Schon einige Jahre verzichten die ehrenamtlichen Mitglieder des Berufsbildungsausschusses der IHK Südlicher Oberrhein auf ihre Sitzungsgelder und Fahrtkostenzuschüsse. Dieses Geld wird stattdessen an soziale Institutionen gespendet, die sich für Kinder und Jugendliche einsetzen. Die Summe aus dem Sitzungsjahr 2019, exakt 2.531,30 Euro, ging an das Familienzentrum des Jugendhilfswerks Freiburg.
Seit mehr als 65 Jahren setzt sich das Jugendhilfswerk Freiburg als unabhängiger und gemeinnütziger Träger für positive Lebensbedingungen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Freiburg und der Region ein. Das Familienzentrum des Jugendhilfswerks in der Freiburger Wiehre hat dabei besonders belastete Kinder und deren Eltern im Fokus. „In unserer Gesellschaft wird vorausgesetzt, dass Eltern automatisch auch erziehen können. Leider ist das nicht so, und wir versuchen, dies mit dem Familienzentrum aufzufangen“, sagt Carlos Mari, Geschäftsführer der Einrichtung. Im Heilpädagogischen Hort der Einrichtung werden derzeit 29 Kinder betreut, hinzu kommen zwölf Kinder in der Tagesgruppenbetreuung, jeweils im Alter von 6 bis 14 Jahren. Die Kinder haben alle einen besonderen Bedarf. Dieser reicht von ADHS über autistische Störungen bis hin zur Armutslage – das kann sowohl eine finanzielle, aber auch eine Bildungsarmut sein.
„Wir möchten den Kindern hier vermitteln: Nicht du passt nicht, sondern die Rahmenbedingungen passen nicht“, erklärt Karin Herbener, die als Sozialarbeiterin im Jugendhilfswerk tätig ist und den Bereich Kinder- und Jugendhilfe leitet. Dabei wird nach einem teiloffenen Konzept vorgegangen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen steht für die Kinder eine Hausaufgaben- und Lernzeit an, danach folgen vertiefende Angebote je nach dem Förderplan der Kinder. An drei Tagen der Woche werden Projekte aus den Bereichen Bewegung, Kunst, Backen oder Basteln angeboten. „Die Betreuung erfolgt sehr individuell und intensiv, so kann beispielsweise eine Hausaufgabenbetreuung mit nur vier Kindern in einer Gruppe stattfinden“, erläutert Mari.
Mitte 2019 wurde das Angebot des Jugendhilfswerks um das Familienzentrum für Eltern und Kinder erweitert. „Unser Haus steht auch Eltern offen, die herkömmliche Bildungsangebote beispielsweise aus Scham oder durch Sprachbarrieren nicht besuchen. Diese versuchen wir, durch unsere Angebote wie Elternfrühstück und Sprachcafé sozialpädagogisch zu unterstützen und den Aufbau sozialer Kontakte untereinander zu fördern“, sagt Herbener. „Diese Aufgabe ist uns sehr wichtig, denn die Kinder sind sowieso schon in einer für sie belastenden Situation. Wenn es dann zu Hause kein Netz gibt, das sie auffängt, ist es ganz schwierig“, ergänzt Mari. Zum Angebot des Familienzentrums gehört ein offener Treff für junge Mütter, eine Lese-Schreib-Hilfe und eine Kleiderkammer, in der neben Kleidung auch Sachspenden wie beispielsweise Fahrradhelme ausgegeben werden. Im gesamten Bereich Kinder- und Familienhilfe des Jugendhilfswerks Freiburg sind aktuell 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt – zwei davon arbeiten im Familienzentrum.
Vom Berufsbildungsausschuss der IHK erhielt das Familienzentrum nun eine Spende in Höhe von 2.531,30 Euro. „Wir freuen uns sehr, die Einrichtung damit zu unterstützen“, sagte Simon Kaiser, Leiter Aus- und Weiterbildung der IHK, bei der Spendenübergabe. Wofür die Spenden verwendet wird, steht bereits fest: „Wir möchten das Geld dazu nutzen, Schwimmkurse zu organisieren sowie dazu, Fahrräder aus Spenden wieder fit zu machen, um sie den Kindern zur Verfügung zu stellen“, berichtet Herbener. Aus finanziellen Gründen ist Schwimmunterricht oder das Erlernen von Radfahren nämlich bei vielen Kindern nicht möglich.
Text und Bild: heo