Wenn das IHK-Sommerfest bei tollem Wetter in gelöster Atmosphäre die Sommerpause einläutet, ist gute Laune programmiert. Die Ex-Kampfpilotin Nicola Winter sprach dabei in ihrer Keynote zum Thema Führung und Krisenmanagement.
Die rund 250 Gäste konnten mit Nicola Winter beim diesjährigen Sommerfest der IHK eine leibhaftige Kampfpilotin erleben, die zudem noch ESA-Astronautin in Reserve ist und deshalb in Führung besonders qualifiziert ist. Winter steuerte als eine von nur drei Frauen in der Luftwaffe den Eurofighter, bildete in den USA mehrere Jahre lang selbst junge Pilotinnen und Piloten aus und bekleidete zuletzt den Dienstgrad Major.
Zuvor hatte IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos kritisiert, dass „das Umfeld für unseren regionalen Mittelstand in den letzten Jahren schwieriger und unübersichtlicher geworden ist.“ Ein Blick in die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage zeige, dass die Unternehmen die Lage als schwierig einschätzen und mit Skepsis in die Zukunft blicken. „Viele Unternehmen zeigen sich verunsichert und wie wir wissen, führt das zu weniger Investitionen in den Standort.“ In den letzten Jahren sei mehr Kapital aus Deutschland abgeflossen, als am hiesigen Standort investiert wurde. „Der Standort Deutschland verliert weiterhin an Attraktivität“, sagte Hakenjos an die Politik gerichtet.
Als größte Risiken für die eigene Geschäftstätigkeit würden von den Unternehmen aktuell die hohen Energie- und Rohstoffpreise genannt. Und natürlich sei weiterhin der Mangel an Fachkräften – nein, allgemein an Arbeitskräften – eine riesengroße Herausforderung. „Als IHK setzen wir uns für eine Stärkung der marktwirtschaftlichen Prinzipien ein. Wir sind davon überzeugt, dass die bewährte Rollenteilung zwischen Staat und Wirtschaft das beste Instrument ist, um die Herausforderungen heute und in Zukunft erfolgreich zu meistern.“
Mit den richtigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen könne sich das Potenzial des Mittelstandes entfalten. Vier Instrumente sehe sie als zentral an, um der Wirtschaft wieder Rückenwind zu verleihen:
- Schneller Ausbau der Verkehrs-, Energie- und Datennetze.
- Pragmatische Lösungen für den Fachkräftemangel und eine qualifizierte Zuwanderung.
- Es müsse aufhören, dass der Mittelstand jeden Tag mit neuen Verordnungen aus Brüssel, Berlin oder Stuttgart konfrontiert wird. Die Belastungsgrenze sei erreicht, die Politik müsse die Stopptaste drücken.
- Und nicht zuletzt sei es sinnvoll, sich bei neuen Gesetzgebungsvorhaben mit der
Wirtschaft auszutauschen.
„Als Unternehmerinnen und Unternehmer wissen wir, wo am besten investiert wird, damit sich das eigene Geschäftsmodell erfolgreich entwickelt. Kleinteilige Vorschriften, etwa welche Heizungen wir nutzen, oder große Einschnitte, wie eine absolute Begrenzung des nationalen Energieverbrauchs, können gar nicht alle zukünftigen Entwicklungen berücksichtigen. Fehlsteuerungen und Kostensteigerungen sind programmiert.“
Womit auch die Überleitung zu Nicola Winter geschafft war, die es als ehemalige Kampfpilotin grundsätzlich mit schwierigen Rahmenbedingungen zu tun hatte. Um dort erfolgreich zu sein, so Birgit Hakenjos, brauche es „den Mut zum Machen“.
Fliegen, Weltall und Abenteuer sind Nicolas Leidenschaften: „Ich möchte Pionierarbeit leisten, das Ziel könnte auch Mond oder Mars heißen“, sagt Nicola Winter. 2017 war sie Finalistin der Initiative „Die Astronautin“. Im selben Jahr kürten die Boston Consulting Group und die WirtschaftsWoche Nicola Winter zur „Vordenkerin des Jahres“. Nach einem Zwischenstopp in der Unternehmensberatung und der Industrie ist sie heute in der Raumfahrtforschung (DLR e.V.) und als Dozentin für Notfall- und Krisenmanagement an der Carl Remigius Hochschule in München tätig und promoviert in Raumfahrtwissenschaften. „Die Grundlage von gutem Krisenmanagement ist solide Vorbereitung – 95 Prozent eines guten Krisenmanagements finden vor der Krise statt.“ Die Essenz guter Führung sei, eine gute Umgebung für das Team zu schaffen, gegenseitiges Vertrauen und psychologische Sicherheit. In einer Führungsposition setze sich die erforderliche Autorität aus drei Teilen zusammen: zehn Prozent Position, 35 Prozent fachliche Autorität und 55 Prozent Persönlichkeit. „Und danach sollte man im eigenen Führungsstil auch die Prioritäten setzen“, erläuterte die ehemalige Kampfpilotin.
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Christian Beck, Pressestelle
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