Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau verlängert das sogenannte „Kümmerer“-Förderprogramm bis 2021. Zudem erweitert es die Aufgabe von der Unterstützung von Geflüchteten auf die von Zugewanderten allgemein. Damit bleiben die beiden Projektmitarbeiter der IHK und auch den Mitgliedsunternehmen mindestens zwei weitere Jahre erhalten.
Kümmern – das bedeutet so viel wie sich einer Person oder Sache annehmen, sich helfend, sorgend um jemanden bemühen. Und genau dies tun die beiden Kümmerer Jan Vollmar (Landkreis Konstanz) und Sven Ness (Landkreise Waldshut und Lörrach) seit mehreren Jahren gegenüber jungen Geflüchteten im Gebiet der IHK Hochrhein-Bodensee. Durch die Verlängerung des seit 2016 laufenden Förderprogramms „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Zugewanderte“, die im August vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau beschlossen wurde, können sowohl Geflüchtete als auch Unternehmen für mindestens zwei weitere Jahre auf ihre Unterstützung zählen. Denn ein Kümmerer ist für beide Seiten zuständig. „Unsere Aufgabe ist es, geflüchteten jungen Menschen den Weg in die berufliche Zukunft zu ebnen und gleichzeitig Ansprechpartner für die Ausbildungsbetriebe zu sein“, erklärt Jan Vollmar.
„Ich habe den Eindruck, die meisten Flüchtlinge haben Angst vor dem neuen, fremden Leben und dass sie etwas falsch machen könnten“, erzählt die syrische Auszubildende zur Fachinformatikerin Heba Lala in einem Interview von ihren Erfahrungen. Deshalb ist eine Hilfe und Unterstützung von Experten wie den Kümmerern besonders wichtig. Während sich das Programm bisher nur auf die berufliche Integration von Geflüchteten konzentrierte, soll es nun auf junge zugewanderte Menschen aus der EU und aus Drittstaaten erweitert werden. Denn diese haben einen ähnlichen Unterstützungsbedarf wie Geflüchtete. Beispielsweise fehlen Sprachkenntnisse, und das hiesige duale Ausbildungssystem mit seiner Berufsvielfalt ist unbekannt. Diese Erweiterung des Programms war eine der großen Neuerungen des Ministeriums für das Kümmerer-Programm. Ein weiterer Punkt des Beschlusses war die Budgetierung, bei der unter anderem Folgendes festgelegt wurde: Die IHK Hochrhein-Bodensee bekommt für den Förderzeitraum von zwei Jahren 160.000 Euro plus weitere 12.000 Euro für Sachleistungen wie zum Beispiel Reise- und Werbungskosten vom Land für die Finanzierung der beiden Kümmerer in Vollzeit. Eventuell darüberhinausgehende, zusätzliche Kosten werden von der Kammer und dem Landkreis getragen.
IHK-Ansprechpartner
Landkreise Lörrach und Waldshut:
Sven Ness
Tel. 07622 3907-219
Mail: sven.ness@konstanz.ihk.de.de
Landkreis Konstanz:
Jan Vollmar
Tel. 07531 2860-181
Mail: jan.vollmar@konstanz.ihk.de
Dass sich die Investition in die Arbeit der Kümmerer lohnt, hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt. So konnte zwischen 2016 und heute im Kammerbezirk Hochrhein-Bodensee 193 Geflüchteten eine Ausbildungsstelle oder eine Einstiegsqualifizierung vermittelt werden.
Durch die Vermittlung von Migranten an Ausbildungsbetriebe kann gegen die weiter rückläufigen Bewerberzahlen angearbeitet werden. Es können Ausbildungsstellen vergeben werden, die ansonsten unbesetzt blieben (Zahlen zum Ausbildungsstart siehe Seite 27). Dies wirkt sich positiv auf die Wirtschaft aus, die einen weiterhin großen Bedarf an beruflich qualifizierten Fachkräften verzeichnet. IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx freut sich über die erfolgreiche Fortsetzung des Programms und lobt dieses als wichtigen Beitrag zur Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Die Erfahrung zeige, dass es notwendig sei, junge Menschen, die sich in dem deutschen System nicht auskennen, auf ihrem Weg zu begleiten. „Unsere Kümmerer können die Welt nicht retten, aber die erfolgreiche Berufskarriere eines Geflüchteten starten. Das ist viel. Zu gewinnen gibt es ein gelingendes Leben. Und eine Fachkraft mehr für unsere Mitgliedsunternehmen.“do
Das komplette Interview mit Heba Lala, die 2015 aus ihrem syrischen Heimatland nach Deutschland floh, und hier mithilfe des Kümmerers Jan Vollmar eine Ausbildung zur Fachinformatikerin beginnen konnte, findet sich hier.