Onlineshopping, Lockdowns, Leerstände, Besucherschwund – viele Kommunen stehen vor Herausforderungen. Hilfestellung will eine neue IHK-Initiative geben. Die ersten Städte sind schon mit an Bord.
Knapp 6.800 Unternehmen der IHK Südlicher Oberrhein zählen zum Einzelhandel. Davon sind knapp 50 Prozent in den Innenstädten angesiedelt – neben anderen Gewerbetreibenden aus den Bereichen Gastronomie, Hotel, Kultur, Freizeit, Dienstleistung oder auch Handwerk und städtische Einrichtungen. Dieser Mix macht eine lebendige Innenstadt aus. Genau dieser Mikrokosmos ist derzeit jedoch in Gefahr: Viele Innenstädte in der Region Südlicher Oberrhein sind als Wirtschaftszentren stark von der Pandemie betroffen. Ihre Funktion als Ort zum Leben, Wirtschaften und Arbeiten ist nachhaltig beeinträchtigt. Händler, Gastronomen und Dienstleister stehen in einem Kreuzfeuer mehrerer Entwicklungen, wie der Abwanderung der Kaufkraft in Richtung Onlinehandel. Einige Innenstädte weisen zudem „Vorerkrankungen“ auf, wie mangelnde Investitionsbereitschaft, schwere Erreichbarkeit, zu hohe Mieten oder ungelöste Nachfolgesituationen.
Vor diesem Hintergrund hat die IHK das Projekt „Pro Innenstadt“ ins Leben gerufen. „Wir möchten gemeinsam mit verschiedenen Kommunen in lokalen Aktionsbündnissen zur koordinierten Belebung der Innenstädte beitragen“, erklärt Steffen Auer, Präsident der IHK Südlicher Oberrhein. Die Maßnahmen im Rahmen des Aktionsbündnisses Innenstadt verfolgen zwei Ziele: zum einen Hilfen und bessere Planungssicherheit für Unternehmen insbesondere in der Innenstadt zu schaffen und zum anderen einen echten Mehrwert für Bürger, Kunden, Gäste und Besucher zu bieten. „Dafür haben wir keine Schablone, sondern müssen für jede Stadt individuelle Maßnahmen überlegen – hierbei können Faktoren wie Parkmöglichkeiten oder der Einbezug von ansässigen Industriebetrieben eine Rolle spielen. Schließlich ist es auch für Unternehmen wichtig, dass ihre Arbeitnehmer gerne in ihrer Arbeitsumgebung leben“, betont Auer. Er ist überzeugt: „Die Stadt muss sich wieder zum Lebenszentrum entwickeln“. Die Vereinbarung umfasst auch eine Liste mit zehn Maßnahmenvorschlägen. „Gemeinsam werden wir erarbeiten, wo und wie genau wir vor Ort ansetzen können“, berichtet Auer.
Ettenheim zählt zu den ersten Städten, die dem Aufruf der IHK gefolgt sind (siehe auch Artikel rechts). „Wir freuen uns über die Chance, gemeinsam ein Konzept für die Zukunft zu erarbeiten. Das Know-how der IHK und ihr starkes Netzwerk können da bestimmt sehr hilfreich sein“, sagte Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz bei der gemeinsamen Unterzeichnung der Vereinbarung „Pro Innenstadt“ Ende März. „Wir werden hart daran arbeiten, uns fit zu machen für die Digitalisierung, um uns auch längerfristig im Wettbewerb behaupten zu können“, ergänzte Norbert Schneider, einer der drei Vorstände des Vereins Unternehmen Ettenheim und dem dritten Projektpartner.
Neben Ettenheim ist das Projekt auch bereits in Neustadt gestartet; demnächst folgen Oberkirch, Haslach und Kehl. „Uns war eine Mischung aus großen, kleinen, und mittelgroßen Städten wichtig. So können wir am meisten aus dem Projekt lernen. Und schließlich gilt: Wer sich zuerst meldet, hat die größte Chance, in das Projekt aufgenommen zu werden“, unterstreicht Auer.
heo
Fragen von Unternehmen der beteiligten Kommunen und zum Projektstand beantwortet Thomas Kaiser, Projektverantwortlicher und Handelsreferent der IHK
Mail: thomas.kaiser@freiburg.ihk.de
Telefon: 07821 2703-640