
Die Coronpandemie trifft auch zahlreiche Ausbildungsanwärter im Kammerbezirk Hochrhein-Bodensee. Durch die wirtschaftlichen Probleme und Unsicherheiten hat die Zahl der Ausbildungsplätze abgenommen – gerade in der Industrie und im Handel. Während zum offiziellen Ausbildungsstart im September 2019 2.470 neu eingetragene Ausbildungsverträge vorlagen, sind es in diesem Jahr 2.077, also knapp 16 Prozent weniger. Dieser negative Trend zeigt sich in ganz Baden-Württemberg, wo insgesamt 15,5 Prozent weniger Ausbildungsverträge eingetragen wurden als 2019.
Positiv vermerkt werden kann, dass sich die Ausbildungssituation in den vergangenen Monaten langsam verbessert hat und es deshalb Hoffnung für die nächsten Monate gibt. Im Mai erreichte der Stand der Neueintragungen einen negativen Rekord mit 27,6 Prozent weniger Eintragungen im Vergleich zum Stichtag 2019. Danach stieg die Zahl der Eintragungen langsam an. Im Juni lag der Unterschied zum Vorjahr bei einem Minus von 23,5 Prozent, im Juli dann bei minus 19,4 Prozent, bis er im September bis zumindest minus 16 Prozent stieg. Außerdem ist die Situation besser als sie noch vor drei Monaten eingeschätzt wurde. Bei einer Umfrage des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags sah sich noch ein Drittel der Ausbildungsbetriebe gezwungen, die Ausbildung ganz oder teilweise auszusetzen.
Die Entwicklung stimmt Alexandra Thoß, Leiterin des Geschäftsfeldes Ausbildung, positiv. „Ich schätze, dass wir in diesem Jahr im Vergleich zu anderen Jahren sehr spät noch einen größeren Schwung an Ausbildungsverträgen bekommen. Vielleicht auch noch welche, die innerhalb der ersten zwei Monate nach dem offiziellen Ausbildungsstart anfangen, das ist ja auch noch möglich“, sagt sie. Eine Ausbildung sei nicht nur für junge Leute wichtig als Sprungbrett für die berufliche Zukunft, sondern auch für die Betriebe selbst. Denn all diejenigen, die heute nicht ausgebildet würden, fehlten in den Betrieben als qualifizierte Fachkräfte, wenn sich die Wirtschaft wieder erholt. Alexandra Thoß appelliert deshalb an die Betriebe, jetzt erst recht auszubilden. „Die Wirtschaft wird sich wieder erholen und Fachkräfte werden gesucht sein. Dann sind diejenigen im Vorteil, die sich jetzt für Ausbildung entschieden haben“, sagt sie.
Ein Trend, der sich auch 2020 fortgesetzt hat, ist die Zahl der Auszubildenden mit Hochschulreife. 582 junge Menschen mit Hochschulreife haben dieses Jahr eine Ausbildung begonnen, das sind 28 Prozent der neu eingetragenen Ausbildungsverträge. Die berufliche Bildung wird für Hochschulzugangsberechtigte also immer attraktiver. „Während die absoluten Zahlen der neuen Ausbildungsverträge von Jahr zu Jahr etwas schwanken, haben wir bei der Qualität des Schulabschlusses eine eindeutig positive Tendenz“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx. „Das ist eine erfreuliche Entwicklung, die zeigt, dass die berufliche Bildung entgegen aller Klischees für Hochschulzugangsberechtigte attraktiv ist und für Studienabbrecher eine sinnvolle Alternative bietet.“
Text: doe
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IHK begrüßt neue Auszubildende
Zum Start in das Berufsleben begrüßt die IHK Hochrhein-Bodensee drei neue Auszubildende. Annika Medek, Sidar Ali und Maxine Schmidt erlernen den Beruf Kauffrau für Büromanagement. In den kommenden drei Jahren durchlaufen sie nahezu alle Abteilungen und lernen so die Geschäftsfelder der IHK kennen. Barbara Bücheler, Personalleiterin der IHK, begrüßte die Auszubildenden: „Der goldene Weg nach dem Abitur muss nicht zwingend in ein Studium führen. Die duale Ausbildung bildet eine solide Basis, auf die viele unserer Auszubildenden mit der Aufstiegsfortbildung zum Fachwirt und Betriebswirt aufsetzen. So qualifizieren sie sich zum Bachelor und Master Professional, ein Abschluss, der dem Studium nicht nachsteht. Und der es ihnen ermöglicht, ihren Aufgaben- und Verantwortungsbereich besser auszufüllen oder zu erweitern.“
Text: doe