Die grün-schwarze Landesregierung hat sich im Koalitionsvertrag sowohl für einen Tunnel zum Flughafen als auch für eine Ergänzungsstation am Stuttgarter Hauptbahnhof ausgesprochen. Die vielen offenen Fragen zum Gesamtausbau der Schienenachse Stuttgart-Zürich sind damit aber nicht beantwortet. Was ist jetzt aus Sicht der Wirtschaft wichtig? „Eine Flughafenanbindung über einen Gäubahntunnel sowie ein Ergänzungsbahnhof in Stuttgart klingen in Kombination mit dem Deutschlandtakt auf den ersten Blick nach einer optimalen Lösung“, sagt IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos. Allerdings seien weder die Durchführbarkeit, noch die Finanzierung und der Fahrplan im Detail geklärt.
Das von der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg initiierte Wirtschaftsbündnis zum Ausbau der Schienenachse zwischen Stuttgart und Zürich – bestehend aus insgesamt zwölf Verbänden aus Deutschland und der Schweiz – hatte bereits im vergangenen Jahr darauf gedrängt, zentrale Fragen unverzüglich zu klären. Zwar ist die Wirtschaftlichkeit der Tunnellösung inzwischen durch das Bundesverkehrsministerium bescheinigt. Gleichzeitig steht allerdings der Wegfall von Haltepunkten im Raum. Darüber hinaus bleibt fraglich, ob der Gesamtausbau für den neuen Deutschlandtakt mit Tunnel bis zum Ablauf des Bundesverkehrswegeplans 2030 überhaupt umgesetzt werden kann.
„Jetzt ist das Bundesverkehrsministerium gefordert“, betont Birgt Hakenjos. „Der Wirtschaftsraum zwischen Stuttgart und Zürich erwartet schnellstmöglich verbindliche Entscheidungen darüber, wie und wo die Züge tatsächlich verkehren sollen, ob die neuen Ideen realisierbar sind, wer die erheblichen Zusatzkosten übernimmt und wie die Belastungen für die Fahrgäste während der Bauzeit möglichst niedrig gehalten werden können. Hier sehen wir als Wirtschaftsbündnis auch die Abgeordneten entlang der Strecke in der Pflicht, auf verbindliche Antworten zu drängen und die Schienenachse Stuttgart-Zürich ganz oben auf die Agenda zu setzen.“ Aus Sicht der IHK sei spätestens nach der Bundestagswahl die Zeit, ein neues Format zu schaffen. Die Verbände aus Deutschland und der Schweiz haben das Bundesverkehrsministerium und die Deutsche Bahn AG bereits zu einer regelmäßigen Fortschrittskonferenz aufgerufen, wo offene Fragen und die weitere Vorgehensweise mit dem Land und anderen S-21-Entscheidungsträgern, mit dem Eisenbahnbundesamt, mit den Abgeordneten und allen relevanten Akteuren aus Deutschland und der Schweiz verbindlich und transparent geklärt werden.
Text: MS
Bild: Deutsche Bahn AG
Hintergrund
Die Wirtschaft entlang der Schienenachse Stuttgart-Zürich fordert den unverzüglichen Ausbau für den Personen- und Güterverkehr. Auf Initiative der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg haben sich deshalb im Juni 2019 zwölf deutsche und schweizerische Verbände zu einem grenzüberschreitenden Wirtschaftsbündnis zusammengeschlossen. Sie versprechen sich davon nicht nur eine bessere Anbindung an nationale und internationale Verkehrswege. Der Ausbau ist auch dringend erforderlich, um das steigende Güteraufkommen auf der Schiene abzuwickeln, die Straßen zu entlasten und um einen konkreten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.