Das trinationale Netzwerk Biovalley fördert seit 1996 die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen aus dem Gesundheitssektor. Der französische Verband verfügt vor allem im Bereich wirtschaftliche Entwicklung über umfassende Kompetenzen.
Anfang der 2000er-Jahre hoffte Manfred Claassens, dass Biovalley eine trinationale Wirtschaftsstruktur für Unternehmensprojekte am gesamten Oberrhein werden würde. Das war nicht der Fall. Auch wenn Biovalley Deutschland mit Claassens als Geschäftsführer und Bioregio eng kooperieren, sind die Zuständigkeiten auf deutscher Seite aufgeteilt. Biovalley ist verantwortlich für die trinationale Kommunikation, Bioregio für die Firmenbetreuung und den Biotechpark. Biovalley France hingegen stemmt beide Bereiche. Der französische Verband will zusätzliche Partnerschaften mit seinen Nachbarn in Deutschland und der Schweiz schaffen. Dort ist man jedoch zurückhaltender. „Unsere Industrie kann im pharmazeutischen Bereich nicht mit der gleichen Tragweite aufwarten“, gibt Marco Pintore, Geschäftsführer von Biovalley France, zu. „Aber wir verfügen über ein sehr hohes Niveau im Bereich der akademischen Forschung, die der Industrie leider noch überlegen ist.”
Dazu kommen für den Geschäftsführer von Biovalley France zwei komplett unterschiedlichen Ansätze hinsichtlich der Beschaffung von Finanzierungsmitteln. Während in Deutschland zuerst das Projekt und seine Ziele definiert und anschließend überwiegend private Investoren gesucht werden, ist das Prozedere in Frankreich oft genau umgekehrt – top-down: „Wir entwickeln globale Strategien auf staatlicher Ebene, teilen das öffentliche Budget zu und legen dann die Projekte fest“, erklärt Pintore.
Neue Champions schaffen
Um die trinationale Kooperation anzukurbeln und das Interesse potenzieller Investoren zu wecken, hat Biovalley France ehrgeizige Pläne. 2022 will der Verband den Innovationsstandort „NextMed“ in Straßburg einweihen. Er soll sich über 30.000 Quadratmeter erstrecken. Bei dieser profitablen Vernetzung von Forschern, Unternehmern, Pflegepersonal und Patienten soll das Entstehen regionaler Champions im Bereich Biotechnologie begünstigt werden. MedUniq, eine Consultingfirma im Bereich Forschung und Entwicklung, soll die Forscher und Firmen zusätzlich von der Idee bis zum klinischen Test begleiten und die Suche von Zulieferern vereinfachen: „Priorität haben natürlich regionale Akteure, aber wenn bestimmte Kompetenzen direkt vor Ort nicht verfügbar sind, wird MedUniq die Suche beispielsweise auf den gesamten Oberrhein ausweiten. Einige Kooperationsverträge wurden schon mit grenzüberschreitenden Unternehmen unterschrieben”, sagt Pintore.
Eine Region, drei Länder, ein gemeinsamer Markt: BioValley France ist überzeugt davon, die Industrie mit innovativen KMUs neu zu beleben, grenzüberschreitende Synergien sollen folgen. Übrigens berichtete die Regionalzeitung Dernières Nouvelles d’Alsace, dass ein regionales Unternehmen Interesse bekundet haben soll, die Straßburger Niederlassung von Sanofi zu übernehmen. Es handele sich um Novalix, eine auf vorklinische Studien spezialisierte Gesellschaft. Ihr Präsident ist niemand anderes als Stéphane Jenn, der Präsident von Biovalley France.
Text: Pierre Pauma, Übersetzung: Eva Niesel
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