Schon mal mit dem Gedanken gespielt, im Nachbarland zu gründen? Der Schritt ins Ausland kann sich durchaus lohnen. Experten erklären, welche Hilfestellungen es in Deutschland und Frankreich bereits gibt und worauf man achten sollte.
Für frankophile Unternehmer ist ein Firmensitz in Frankreich durchaus eine Überlegung wert: Laut der Anwaltskanzlei Qivive, die deutsch-französische Gründungsprozesse begleitet, werden durch eine Niederlassung „psychologische Hürden“ seitens der Kunden gegenüber dem ausländischen Unternehmen abgebaut. Das sorgt für mehr Vertrauen in das Unternehmen und oft für mehr Umsatz. Véronique Hoelz, Direktorin für Entrepreneurship bei der IHK Elsass, betreut deutsche Gründer jenseits der Grenze. Vor allem kleine Unternehmen würden gut laufen, vom Dienstleistungsanbieter bis hin zur Bäckerei mit typisch deutschen Brotspezialitäten.
Die WiS arbeitet mit der elsässischen IHK-Zeitschrift „Point éco“ und dem Wirtschaftsmagazin „Wima“ der IHK Karlsruhe zusammen und veröffentlicht gemeinsame Beiträge wie diesen.
An der Sprache haperts noch
Deutsch-französische Gründungen im Grenzgebiet sind also bereits im vollen Gange. Eine Hürde: mangelnde Sprachkenntnisse. „Zwar haben wir deutschsprachige Mitarbeiter bei uns in der IHK, aber für weitere Behördengänge benötigen deutsche Gründer ein gewisses Französisch-Niveau” – zum Beispiel für Finanzierungsgespräche mit Banken oder die Kommunikation mit den diversen Handels- und Handwerkskammern, die je nach Metier für die Gründer zuständig sind.
Bianca Schmid und Christian Müller, Referenten für Förderung und Wachstum der IHKs Karlsruhe und Südlicher Oberrhein, bestätigen, dass die Sprache für französische Unternehmer in Deutschland ebenfalls die größte Schwierigkeit sei. Um dieser gemeinsamen Herausforderung zu begegnen, haben die Industrie- und Handelskammern Südlicher Oberrhein und Elsass das Projekt „Offensive Regio”, ein Informationsportal und Beraterpool, ins Leben gerufen. Hier finden Interessenten Termine zu Veranstaltungen und Webinaren, Experten zu etwaigen Spezialthemen und alle wichtigen Informationen zur Gründung und Finanzierung in ihrer jeweiligen Muttersprache.
Neue Impulse aus Straßburg
Aber auch andere Akteure engagieren sich, um den deutsch-französischen Wirtschaftsraum enger zusammenwachsen zu lassen. Zum Beispiel der Technologiepark Offenburg, der seit seiner Eröffnung 1987 die regionale Idee fördert und explizit auch französische Entrepreneure anspricht. Ein neues, von der EU mitfinanziertes Konzept, das grenzüberschreitende Gründungsaktivitäten ankurbeln soll, gibt es seit April 2023 im „Kaleidoscoop” zu entdecken. „Es ist ein innovativer, genossenschaftlich organisierter Ort auf dem Straßburger COOP-Gelände ”, sagt Guy Tonnelier, Vorsitzender des Netzwerkes „Initiative Strasbourg”, das diese Begegnungsstätte mitgestaltet. Besucher können sich im Gründungs- und Informationszentrum auf Deutsch und auf Französisch beraten lassen und in Coworking Spaces Seite an Seite arbeiten. Auch bei der Überwindung der Sprachbarriere will „Kaleidoscoop” mit einem spielerischen Ansatz helfen: In der hauseigenen Kaffeestube findet einmal die Woche der Workshop „RheinKafé” statt, der den Teilnehmenden die Kultur und Sprache des Nachbarn in einer geselligen Atmosphäre näherbringt.
Text: Giorgia Grimaldi
Bild: Adobe Stock/ Yakobchuk Olena
Mehr zur Gründungsberatung der IHK Südlicher Oberrhein und der CCI diesseits und jenseits des Rheins unter www.ihk.de/freiburg – 5946372