Johannes Dilpert ist der neue Technologietransfermanager (TTM) der IHK. Sein Ziel ist es, den Austausch von Wirtschaft und Wissenschaft im Kammergebiet zu stärken. Darüber und über seine weiteren Aufgaben spricht er im Interview.
Herr Dilpert, was genau ist die Aufgabe eines TTMs?
Die fachliche Aufgabe eines Technologietransfermanagers besteht in der regionalen Verknüpfung von Unternehmen mit Hochschuleinrichtungen. Das Ziel ist die produktive Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse in neuen Verfahren und Produkten. Dafür gilt es auch, mit den verschiedenen Akteuren neue Strategien und Instrumente zu entwickeln, wie man gemeinsam noch besser zusammenarbeiten kann. Es geht vor allem darum, die Innovationskraft – und damit die Wettbewerbsfähigkeit – in der Region Hochrhein-Bodensee zu stärken, und das geht eben nur gemeinsam.
Welchen Nutzen haben die IHK-Mitgliedsunternehmen von dieser Zusammenarbeit?
Zunehmende technische Komplexität von Produkten und immer kürzere Produktzyklen führen dazu, dass viele Unternehmen Innovationen nicht mehr im Alleingang entwickeln, beispielsweise, weil nicht alle notwendigen Fachkompetenzen vorgehalten werden können. Während größere Unternehmen im Rahmen ihrer Forschungs- und Entwicklungstätigkeit vor allem auf die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen setzen, tun sich KMU, also kleine und mittlere Unternehmen, damit sehr schwer und kooperieren noch zu wenig mit Hochschuleinrichtungen. Mein Schwerpunkt liegt deshalb vor allem darin, KMU in der Zusammenarbeit mit Hochschulen zu unterstützen. Ich stelle den Kontakt zur Wissenschaft her, zu regionalen Netzwerken oder auch zu einem Kooperationspartner aus der Wirtschaft. Zudem informiere ich darüber, welche Fördermöglichkeiten für das Vorhaben bestehen und wie man bei Patentfragestellungen weiterkommt.
Johannes Dilpert (32)
Der gelernte Mechatroniker und technische Betriebswirt Johannes Dilpert hat während seines Studiums und in seinem Berufsleben unter anderem in der Beratung von Unternehmen im Bereich Customer-Relationship-Management (CRM) und in der Innovationsförderung Erfahrung gesammelt. Bei der IHK arbeitet er seit Mitte Januar als Technologietransfermanager. Das Technologietransferangebot ist Teil des Programms Innovationen und Energiewende und wird vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt. Weitere Informationen zum Förderprogramm: www.efre-bw.de sowie www.ec.europa.eu/regional_policy/de/
Gibt es einen thematischen Schwerpunkt?
Grundsätzlich geht es darum, Innovationen in jedwedem Bereich zu fördern. Es hat sich mittlerweile aber herausgestellt, dass Unternehmen vor allem nach Unterstützung im Bereich Digitalisierung suchen. Vor allem KMU tun sich schwer, moderne Methoden anzuwenden, um zum Beispiel digitale Geschäftsmodelle und Produkte zu entwickeln oder um Produktionsverfahren und Prozessoptimierungen digitalisiert anzupassen. Hinzu kommt, dass KMU oftmals keine Kenntnis darüber haben, wo sich Labore oder Ähnliches befinden, um das Angedachte beispielsweise testen zu können. Es mangelt also auch am Transfer von Technologien und Methoden, die zur Entwicklung von neuen Instrumenten und Konzepten führen. Daher liegt der thematische Schwerpunkt meiner Tätigkeit darin, unsere Mitgliedsunternehmen vor allem hierin zu unterstützen.
Welche Vorteile hat es für KMU, mit Hochschulen zusammenzuarbeiten?
Ich möchte drei Beispiele dafür anführen: Viele KMU haben keine eigene Abteilung zur Forschung und Entwicklung. Eine externe Hochschuleinrichtung kann diese Lücke schließen. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Kompetenzen für bestimmte Technologien nicht im eigenen Unternehmen vorhanden sind, die für eine neue Produktentwicklung nötig wären, aber auf jeden Fall in mindestens einem der Forschungsinstitute des Landes, der Region oder grenzüberschreitend. Für Test- oder Prüfungszwecke werden oft sehr teure Apparaturen oder Labore benötigt, deren eigene Anschaffung keinen Sinn ergibt. Hier empfiehlt es sich, einen Dienstleistungsauftrag an eine externe Forschungseinrichtung zu vergeben.
Interview: doe