Die regionale Wirtschaft verliert an Kraft. Das zeigt der aktuelle IHK-Wirtschaftslagebericht zum Herbst. Wie die Konjunkturdaten ergaben, hat sich die Geschäftslage verschlechtert, die Umsätze befinden sich im Rückgang und die Stimmung der Unternehmen ist trist. Besonders bemerkenswert ist der Rückgang der Bestellungen. Jedes zweite Unternehmen verzeichnet einen Rückgang an Auftragseingängen. Die IHK erwartet als Gegenmaßnahme eine Wende in der Wirtschaftspolitik.
„Die Nachfrage geht zurück. Ohne Aufträge wird nicht produziert. Dann braucht es keine Transportunternehmen und weniger Dienstleistungen“, skizziert IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos das aktuelle Szenario. Maßgeblich für diese Einschätzung ist, dass die Inlandsnachfrage aktuell als größtes Risiko für die weitere Geschäftsentwicklung gesehen wird. 70 Prozent aller Betriebe bestätigen dies. Neben dem Fachkräftemangel und den hohen Kosten für Personal und Energie bemängeln die IHK-zugehörigen Unternehmen aber auch die aktuelle Wirtschaftspolitik. 44 Prozent der Befragten bewertet sie als Gefahr für die weitere Wirtschaftsentwicklung. Im Frühsommer waren es noch 30 Prozent. Auch die geopolitischen Spannungen werden erstmals durch die Betriebe als Geschäftsrisiko betrachtet.
In der Gesamtbetrachtung flacht das regionale Konjunkturklima erneut ab. Nach einer kurzen Frühjahrsbelebung fällt dieser Indikator aus Geschäftslage und Erwartungen unter das Niveau des Bundeslandes Baden-Württemberg. Birgit Hakenjos: „Der Wirtschaftseinbruch trifft Schwarzwald, Baar und Heuberg stärker als der Landesschnitt.“ Ein Indiz dafür, dass der Industriestandort an Substanz verliert. Aktuell gehen nur neun Prozent der Betriebe davon aus, dass sich ihr Geschäft bis Jahresende verbessern wird. Gleichzeitig reduzieren 38 Prozent der Betriebe ihre Investitionen. Jeder zweite Betrieb rationalisiert, jeder dritte plant mit weniger Beschäftigung.
„Die Unternehmen werden mit hohen Zinsen, langsamen Verwaltungsprozessen und zunehmenden Dokumentationspflichten gefesselt“, sagt die IHK-Präsidentin. Es fehle das Zutrauen an die Politik, dass sie bessere Standortbedingungen schafft. „Deutschland verliert sich im Klein-Klein, in umständlichen Regeln und Kontrollieren. Das kostet Steuergeld, Personalkapazitäten und Wirtschaftskraft.“ Die jüngste IHK-Standortumfrage (siehe Seite 17) habe die Erwartungshaltungen des Mittelstandes klar aufzeigt: eine bezahlbare Energiepolitik, eine effiziente Verwaltung und ein konsequentes Vermitteln aller arbeitsfähiger Menschen in Ausbildung und Beschäftigung.
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Grafik: Das aktuelle Konjunkturklima der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg liegt leicht unter dem Landesdurchschnitt. In die Berechnung für den IHK-Klimaindikator gehen sowohl die Einschätzungen für die aktuelle Geschäftslage zum Herbst 2023 wie auch die Erwartungen für die nächsten zwölf Monate ein.
Philipp Hilsenbek, Fachbereich Standortpolitik
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