Unorthodox und spielerisch, dabei durchaus bereichernd: Mit diesen angestrebten Prädikaten ist das Führungskräftenetzwerk der IHK Südlicher Oberrhein bei seinem Start im vergangenen Jahr angetreten. Mittlerweile hat sich gezeigt: Es ist unorthodox, es ist spielerisch und bereichernd. Dieses Fazit zogen nach der dritten Veranstaltung die Beteiligten um die IHK-Initiatoren.
Die jüngste Erfahrung des für weitere Teilnehmer stets offenen Kreises: Sie waren einen Tag zu Gast in einem Unternehmen, das umsatzorientiert ist, nach den üblichen Erkenntnissen der Betriebswirtschaft aber eher „verkehrt herum“ funktioniert, nämlich in den Hanauerland Werkstätten der Diakonie Kork bei Kehl. Hajo Maelger ist dort Betriebsleiter und war als Netzwerk-Mitglied an diesem Tag auch Gastgeber. Was so verkehrt herum funktioniert, erklärt er folgendermaßen: „Zu uns kommen Menschen und wir suchen Produkte und Arbeit für sie, mit denen sie zurechtkommen und die für sie passen. Ein ‚normaler‘ Betrieb hat Produkte und Arbeit und sucht die Menschen, die dazu passen.“ Alles in allem – eigentlich nichts Besonderes für eine anerkannte Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM). „Dass diese dennoch gewinnorientiert arbeitet und ihr das auch gelingt, eröffnete den Denkraum der Teilnehmer in Bezug darauf, wie wir uns Arbeit vorstellen“, erläutert Emmanuel Beule, IHK-Experte für digitale Geschäftsprozesse und Change Management.
Neue Kreativitätstechniken erlernen
Doch es wäre nicht das unorthodoxe und spielerische Netzwerk, wenn es an diesem Tag einfach eine Führung durch die Werkstätten und einen Vortrag von Hajo Maelger gegeben hätte. Eine tragende Rolle spielte an diesem Termin Claudia Koch. Sie zählt zu den externen Initiatoren und Experten im Netzwerk und bereitete die „Prozessbetrachtung mittels Perspektivwechsel“ vor. Konkret hieß dies: „Ohne große Vorstellungsrunde und ohne viel zu reden, hat jeder den Prozess, der ihn in seinem Unternehmen gerade am meisten bewegt, auf ein Flipchart gemalt. Dann haben die anderen im Grunde schweigend Lösungen auf Notizzettel geschrieben und diese dazu gepinnt. Quantität ging dabei vor Qualität. Es war wichtig, so viele Tipps und Ansätze, Ideen und Impulse wie möglich zu erhalten“, beschreibt Claudia Koch das Vorgehen, das natürlich auch einen Namen hat: 6-3-5-Kreativitätsmethode.
Theorie und Praxis
Zum Perspektivwechsel auf dem Flipchart gesellte sich dann der Perspektivwechsel beim Besuch der Welt von Hajo Maelger, der sich nicht wundert, dass es so manchen Menschen verwundert, wenn in den Werkstätten einfach jemand dasitzt und ein Puzzle (in einer Broschüre für Werbezwecke) legt. Nähert sich das Ende des Arbeitstags, hat auch dieser Mensch Feierabend, fühlt er sich doch als Arbeitnehmer wie alle anderen um ihn herum. „Unsere Sicht auf die Arbeit wurde an diesem Tag auf den Kopf gestellt“, berichtet Stefanie Blum, die stellvertretende Leiterin des IHK-Geschäftsbereichs International ist und ebenfalls dem Experten-Pool im Netzwerk angehört. Dass nach dem „Kopfstand“ Bewegung im Kopf ist, ist die natürliche Folge: „Das setzte schon einen gehörigen Gedankenprozess bei jedem in Gang“, ist sie überzeugt.
Und weil das Netzwerk auch ergebnisorientiert arbeitet, wurde natürlich auch die 6-3-5-Methode ausgewertet: Was von den Vorschlägen war machbar? Kann das Team neue Ideen umsetzen? Dass es ausgerechnet diese Fragen sind, die absolut in die Zeit passen, ist dem trotz allem Unorthodoxen dennoch strategischen Vorgehen in diesem Netzwerk geschuldet. „Digitalisierung und Transformation sorgen für grundlegende Veränderungen in der Arbeitswelt. Und die brauchen neue Ideen und manchmal auch das Auf-den-Kopf-Stellen“, ist sich Emmanuel Beule, Referent für digitale Unternehmensentwicklung, sicher.
Text: dg
Bild: Adobe Stock/master1305
Mehr zum Netzwerk
Der nächste Netzwerktermin steigt bei der auf Kühlraumbau und Ladenbau spezialisierten Kramer GmbH in Umkirch. Das Netzwerk ist permanent offen für neue Mitglieder. Weitere Infos gibt es bei
Emmanuel Beule
Mail: emmanuel.beule@freiburg.ihk.de
Telefon: 0761 3858-268
und
Stefanie Blum
Mail: stefanie.blum@freiburg.ihk.de
Telefon: 07821 2703-691
oder unter www.impulsnetzwerk.ihk.de/toolkits-h/netzwerke-tool-kits/ihk-impulsnetzwerk-fuer-fuehrungskraefte