Sind Krisen das neue Normal? Darum geht es in einem Tagesseminar zum Thema Krisenmanagement in Schopfheim im April 2022. Bereits jetzt spricht der Referent Günter Neuschütz im Interview über das Thema. Auch Anmeldungen sind schon möglich.
Herr Neuschütz, Sie unterstützen als Berater exportabhängige mittelständische Unternehmen beim Aufbau eines globalen Krisenmanagements. Zu welchen Krisen beraten Sie?
Günter Neuschütz: Zu Krisenereignissen, auf die ein Unternehmen so gut wie keinen Einfluss hat, aber je nach Betroffenheit deren Auswirkungen spürt wie die Terroranschläge 9/11 in den USA, die Atomkatastrophe von Fukushima, der Tsunami in Südostasien, die Krim-Annexion oder die Blockade im Suez-Kanal. Auswirkungen sind dann Reiseeinschränkungen, Probleme bei der Lieferkette oder Sanktionen, mit denen ein Unternehmen umgehen muss.
Warum genau braucht es ein Krisenmanagement?
Viele Unternehmen mussten leidvoll erfahren, was es bedeutet, ein Tochterunternehmen in Mexiko, Russland, China oder einem anderen Krisengebiet zurückzulassen. Es fehlte das Wissen, wie man mit der Situation vor Ort umgehen soll.
So weit muss es nicht kommen. Ein Unternehmen kann im Vorfeld planen, wie es mit einer Krise auf einem anderen Kontinent, in einer anderen Zeitzone unter anderen klimatischen und kulturellen Bedingungen umgehen kann. Dafür braucht es ein Krisenteam. Das sind Mitarbeiter, die sonst eigentlich etwas anderes machen, aber aufgrund ihrer Voraussetzungen sich zusätzlich als Krisenmanager einbringen.
Zur Person
Günter Neuschütz war fast zwei Jahrzehnte bei einem weltweit agierenden Unternehmen tätig, zunächst als Sicherheitschef in der Schweiz, dann als Risk-Manager im Bereich Einkauf und Lieferketten unter anderem in Asien. Parallel dazu war er viele Jahre Reserveoffizier bei der Bundeswehr. Neben Einsätzen im Kosovo und dem Süd-Sudan war er in leitender Funktion im Bundesverteidigungsministerium Berlin, bei der Nato beziehungsweise EU in Brüssel und im Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam eingesetzt. Die Beratung ist seine dritte berufliche Laufbahn. Seine Aufgaben bestehen darin, internationale Konzerne, aber auch Mittelstandsunternehmen bei weltweiten Risikoanalysen und der Krisenmanagementvorsorge zu beraten.
Welche Menschen eignen sich dafür?
Krisenmanagement habe ich in erster Linie als Teamwork erlebt. Alleine kann das niemand schaffen. Es kommt auf Vertrauen an, denn im Ernstfall müssen alle unter Zeitdruck handeln. Als Teamleiter braucht es eine enorme Belastbarkeit und Einschätzungsvermögen. Die Führung muss erkennen, wann welche Person auf die Reservebank zur Erholung muss und wo noch verborgene Talente vorhanden sind. Wichtig erscheint mir auch, dass das Führungspersonal erkennt, wann es sich zurücknehmen sollte und Aufgaben, wenn auch schwierige, delegieren sollte.
Was ist eine der meistgestellten Fragen in Ihren Krisenmanagementseminaren?
Zu den häufigsten Fragen gehören sicherlich: Ab wann weiß ich, dass eine Krise auf mich zukommt, und was genau ist Krisenmanagement? Meine persönliche Definition von Krisenmanagement lautet so: Das zeitliche Bearbeiten einer außergewöhnlichen Situation, in der Unsicherheit, diffuse Informationen und Chaos normal sind. Dabei kommt der Koordination und Kommunikation eine Schlüsselrolle zu. Wann ein Unternehmen handeln muss? Spätestens, wenn der Flurfunk im Unternehmen hörbar ist, der Kunde nervös wird, der Produktionsleiter aus Indonesien anruft und über ein Erdbeben berichtet oder die Medien die ersten Live-Bilder senden. Dann sollte ein Krisenmanagement-Team aktiviert werden.
Interview: red
Bild: bluedesign – Adobe Stock
Das Tagesseminar „Sind Krisen das neue ,Normal‘?“ findet am 28. April in Schopfheim statt. Referent ist Günter Neuschütz.
Weitere Informationen und Anmeldungen unter www.konstanz.ihk.de – 143137456
oder bei
Johanna Speckmayer
Telefon: 07622 3907-231
Mail: johanna.speckmayer@konstanz.ihk.de