auf einen Nachfrageausfall zu reagieren, ohne langfristig wichtige Fachkräfte zu verlieren.
Da diese Maßnahmen jedoch nicht zeitlich unbegrenzt fortgesetzt werden können, steht zu befürchten, dass es in den kommenden Monaten zu einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit im Kammerbezirk kommen wird. Auch die höheren Infektionszahlen im Herbst und damit einhergehende stärkere Beschränkungen für Gastronomie und Freizeitaktivitäten werden nicht spurlos am Arbeitsmarkt vorbeigehen. Entsprechend gering sind die Erwartungen an die Beschäftigungsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten bei den Unternehmen. So gewinnt der Index der erwarteten Beschäftigung zwar im Vergleich zum Sommer 10 Punkte hinzu, bleibt aber mit -18 Punkten tief im negativen Bereich. Nur 1 von 10 Unternehmen plant für die kommenden zwölf Monate zusätzliche Einstellungen. Bei 28 Prozent der Unternehmen ist hingegen ein Stellenabbau absehbar.
Norbert Uphues
Norbert Uphues
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