Die baden-württembergischen Unternehmen der Gesundheitswirtschaft sind zuversichtlich gestimmt“, fasste Claudius Marx, Hauptgeschäftsführer der im Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) für die Gesundheitswirtschaft federführenden IHK Hochrhein-Bodensee die Ergebnisse der Konjunktur-Sonderauswertung der Branche zum Jahresauftakt zusammen. Der IHK-Geschäftsklimaindex gab zwar im Vergleich zur Vorumfrage weiter nach. Er lag mit 133 Zählern jedoch nach wie vor auf einem sehr guten Niveau. Zudem hat sich die Lagebeurteilung der Unternehmen weiter verbessert. Deutlich mehr als die Hälfte bewerteten ihre aktuellen Geschäfte als gut. Lediglich 4,4 Prozent berichteten von einer schlechten Lage. Dies ist eine Verbesserung um über drei Punkte. Allein die Geschäftserwartungen waren etwas gedämpfter als noch vor einem Jahr. Die Unternehmen stellten sich auf eine Stabilisierung der aktuellen Lage ein. Fast 60 Prozent rechneten mit gleichbleibenden Geschäften, rund 28 Prozent gingen von einer Verbesserung aus.
Auch zum Jahresbeginn 2019 deuteten alle Anzeichen in der regionalen Gesundheitswirtschaft darauf hin, dass sich die positive Beschäftigungsentwicklung in den kommenden Monaten fortsetzen wird. Während nahezu zwei Drittel an der aktuellen Belegschaft festhalten, plant jedes vierte Unternehmen, neues Personal einzustellen. Mit einem Anteil von rund elf Prozent der Betriebsstätten und rund 545.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Statistik-Service-Südwest, Frankfurt) stellt die Gesundheitswirtschaft einen gewichtigen Anteil an der Gesamtwirtschaft in Baden-Württemberg. „Der positive Beschäftigungstrend in der Branche hält an“, so Marx weiter. Er könne aber nur realisiert werden, wenn die passenden Fachkräfte vorhanden sind und auch gefunden werden. Das werde immer schwieriger. Der Fachkräftemangel ist schon lange das am häufigsten genannte Risiko für die weitere Entwicklung der Geschäfte.
Zunehmend besorgt waren die Unternehmen zu Beginn des Jahres auch im Hinblick auf die Nachfragemärkte sowie die Energiepreise. Dass die Branche mit einer leichten Abkühlung der Konjunktur rechnet, lässt sich an ihren Erwartungen erkennen. Zwar rechneten noch fast 48 Prozent mit steigenden Umsätzen, jedoch fürchtet mehr als jedes zehnte Unternehmen einen Rückgang. Vor einem Jahr lag dieser Anteil bei knapp fünf Prozent.
Diese Unsicherheiten führten auch dazu, dass die Investitionsbereitschaft nicht mehr ganz so deutlich zunimmt wie vor einem Jahr. Ein Grund dafür dürfte – zumindest in der für Baden-Württemberg wichtigen Medizintechnikbranche – in den Ende Mai 2017 in Kraft getretenen neuen EU-Verordnungen zu Medizinprodukten (MDR) sowie zu In-vitro-Diagnostika (IVDR) liegen. Diese sorgen für zusätzliche Bürokratie und erschweren den Marktzugang vor allem für kleine und mittelständische Anbieter. In der Folge rechnen viele Medizintechnikunternehmen mit erheblichen Schwierigkeiten, innovative Produkte zukünftig auf den Markt zu bringen. Dennoch planten Anfang des Jahres noch immer fast 37 Prozent aller Unternehmen in der gesamten Gesundheitswirtschaft mit einer Ausweitung der Investitionen. Stark angestiegen ist der Anteil an Unternehmen, die in die Digitalisierung investieren wollen – die Branche rüstet sich für die Zukunft. Und gerade hier könnten günstigere Rahmenbedingungen noch mehr bewirken. „Ein wichtiger Baustein für die Erhöhung der Innovationsaktivitäten ist die steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung. Mittlerweile ist Deutschland eines der letzten Länder innerhalb der EU, das Forschung und Entwicklung nicht steuerlich begünstigt. Hier muss die Politik endlich aktiv werden, damit wir im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen geraten“, so Marx.
bwihk