Mohammad Omar, Silviana Neres Barbosa und Khoshnav Sedo haben das Ziel klar vor Augen: ihre Ausbildung abschließen. Das ist so schon nicht einfach. Noch schwieriger wird es, wenn Sprache, Kultur und Ausbildungssystem zusätzliche Herausforderungen sind. Damit diese Schwierigkeiten nicht zum Abbruch der Ausbildung führen, wurde „TASK“ gegründet. Es steht für „Tandems von Auszubildenden und Studierenden im Landkreis Konstanz“. Bereits seit 2018 unterstützen Studierende der Wirtschaftspädagogik an der Universität Konstanz Auszubildende mit Fluchthintergrund.
Anfang des Jahres trafen sich Mohammad Omar, Silviana Neres Barbosa, Khoshnav Sedo und die anderen Teilnehmer von Task in der IHK Hochrhein-Bodensee, um den Abschluss eines erfolgreichen Durchlaufs zu feiern. Dabei tauschten sie sich über ihre Erfahrungen der vergangenen Monate aus. „Ich finde das Programm super. Ich war mir sehr unsicher, ob ich die Ausbildung schaffe, aber jetzt mit der Hilfe fühle ich mich sicherer“, stellte Silviana Neres Barbosa fest. Sie macht eine Ausbildung zur Erzieherin und trifft sich seit einigen Monaten mit ihrer Tandempartnerin. In den 90-minütigen Treffen besprechen sie Themen, die in Klausuren vorkommen, Fragen zur deutschen Sprache oder planen Lernstrategien für die Ausbildungsinhalte. Unser Highlight war, dass Silviana die Note 1,5 in ihrer Hausarbeit bekommen hat“, ergänzte Tandempartnerin Elena Agostini stolz.
Dies war nur einer von vielen positiven Erfahrungsberichten an diesem Abend. Viele Auszubildende mit Fluchthintergrund wünschen sich Unterstützung, das zeigt die Warteliste für den nächsten Durchlauf. Jeweils ein bis zwei Semester arbeiten die Paare zusammen. Bis zu 25 Tandems gibt es in einem Durchlauf, viele weitere Auszubildende würden sich über einen Tandempartner freuen. Wie viele Paare gebildet werden können, hängt jedoch von der Anzahl der Studierenden ab, die sich für das wissenschaftliche Seminar von Elisabeth Maué im Rahmen des Masterstudiengangs Wirtschaftspädagogik anmelden. Das Seminar ist Voraussetzung für die Studierenden, um an Task teilzunehmen.
Damit sie auf ihre Aufgabe gut vorbereitet sind, erhalten die studentischen Teilnehmer ein interkulturelles Training und Einblicke zum Thema Deutsch als Zweit- und Fremdsprache. Diese Vorbereitung ist wichtig, denn bei den Tandems treffen nicht nur zwei Menschen, sondern zwei Kulturen und Lebensläufe aufeinander. Davon berichtete auch Student Philipp Kagerbauer. Er habe durch die Zeit mit seinem Auszubildenden viele Erfahrungen gemacht und sei dankbar in Deutschland aufgewachsen zu sein. „Ich habe versucht bei den Erzählungen von meinem Azubi nachzuvollziehen, wie es ist, im Krieg aufzuwachsen. Aber das kann ich mir nicht vorstellen. Er kommt aus einer ganz anderen Welt.“
Aus diesem Grund unterstützen die Studierenden die Auszubildenden nicht nur dabei, Inhalte für ihre Ausbildung zu lernen, sie helfen ihnen außerdem, die deutsche Kultur zu verstehen. Auch Khoshnav Sedo hat davon profitiert. Er macht eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement im dritten Lehrjahr und ist seit Beginn seiner Ausbildung bei Task dabei. „Ich hatte Probleme mit der deutschen Sprache und dem System hier. Meine Tandempartner haben mir geholfen, zu verstehen, wie alles funktioniert“, sagte er.
Die Auszubildenden wie Khoshnav sind sehr engagiert. Sie wollen ihre Ausbildung erfolgreich abschließen und tun viel dafür, damit Hindernisse, wie fehlende Sprachkenntnisse, sie nicht davon abhalten. Auch außerhalb der Tandemtreffen üben viele weiter und können dabei auf die Unterstützung ihrer studentischen Partner zählen: „Meine Auszubildende schreibt abends einige Sätze Tagebuch auf Deutsch“, erzählte eine Teilnehmerin. „Sie schickt mir die Texte zu, damit ich sie korrigiere.“
Der Aufwand und das Engagement von beiden Seiten sind groß. Damit weiterhin viele Auszubildende Unterstützung erhalten, wird Task gefördert von der Beschäftigungsgesellschaft Landkreis Konstanz gGmbH, der Handwerkskammer Konstanz, dem Landratsamt Konstanz, der Universität Konstanz und der IHK Hochrhein-Bodensee. Hina Raza, Projektleiterin zur Integration junger Zugewanderter bei der IHK Hochrhein-Bodensee, steht den Tandems dabei zur Seite, wenn es um Fragen rund um die Prüfungen der Auszubildenden oder andere Themen mit IHK-Bezug geht.
jb
Bilder: Die Teilnehmer von Task trafen sich in der IHK Hochrhein-Bodensee, um von ihren Erfahrungen der letzten Monate zu berichten. Ganz links: IHK-Ansprechpartnerin Hina Raza. (oben).
Khoshnav Sedo (Mitte) ist seit seinem ersten Ausbildungsjahr bei Task dabei. Seine Tandempartnerin Tamara Haberkorn (rechts) unterstützt ihn. Für sie und Amra Rasljanin (links) war es der erste Durchlauf bei Task. (unten)
Mehr Informationen zum Projekt gibt es hier www.wiwi.uni-konstanz.de/task/
Ansprechpartnerin:
Hina Raza
Telefon: 07531 2860-181
Mail: Hina.Raza@konstanz.ihk.de