Die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen in der IHK-Region Hochrhein-Bodensee ist weiter ausgesprochen gut. Die Erwartungen über den weiteren Verlauf der Konjunktur gehen, dem bundesweiten Trend der vergangenen Monate folgend, deutlich zurück. Das sind Ergebnisse der Konjunkturumfrage der IHK Hochrhein-Bodensee unter ihren Mitgliedsbetrieben zum Jahreswechsel.
Der von IHK errechnete Index für das Konjunkturklima in der Region ist auf hohem Niveau von 138 auf 130 Punkte gesunken. Der Bedarf an Arbeitskräften und die Arbeitskosten bleiben die meistgenannten Risiken für die weitere Geschäftsentwicklung.
In der Umfrage bestätigen die Unternehmen erneut, dass sich die Wirtschaft in der Region in einer guten Verfassung präsentiert. „Mit einem Wert von 160 Punkten reiht sich der aktuelle Indikator für die Geschäftslage in die hohen Werte der vergangenen Umfragen ein“, so Alexander Graf, der die Konjunkturumfrage bei der Kammer durchführt. Insgesamt beurteilen 64 Prozent der teilnehmenden Betriebe ihre momentane Geschäftslage als gut, rund 32 Prozent als befriedigend und gerade einmal vier Prozent als schlecht. Mit der Ertragslage zeigen sich die Unternehmen ebenfalls zufrieden. So beurteilen 39 Prozent der befragten Unternehmen die derzeitige Ertragslage als gut und 53 Prozent als befriedigend.
Industrie mit hohem Auslastungsgrad
Der Indexwert für die Geschäftslage der Industrieunternehmen in der Region Hochrhein-Bodensee hat zum Jahresende die extrem hohen Bewertungen des Vorjahres nicht mehr erreichen können. Er liegt nun bei immer noch sehr guten 159 Punkten, aber gleichwohl deutlich unter dem Allzeithoch von 175 Punkten, das noch in der Umfrage vor einem Jahr erreicht wurde. 63 Prozent der Produktionsbetriebe bezeichnen ihre Lage als gut und nur 4 Prozent als schlecht. Auch mit den Umsätzen und der Ertragslage sind die Unternehmen weiter großteils zufrieden. So sprechen rund 90 Prozent der Industrieunternehmen von einer guten oder einer befriedigenden Ertragslage. Der bereits hohe Auslastungsgrad der Kapazitäten der vergangenen Monate zeigt sich auch zum Jahreswechsel. Dieser liegt mit rund 91 Prozent auf demselben Niveau wie zum Jahresende 2017 und sehr deutlich über dem langjährigen Mittel.
Die derzeitige Tendenz bei den Auftragseingängen ist bei 27 Prozent der produzierenden Unternehmen zum Jahreswechsel steigend. 57 Prozent berichten von einem gleichbleibenden Auftragseingang, während sich bei 16 Prozent ein Rückgang abzeichnet. Dabei hat sich die Tendenz im Auftragseingang gegenüber der vorangegangenen Befragung sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland leicht verschlechtert. Waren es vor einem Jahr rund 48 Prozent, die eine steigende Tendenz in den Auftragseingängen aus dem Inland verzeichneten, so sind es zum Jahreswechsel nun 20 Prozent der Produktionsbetriebe. Bei den Aufträgen aus dem Ausland berichten aktuell rund 29 Prozent (Vorjahr: 53 Prozent) der Betriebe von einer steigenden Tendenz.
Vor zwölf Monaten schlugen die Unwägbarkeiten in den internationalen Beziehungen auf die Tätigkeit der regionalen Wirtschaft noch wenig durch. Zum Jahreswechsel 2018/2019 hinterließen die gleichen Probleme erste Spuren. Die Handelsstreitigkeiten mit den USA, die Wachstumsschwäche in China, der Brexit und das politisch wie wirtschaftlich schwächelnde Italien sowie die Unsicherheiten in der Türkei und Brasilien wirken sich offensichtlich auf die exportstarken Produktionsbetriebe der Region aus. Aber dennoch zeigen diese positive Erwartungen und ein robustes Wachstum.
Dienstleistungen positiv, Handel verhalten
Auch die Unternehmen der Dienstleistungsbranche sprechen überwiegend von einer guten Geschäftslage. Mit einem deutlich positiven Antwortverhalten berichten 69 Prozent der Unternehmen von einer guten Geschäftslage. 28 Prozent sind mit ihrer aktuellen Lage zufrieden, und bei nur drei Prozent ist diese schlecht. Allerdings zeigt sich das Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahresquartal schwächer. Eine Steigerung verzeichnen mehr als die Hälfte der Unternehmen (51 Prozent), bei 32 Prozent ist der Umsatz im Vergleich aber gefallen. Erfreulich zeigt sich die Ertragslage der meisten Dienstleistungsunternehmen. 48 Prozent beurteilen diese derzeit als gut, und weitere 48 Prozent sind mit dem Ertrag zufrieden.
Etwas anders sieht die Lage im Handel aus. Hier ist die Stimmung zurückhaltender, aber im Vergleich zum Vorjahr leicht positiver. So sprechen 54 Prozent der antwortenden Händler von einer befriedigenden und 37 Prozent von einer guten Lage. Die Anzahl der Händler, deren Umsätze im Vergleich zum Vorjahresquartal gefallen sind, hat sich auf 33 Prozent verringert. Die Ertragslage zeigt sich bei mehr als zwei Drittel der Händler zufriedenstellend.
Erwartungen für die kommenden zwölf Monate
Auch in den nächsten Monaten wird die positive Geschäftsentwicklung nach Einschätzung der befragten Unternehmen im Kammerbezirk weitergehen, wenngleich sich das konjunkturelle Wachstum weiter abschwächen dürfte. So hat sich die Zahl der Unternehmen, die mit verbesserten Geschäften in den kommenden Monaten rechnen, seit der Herbstbefragung von 26 auf 15 Prozent verringert. Gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen, die von einer gleichbleibenden Entwicklung wie in den vergangenen Monaten ausgehen, von 68 auf 75 Prozent angestiegen.
Insbesondere bei den Produktionsbetrieben ist die rückläufige Erwartung bezüglich der Geschäftsentwicklung spürbar. Die Anzahl der Produktionsbetriebe, die eine Verbesserung der Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten erwarten, hat sich von 43 Prozent im Herbst auf aktuell 22 Prozent halbiert. Demgegenüber hat sich der Anteil der Produktionsbetriebe, die von einem gleichbleibenden Geschäftsverlauf ausgehen, von 51 auf 73 Prozent erhöht. Die Exporterwartungen gehen leicht zurück; die meisten Betriebe, 46 Prozent, rechnen mit gleichbleibenden Exporten. Die Erwartungen gegenüber Großbritannien sind aufgrund des bevorstehenden wohl „harten“ Brexits auch zu Jahresbeginn weiter rückläufig.
In der Dienstleistungsbranche geht der Großteil der Unternehmen von konstanten Geschäften aus (rund 70 Prozent). Gegenüber der Herbstbefragung hat sich die Zahl der Unternehmen, die für die kommenden Monate von einer Verschlechterung der Geschäfte ausgehen allerdings von 4 Prozent auf 13 Prozent erhöht. Eine Verbesserung der Geschäftsentwicklung prognostizieren aktuell rund 17 Prozent (Herbst: 23 Prozent) der Dienstleister.
Bei den Handelsbetrieben rechnen drei Viertel damit, dass die Geschäfte gleichbleibend verlaufen werden. Zugenommen haben gegenüber der Befragung im Herbst die Betriebe, die in den nächsten zwölf Monaten verbesserte Geschäftsverläufe erwarten. Ihr Anteil ist von fünf auf neun Prozent gestiegen.
Investitionsabsichten und Risiken
Die Zahl der Betriebe, die im Inland in den kommenden zwölf Monaten Investitionen planen, bleibt konstant. So rechnen 38 Prozent aller Unternehmen mit steigenden Investitionen. Rund 46 Prozent sehen gleichbleibende Investitionen und rund vier Prozent planen für diesen Zeitraum keine Investitionen. Verwendet werden die Mittel dabei in erster Linie zur Beschaffung von Ersatzbedarfen und die Umsetzung von Innovationen. Der Anteil der Betriebe, die Kapazitätserweiterungen planen, hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 39 Prozent auf 26 Prozent reduziert.
Knapp ein Viertel der Unternehmen in der Region möchte die Beschäftigtenzahl vor Ort in den kommenden zwölf Monaten erhöhen. Rund zwei Drittel beabsichtigen, die Mitarbeiterzahl in diesem Zeitraum konstant zu halten, und nur rund zehn Prozent sehen die Beschäftigtenzahl vor Ort im eigenen Unternehmen tendenziell fallen. Damit ist der Fachkräftebedarf auch zu Beginn des Jahres 2019 ein Thema, das viele Betriebe umtreibt. Der Engpass an bestimmten Fachkräften ist entsprechend das von den Unternehmen in der Region mit großem Abstand am häufigsten genannte Risiko (75 Prozent) für die eigene wirtschaftliche Entwicklung. Darüber hinaus sehen die Händler Risiken insbesondere in der Wirtschaftspolitik (40 Prozent) und den steigenden Arbeitskosten (39 Prozent). Bei den Unternehmen aus dem Bereich der Dienstleistung stellen neben den benötigten Fachkräften (82 Prozent) die Inlandsnachfrage (43 Prozent) sowie ebenfalls die Arbeitskosten (43 Prozent) häufig genannte Risiken dar. Für die Industriebetriebe ist die Sorge um die Absatzmärkte gestiegen. So sind die Auslandsnachfrage (40 Prozent) sowie die Inlandsnachfrage (39 Prozent) nach dem Arbeitskräftebedarf (74 Prozent) die meist genannten Risiken.
AG