Seit mehr als 20 Jahren spenden die ehrenamtlichen Mitglieder des Berufsbildungsausschusses der IHK Südlicher Oberrhein ihre Sitzungsgelder und Fahrtkostenzuschüsse an soziale Institutionen in der Region. In diesem Jahr erhielt die wie immer krumme Summe die Freiburger StraßenSchule. Der gemeinnützige Verein unterstützt und fördert Jugendliche und junge Erwachsene in akuter Wohnungsnot.
„Den können wir jetzt gerade im Winter sehr gut gebrauchen“, freut sich Cornelia Weiß von der Spenderbetreuung der Freiburger StraßenSchule über den Scheck des IHK-Berufsbildungsausschusses. Die Spende von 1.197 Euro möchte sie für die Anschaffung von Winterhilfen des Vereins nutzen. „Von warmen Klamotten über Decken, Wärmflaschen und Schlafsäcken bis hin zu Tee und hygienischen Masken haben wir aktuell großen Bedarf“, berichtet Weiß. Rund 500 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von circa 15 bis 27 Jahren werden derzeit jährlich von der Freiburger StraßenSchule begleitet und unterstützt.
Mit einem Team aus sieben Sozialarbeitern und Sozialpädagogen betreibt die Einrichtung täglich Streetwork zu verschiedenen Zeiten. Weiß: „Die Schicksale der Jugendlichen, die mit uns Kontakt haben, sind sehr individuell. Einige sind aus schwierigen Verhältnissen und kommen nicht mit den Eltern zurecht, andere sind im familiären Umfeld Gewalt ausgesetzt oder haben Probleme in der Schule und wieder andere haben einen Fluchthintergrund.“ Oft haben sie gemeinsam, dass sie das Vertrauen in ihr soziales Umfeld verloren haben.
„Das fängt oft damit an, dass Jugendliche nicht zu Hause, sondern immer öfters mal bei Freunden, in Gartenhäusern oder Kellern übernachten und so Stück für Stück reinrutschen in die Obdachlosigkeit. Sind sie erst mal auf der Straße, müssen sie sich dort eine Rangfolge erkämpfen, jeden Tag Geld auftreiben, die eigenen Besitztümer schützen. Die Spirale nach unten folgt dann häufig auch sehr schnell“, sagt Weiß. In Kontakt zu treten und zu unterstützen ist da gar nicht so einfach. „Wir müssen meist über einen längeren Zeitraum Vertrauen aufbauen, bevor wir überhaupt unterstützen oder beraten können.“
Dafür gibt es unterschiedliche Angebote. Mit einem bunten Kleinbus, dem StreetMobil, gibt es eine mobile Anlaufstelle, in der man sich aufwärmen, WLAN nutzen und sich beispielsweise zur Beantragung von staatlichen Hilfeleistungen beraten lassen kann. Zudem gibt es eine Tagesanlaufstelle. Auch dort gibt es Beratungsleistungen, beispielsweise zu medizinischen und finanziellen Themen. Zusätzlich kann man Wäsche waschen, duschen, kochen oder sich eine Postadresse einrichten. „Gerade um Hilfen in Anspruch zu nehmen, ist eine Postadresse sehr wichtig“, sagt Weiß. In drei vom Verein betreuten Wohnprojekten sind derzeit 15 Jugendliche untergebracht.
Die Freiburger StraßenSchule ist eine Einrichtung des SOS-Kinderdorfs Schwarzwald in Kooperation mit dem Freiburger StraßenSchule e.V. Finanziert wird die Arbeit zu 80 Prozent aus Spenden und Förderungen. Da kommt auch die aktuelle Spende des Berufsbildungsausschusses gelegen.
Unter den IHK-Ausschüssen nimmt er eine Sonderstellung ein, weil er im Berufsbildungsgesetz geregelt ist. Er ist der einzige Ausschuss, der Sitzungsgelder erhält und nicht nur eine beratende Funktion hat, sondern Entscheidungen treffen kann wie etwa zu neuen Weiterbildungsabschlüssen, die dann für das gesamte Kammergebiet am südlichen Oberrhein gelten. Dem IHK-Berufsbildungsausschuss gehören Beauftragte der Arbeitgeber, Beauftragte der Arbeitnehmer und Lehrkräfte beruflicher Schulen an.
Text: heo
Bild: Olga Heiland
Bild: Bei der Spendenübergabe: Die beiden Vorsitzenden des Berufsbildungsausschusses Jürgen Höfflin und Günter Thiem mit Simon Kaiser, IHK-Geschäftsführer für Aus- und Weiterbildung, Cornelia Weiß, Spendenbetreuerin der Freiburger StraßenSchule und Susanne Geppert, ebenfalls aus dem Bereich Aus- und Weiterbildung der IHK (von links).