Steht man vor dem Ladengeschäft von Bruno Kummer in der Katharinenstraße in Freiburg, scheint die Zeit stehengeblieben zu sein: Die Schaufenster zieren Messgeräte aus Glas in unterschiedlicher Form, Größe und Farbe, vermischt mit einigen Dekoartikeln wie Glasvasen und bunten Kugeln. Ein alter grüner Schriftzug über dem Schaufenster verrät, worum sich im Innenraum alles dreht: Laborgeräte, Laborbedarf und Glasbläserei. Wer als Chemiker Messpipetten, Filtrieranlagen, Thermostate, Feinchemikalien, Sterilbänke und Labormöbel benötigt, ist hier genau richtig.
„Wir führen den Laden bereits in vierter Generation“, berichtet Hartwig Kummer. Sein Vater Bruno war Glasbläser und kam als Geselle aus Thüringen nach Freiburg. Hier übernahm er das Geschäft, das 1870 von Carl Cramer gegründet worden war. Seit 2002 wird das Unternehmen nun von Hartwig Kummers Sohn Michael geleitet. Von Beginn an hatte sich das Unternehmen auf Glasinstrumente, wie sie etwa in chemischen Laboren zum Einsatz kommen, spezialisiert. Trichter, Messzylinder oder Rohrgläser werden seit damals in der eigenen Glasbläserei gefertigt.
Mit der Zeit immer wichtiger wurde die Beratung und der Verkauf von hochspezialisierten Laborgeräten und Labormöbeln. „Gemeinsam mit dem Kunden klären wir ab, was genau gemacht werden soll, welche Temperaturen gemessen werden müssen, welche Genauigkeit benötigt wird und wo die Anlage stehen soll“, erklärt Michael Kummer. Kunden sind beispielsweise Industriebetriebe, Brauereien, Forschungseinrichtungen und Schulen.
Neben Fertigprodukten nimmt Hartwig Kummer nach wie vor Aufträge für reine Maßanfertigungen entgegen. „Eine individuelle Destillieranlage mit größeren Kolben oder dickeren Rohren als im Standardmodell ist für uns kein Problem“, sagt Kummer. Leere Arbeitsplätze in der Glasbläserwerkstatt zeigen, dass die Nachfrage hier zurück geht. „Die Glasgeräte machen inzwischen etwa nur noch 25 Prozent des Geschäfts aus. Dennoch wissen Kunden diesen Service zu schätzen, auch bei der Vor-Ort-Reparatur von Anlagen, die ebenfalls zu unserem Service gehört“, sagt der 77-Jährige. Derzeit beschäftigt das Unternehmen sieben Mitarbeiter.
Text und Bilder: heo