Die Coronapandemie hat zur schwersten Rezession der Nachkriegszeit geführt, die auch die Wirtschaft in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg seit dem Frühjahr erfasst hat. Kontakt- und Reisebeschränkungen, die zur Eindämmung des Infektionsgeschehens ergriffen wurden, haben Lieferketten unterbrochen und zu Produktions- und Umsatzeinbußen geführt. „Viele Betriebe fürchten um ihre Existenz. Insbesondere bei den Veranstaltern oder Messebauern, aber auch im stationären Einzelhandel in den Innenstädten oder bei der Industrie ist seit März die Nachfrage eingebrochen“, so IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos.
Bei der aktuellen IHK-Konjunkturbefragung im Herbst geben 35 Prozent der befragten regionalen Firmen einen Rückgang ihres Eigenkapitals an. 23 Prozent berichten von Liquiditätsengpässen, rund jedes fünfte Unternehmen von zunehmenden Forderungsausfällen. 37 Prozent hoffen jedoch, dass sich die Coronapandemie nicht negativ auf die Finanzierungssituation ihres Unternehmens auswirkt.
Mehr Investitionen in Digitalisierung
Im Vergleich zum Sommer signalisiert die aktuelle Herbstbefragung jedoch eine leichte Erholung. Nachdem im Sommer noch rund die Hälfte der befragten regionalen Unternehmen mit einer schlechten Geschäftslage zu kämpfen hatte, berichten aktuell 46 Prozent wieder von einer befriedigenden wirtschaftlichen Situation. Dazu haben nicht nur die Hilfsprogramme von Bund und Land, sondern auch die nach dem Lockdown wieder möglich gewordenen wirtschaftlichen Aktivitäten beigetragen. Viele Unternehmen haben zudem verstärkt in ihre Digitalisierung investiert, um schneller und gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
Auch die Erwartungen für die kommenden Monate sind zuversichtlicher als noch im Sommer. Allerdings würde eine zweite Infektionswelle, die einen weiteren Lockdown zur Folge hätte, zusätzliche Insolvenzen und Geschäftsschließungen nach sich ziehen. Jedes fünfte regionale Unternehmen wagt deshalb gegenwärtig keine Prognose, wann es wieder zur normalen Geschäftstätigkeit zurückkehren kann.
Die Exportperspektiven haben sich zwar im Vergleich zum Sommer ebenfalls verbessert. Belastend wirken jedoch die nach wie vor ungelösten Handelskonflikte, der ungewisse Ausgang der Brexitverhandlungen sowie die Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar seit Ende Mai dieses Jahres. Für die exportorientierte regionale Wirtschaft ist es darüber hinaus wichtig, dass die Wirtschaft und damit die Nachfrage in den Abnehmerländern wieder anziehen.
Kurzarbeit wichtiges Instrument
Die coronabedingten Einschränkungen der wirtschaftlichen Tätigkeit zeigen sich seit April auch auf dem Arbeitsmarkt der Region. „Ohne das Instrument der Kurzarbeit wären die Arbeitslosenzahlen in unserer Region noch stärker gestiegen“, ist sich die IHK-Präsidentin sicher. Auch warnt sie davor, die durch die Coronakrise verursachten Löcher in den öffentlichen Haushalten durch ein „Drehen an der Steuerschraube“ zu schließen. Vielmehr müsse die öffentliche Hand die Firmen bei ihrem Engagement für die berufliche Ausbildung, bei Investitionen in die Digitalisierung sowie in Forschung und Entwicklung unterstützen, um neue Wachstumsimpulse zu setzen.
In der Coronakrise hätten neben dem Personal im Gesundheitswesen und im Einzelhandel auch die zahlreichen Verkehrs- und Logistikbetriebe der Region gezeigt, wie wichtig sie für die Versorgung der Konsumenten und Unternehmen mit wichtigen Gütern sind. „Im Frühjahr waren die Transportketten zwar beeinträchtigt, aber die Versorgung war zu jeder Zeit sichergestellt“, so Darko Ilic, Niederlassungsleiter des Logistikunternehmens Noerpel in Villingen-Schwenningen. „Nach einem massiven Einbruch des Transportaufkommens, vor allem im Exportbereich, verbessert sich die Auftragslage im Straßengüterverkehr insgesamt wieder nachhaltig. Die Transportbranche spürt deutlich, wenn die Automobilhersteller und Zulieferer, der Anlagen- und Maschinenbau oder auch die Eventbranche sowie die Gastronomie noch nicht wieder auf Vorkrisenniveau angekommen sind. Allerdings entwickelt sich die Nachfrage im In- und Ausland, insbesondere im Konsumgüterbereich positiv. Der Wettbewerbs- und Preisdruck ist nach wie vor hoch.“
Text: AS/bk
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Anne Spreitzer, Fachbereich Standortpolitik
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