Die IHK, die Handwerkskammer und die Arbeitsagenturen Offenburg sowie Freiburg haben Mitte November über den Ausbildungsmarkt in ihren Bezirken berichtet. Fazit: Viele Plätze können nicht besetzt werden.
IHK-Präsident Steffen Auer vermeldete 4.536 neu abgeschlossene Ausbildungsverhältnisse zum 30. September 2018. Das war ein schönes Plus von 4,9 Prozent (Landesdurchschnitt der IHKs: plus 1,6 Prozent). Zurückzuführen ist die Zunahme vor allem auf die gewerblich-technischen Berufe, wo ein Plus von 9,1 Prozent verzeichnet wurde. Besonders in elektrotechnischen Berufen, im Bereich Bau-Steine-Erden sowie bei Papier und Druck gab es Zuwächse von über 20 Prozent. Die positive Entwicklung führte Auer vor allem darauf zurück, dass viele Betriebe derzeit wieder oder erstmals in die Ausbildung einsteigen, da dies inzwischen fast der einzige Weg zur Fachkräftegewinnung ist. Allerdings: Der Fachkräftemangel bleibt das prägende Thema in den Betrieben. Der Bedarf steigt noch schneller als die Vertragszahlen. Zwei postitve Tendenzen hob Auer hervor. Einmal gelingt die Integration von Flüchtlingen immer häufiger, so wurden 197 Neuverträge registriert auf jetzt eine Anzahl von insgesamt 354 Ausbildungsverhältnisse. Und zum zweiten: Bei der Gruppe der Abiturienten ist ebenfalls ein kräftiger Zuwachs zu verzeichnen. Vor zehn Jahren hatte einer von 20 Auszubildenden die Allgemeine Hochschulreife, heute ist es jeder Fünfte. Auch immer mehr Studienabbrecher entdecken laut Auer die duale Ausbildung. Grund dafür sind die Anstrengungen der Betriebe und auch der IHK, neue Zielgruppen zu gewinnen, indem man beispielsweise in die Gymnasien oder auch die Hochschulen geht.
Im Unterschied zur IHK hat die Handwerkskammer keine Zunahme zu verzeichnen, sondern einen Rückgang. Handwerkskammerpräsident Johannes Ulrich erläuterte, dass die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 5,4 Prozent auf 2.330 abgenommen haben. Auch er stellte eine Tendenz hin zu höheren schulischen Abschlüssen fest. 14 Prozent der neuen Auszubildenden haben inzwischen Abitur oder Fachhochschulreife. Das Handwerk, so Ulrich, braucht Zuwanderung. Insgesamt sind derzeit 537 Lehrlinge mit Fluchthintergrund beim Handwerk in Ausbildung, davon 239 mit neuen Lehrverhältnissen. Eine wachsende Zahl der Flüchtlinge habe inzwischen erfolgreich Integrations- und Deutschkurse absolviert, und Ulrich erhofft sich von ihnen eine allmähliche Entlastung des dualen Systems. Zudem setzt er – wie IHK-Präsident Steffen Auer auch – auf das neue Einwanderungsgesetz. Allerdings darf dies die Schranken laut Ulrich nicht so hoch setzen, dass gar niemand mehr kommen könne, wie es vor einigen Jahren mit der sogenannten Blue Card der Fall war.
Das große Interesse unter den Geflüchteten an Ausbildungsverhältnissen betonten auch Horst Sahrbacher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Offenburg und sein Freiburger Kollege Christian Ramm. In Freiburg hat sich der Anteil der Geflüchteten unter den Bewerbern auf 13 Prozent (549 Personen) und in Offenburg auf annähernd 7 Prozent (206 Personen) belaufen. Sowohl Ramm als auch Sahrbacher stellten fest, dass sich die Entwicklung zum Bewerbermarkt fortgesetzt hat. In Offenburg meldeten sich 3.027 Bewerber gegenüber 3.790 von Betrieben gemeldeten Lehrstellen. Die Bewerberzahl ging um 5,1 Prozent zurück und jede neunte Ausbildungsstelle blieb unbesetzt. In und um Freiburg war das Verhältnis zwischen Bewerbern (4.229) und Ausbildungspläztzen (4.261) nahezu ausgeglichen. Sowohl die Berwerber- als auch die Ausbildungsstellenzahl legten leicht zu. Allerdings blieb in Freiburg jede siebte Ausbildungsstelle unbesetzt. Ramm und Sahrbacher kamen auf die Ungleichgewichte zwischen den Berufswünschen der Bewerber einerseits und den zur Verfügung stehenden Stellen andererseits zu sprechen. So kommen beispielsweise auf die Holzbe- und -verarbeitung, auf Veranstaltungs-, Kamera- und Tontechnik sowie auf die technische Mediengestaltung fünf Bewerber auf eine Stelle. Ebenfalls sehr begehrt sind Softwareentwicklung und Programmierung oder der Verkauf von Bekleidung, Elektro, Kfz-, und Hartwaren. Umgekehrt sind die Verhältnisse in der Gastronomie, beim Verkauf von Lebensmitteln, in der Drucktechnik und Weiterverarbeitung sowie Buchbinderei, wo jeweils mehrere Stellen auf nur einen Bewerber kommen.
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