Dieses Jahr ist vieles anders – auch das Summerfäschd der IHK. Statt als großes Fest fand die Veranstaltung als kleineres „Summerkämp“ unter strengen Hygieneauflagen im Mauerwerk in Lahr statt. Hier konnten die Teilnehmer gemeinsam Ideen ausarbeiten, wie sie ihre Unternehmen an die veränderte Situation anpassen und die Wirtschaft am südlichen Oberrhein wieder zum Laufen bringen.

Am Empfang erwartet die Teilnehmer ein digitales Thermometer, das sie nur weiterlässt, sofern ihre Körpertemperatur im Normalbereich liegt. Wenn knapp 70 Menschen dann mit Hygienemasken eingelassen werden, gibt es Kopfhörer und für jeden einen eigenen Flaschenöffner. So sieht eine Präsenzveranstaltung während Corona aus. „Uns war es auch in diesen Zeiten wichtig, einen Raum zum Diskutieren und zur Ausarbeitung von Ideen zu bieten und den Unternehmen Unterstützungsangebote und Ideen zur Krisenbewältigung aufzuzeigen“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Salomon das Konzept. Während die Veranstaltung in den vergangenen Jahren als fröhliches Summerfäschd vor allem dem Netzwerken diente, steht dieses Jahr ein Summerkämp nach „Barcamp“-Art mit Input-Sessions und Workshops auf dem Programm.
Nach der Begrüßung kommen die Kopfhörer zum Einsatz. Bereits bei der Anmeldung hatten die Teilnehmer sich für eines von vier Themen- oder Branchenspektren entschieden. Den Impulsvortrag zum jeweiligen Spektrum können sie nun per Kopfhörer verfolgen, während sich alle (mit Abstand) in vier unterschiedlichen Ecken der Veranstaltungshalle des Mauerwerks versammelt haben. Bunte Leuchten an den Kopfhörern und gleichfarbige Streifen auf dem Boden der Ecken sowie an den Namensschildern zeigen die Zugehörigkeit zu einem Thema an.
Der orangefarbene Bereich steht für die Branche Hotel, Gaststätten und Veranstaltungen. Hier berichten Peter Erhardt vom Landgasthof Adler aus Breisach und Vorsitzender des IHK-Tourismusausschusses sowie Ralf Brotte, Geschäftsführer Externe Messeabteilung aus Denzlingen, über Herausforderungen und Perspektiven. „Jede Herausforderung birgt auch neue Möglichkeiten zur Veränderung“, ist Ralf Brotte überzeugt. Er verkauft seit der Krise Schutzscheiben für Kassenbereiche. „Die Idee dafür bekam ich beim Einkauf in einem Supermarkt. Ich dachte mir, dass die Verkäuferin doch unbedingt geschützt werden muss. Daraufhin habe ich sofort den gesamten Bestand eines Plexiglashändlers aufgekauft und Schutzscheiben für Apotheken, Supermärkte, die Gastronomie und Hotellerie maßgefertigt“, berichtet der Unternehmer. In einer Situation, in der die Umsätze des Unternehmens bei null lagen, eine mutige Entscheidung. Die sich jedoch gelohnt hat.
Die Situation in der Gastronomie bleibt angespannt. „Unter den Auflagen können wir im Restaurant sechs Tische weniger anbieten, das bedeutet statt 70 nur 40 Gäste bedienen“, erzählt Peter Erhardt. Im Sommer konnte ein Teil des Verlustes zwar durch Außengastronomie aufgefangen werden.
Schwieriger wird es vermutlich im Herbst und Winter. „Heizpilze werden nicht die Lösung für die Außengastronomie sein. Denn die Unterhaltung ist so teuer, dass ein sinnvoller Einsatz nicht möglich ist“, weiß Erhardt. Hier müssten noch Lösungen gefunden werden.
Der lilafarbene Bereich nimmt im Vortrag den Handel unter die Lupe. „In Zeiten, in denen andere Werbekanäle schwerer zu bedienen sind, sollten gerade kleine Unternehmen online sichtbar werden und mehr Social Media wie Instagram und Facebook einsetzen“, rät Philipp Frese, Präsident vom Handelsverband Südbaden. Gleichzeitig müssten die Innenstädte belebt werden. „Wir fordern beispielsweise drei Sonntagsöffnungen im Jahr ohne Anlassbezug. Damit könnten die Händler zeigen, dass es sich lohnt, einkaufen zu gehen, und auch der Wettbewerbsnachteil zu den Onlinehändlern könnte so etwas abgeschwächt werden“, sagt Frese. Sein Fazit: „Bei aller Dramatik unserer Branche wird es irgendwie weitergehen.“

In der grün markierten Gesprächsrunde geht es um das Thema Innovation und Technologietransfer. „Innovationen entstehen heute nicht mehr im stillen Kämmerlein, sondern durch Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft“, sagt Heinrich Stülpnagel vom Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik (IPM). Profiteure solcher Verbindungen seien nicht nur die Unternehmen. Stülpnagel: „Die Wissenschaft, die ja doch manchmal tatsächlich noch im viel zitierten Elfenbeinturm hockt, kann von Unternehmen lernen. Nicht nur, wenn es um Praxistauglichkeit geht, sondern auch um die Nachfrage des Marktes.“ André Olveira, IHK-Geschäftsbereichsleiter Innovation und Umwelt, hat schon zu einigen solcher Verbindungen aus Wirtschaft und Wissenschaft beigetragen. „Oft stoßen wir als IHK solche Interessengemeinschaften erst an, durch die Innovationen entstehen. Immer wieder erfahren wir bei Unternehmensbesuchen von Problemen, zu denen wir die richtigen Partner aus der Wissenschaft kennen, die das Problem dann lösen können.“ Auch wenn es um Fördermittel geht, steht die IHK ihren Mitgliedsunternehmen als Partner zur Seite.
Der blaue Themenbereich steht für Digitalisierung. Damit ergeben sich viele Möglichkeiten. Sie steht beispielsweise für Automatisierung und soll Prozesse nicht nur schlanker, sondern auch fehler-, unterbrechungs- und störungsfrei werden lassen. Gleichzeitig ist jedoch eine Qualifizierung von Führungskräften und deren Mitarbeitenden essenziell, wird bei dieser Themenrunde deutlich. „Die Sprache der Digitalisierung ist so breit und missverständlich zugleich, dass Projekte bereits daran scheitern oder zumindest teurer werden können. Der Einfluss auf die Unternehmenskulturen ist enorm, da die Veränderungszyklen immer schneller werden, dass Organisationseinheiten, ja ganze Unternehmen große menschliche Probleme bewerkstelligen müssen. Das betrifft beispielsweise den Wandel der Arbeit beziehungsweise der Arbeitsbilder und Ausbildungen“, erklärt Emmanuel Beule, IHK-Referent für Digitale Geschäftsprozesse.
Zur Vertiefung des Inputs und für persönliche Fragen finden im Anschluss an die Themenkreise zehn parallel laufende Diskussionsrunden statt. Hier lautet das Motto „Strand als Location – Arbeiten mit Urlaubsfeeling“, denn die Gespräche finden bei schönstem Sonnenschein draußen auf dem mit Sand aufgeschütteten und mit Palmen, Sonnenschirmen und Luftballons dekorierten Außenbereich des Mauerwerks statt. Auch bei den Diskussionen um eine richtige Zukunftsstrategie steht Digitalisierung im Fokus. „IT und Digitalisierung muss nicht nur eingekauft werden, sondern zunächst auf den Nutzen hin geprüft werden“, betont IHK-Präsident Steffen Auer. Denn bei aller Strategie müsse ein Ziel an erster Stelle stehen „die Strategie muss den Kunden abholen“.
Text: heo
Bilder: Michael Bode