
Digitalisierungspotenzial gibt es in fast jedem Unternehmen, man muss es nur finden. Warum lässt man da nicht einfach diejenigen ran, die mit der Digitalisierung aufgewachsen sind, also die jungen Auszubildenden? Darum geht es bei dem im April gestarteten Projekt „Digiscouts“ der IHK Hochrhein-Bodensee und des Kompetenzzentrums des Rationalisierungs- und Innovationszentrums der Deutschen Wirtschaft (RKW). Alleine oder im Team schauen die Auszubildenden, welche Prozesse oder Strukturen in ihrem Ausbildungsbetrieb digitalisiert werden können. Wichtig ist: Das Projekt muss für den Betrieb wirtschaftlich sinnvoll sein und dauerhaft genutzt werden können. Für Planung und Umsetzung haben die Auszubildenden sechs Monate Zeit. Zwölf „Digiscout“-Teams nehmen im Kammergebiet der IHK teil. Nach den ersten drei Monaten haben sie nun in der IHK in Schopfheim ihre Projekte vorgestellt und eine Halbzeitbilanz gezogen.
So auch Natascha von Schneyder (angehende Industriekauffrau), Nico Schneiderhan und Robin Kissel (beide angehende technische Produktdesigner) sowie Sebastian Studinger (Ausbildung Werkzeugmechaniker) von Feinwerktechnik Hago in Küssaberg. Sie alle befinden sich im zweiten Ausbildungsjahr. „Bevor wir uns für dieses Projekt entschieden haben, haben wir uns in der Firma umgehört. Es wurde deutlich, dass viele Kolleginnen und Kollegen sich bei den Spesenabrechnungen eine digitale Lösung wünschen würden“, berichtet Natascha von Schneyder und Nico Schneiderhan ergänzt: „Bisher wurden die Spesen über eine Barkasse ausgezahlt, was auch bedeutete, dass immer genügend Bargeld im Haus sein muss. Schon länger wurde über eine andere Lösung nachgedacht. Wir packen das jetzt an.“ „Wir möchten, dass die Reisekostenabrechnungen in unserem Betrieb digital verarbeitet werden. Derzeit müssen noch Papierformulare ausgefüllt werden. Das ist sehr aufwendig. Künftig sollen über eine App die Belege eingescannt, freigegeben und dann zur Buchhaltung geschickt werden“, erklärt Robin Kissel. „Von der App mussten wir die Geschäftsführung erst einmal überzeugen“, sagt Sebastian Studinger. „Sie wird von einem externen Anbieter bezogen, daher ist dieses Digitalisierungsprojekt natürlich mit Kosten verbunden. Wir konnten die Geschäftsleitung mit guten Argumenten überzeugen und sind über die Zusammenarbeit sehr dankbar.“

Mit dabei sind auch die beiden angehenden Finanzassistenten und Bankkaufleute Adrian Kienle (1. Ausbildungsjahr) und Fabian Baur (2. Ausbildungsjahr) von der Sparkasse Hegau-Bodensee. Sie möchten mit ihrer Idee Papier und damit Kosten sparen. „Bei den Verträgen fürs Onlinebanking haben wir Potenzial für mehr Digitalisierung gesehen. Dort werden pro Vertrag 29 Seiten ausgedruckt. Das ist ziemlich viel. In der Azubi-Filiale beraten wir nun die Kunden mit dem Tablet, und auch die Unterschrift erfolgt digital. So sparen wir viel Papier“, sagt Fabian Baur. Adrian Kienle ist überzeugt, dass es auch im Interesse der Kunden ist, weniger Papier auszudrucken: „Die meisten möchten keinen Papierkram, sondern Verträge gleich digital abspeichern. Es macht auch einen digital kompetenteren Eindruck, wenn man mehr mit Tablet und weniger mit Papier arbeitet. Das Feedback in der Sparkasse war sehr positiv, denn mit digitalen Lösungen lässt sich langfristig Geld sparen. Das könnte in Zukunft auch für andere Geschäftsprozesse interessant sein.“
„Ein tolles Projekt, das sehr gut angenommen wird“, sagt IHK-Geschäftsführerin Alexandra Thoß. „Davon profitieren die Unternehmen und die jungen Leute, weil sie viel Wertschätzung erfahren und ihre Kompetenzen erweitern.“
hw
Weitere Bilanzen der Digiscouts unter www.konstanz.ihk.de
Dok.-Nr.: 447579