Die Exportwirtschaft ist durch Corona stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Hinzu kommt, dass die Abwicklung von Ausfuhren außerhalb der Europäischen Union ziemlich komplex ist. Umso wichtiger waren die Informationen, die insgesamt 150 Gäste und Teilnehmer beim vierten IHK-Außenwirtschaftsforum erhielten. Coronabedingt fanden die Vortragsveranstaltungen zu Ex- und Import an vier Tagen online statt.
„Das Coronarisiko mit seiner Ansteckungsgefahr bleibt uns für die nächste Zeit erhalten. Mit den aktuell weiteren unkalkulierbaren Risiken fordert es erhöhte Aufmerksamkeit: nicht nur beim EU-Austritt des Vereinten Königreichs Ende des Jahres oder bei den angespannten Handelsbeziehungen zwischen den USA und China“, sagte IHK-Vizepräsident Steffen P. Würth in seiner Online-Begrüßung. Auch die neuen Exportregeln für chinesische Produkte müssten beachtet werden. Und gerade solche Entwicklungen beträfen auch die heimischen Betriebe.
„Wir brauchen ein faires Zusammenspiel und einen verlässlichen, weltweiten Rechtsrahmen. Aus diesem Grund haben wir als starker Wirtschaftsstandort ein originäres Interesse an einer stabilen, leistungsfähigen und zukunftsfesten Europäischen Union, einem Europa der Vielfalt, der Chancen und des Miteinanders“, so Würth weiter.
Ständig am Ball bleiben
Der internationale Handel stelle sehr häufig gerade die kleineren und mittelständischen Unternehmen vor große Herausforderungen. „Unsere regionalen, aber weltweit agierenden Unternehmen hier in der Region müssen stetig am Ball bleiben und möglichst immer Alternativen für einen reibungslosen Handelsaustausch im Blick haben“, so Ingrid Schatter, Referentin für Zoll- und Außenwirtschaftsfragen in der IHK. „Es sind viele Aspekte, mit denen sich die Unternehmen im weltweiten Handel oft aufwendig befassen müssen und die individuellen Länderanforderungen, um Waren einzuführen oder ins Ausland zu exportieren, nehmen sichtlich zu“, sagte die IHK-Expertin.
Wie in den Foren zuvor gaben auf dem Außenwirtschaftsforum ausgewiesene Fachleute, Verantwortliche von Zolldirektionen und -ämtern sowie namhaften Unternehmen interessierten Teilnehmern in den Vorträgen ihr Fachwissen weiter. In kompakter und praxisnaher Weise wurden die Teilnehmer so innerhalb der vier Termine über die Fallstricke internationaler Handelsbeziehungen informiert. So ist seit 1. August das neue Freihandelsabkommen der EU mit Vietnam in Kraft. Dieses Abkommen, dessen individuelle Details von denen mit Südkorea, Kanada oder Japan erneut abweichen, wurde ebenso vorgestellt wie der aktuelle Stand des 3. Entwurfs des beabsichtigten chinesischen Exportkontrollgesetzes, in dem etwa die Reichweite der Re-Exportkontrolle weiter sehr unklar bleibt oder wie im Handel die Endnutzererklärung eingehalten werden kann.
Unmittelbare Betroffenheit
„Diese Regelungen betreffen den Handel und die Produktion in Europa unmittelbar“, sagte Ingrid Schatter, „sie betreffen komplexe innerbetriebliche Sachverhalte und sind von hoher außenwirtschaftsrechtlicher Bedeutung“.
Der Export ist ein maßgeblicher Faktor in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg: Im vergangenen Jahr erzielten die regionalen Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes mit mehr als 50 Mitarbeitern Auslandsumsätze in Höhe von fast neun Milliarden Euro. Das sind gut 47 Prozent des Gesamtumsatzes dieser Unternehmen in der Region – Dienstleistungen oder Exportgeschäfte kleinerer Unternehmen sind hierbei noch nicht einmal mit erfasst. „Diese Zahlen machen deutlich, wie wichtig der Export für die regionale Wirtschaft ist und wie wesentlich gute Kenntnisse rund um das Thema für den geschäftlichen Erfolg sind“, so Schatter.
Bernd Seemann, Vorsitzender des IHK-Außenwirtschaftsausschusses und Vorsitzender des Arbeitskreises Zoll, betonte: „Das Außenwirtschaftsforum Schwarzwald-Baar-Heuberg gilt in Süddeutschland bereits als etablierte Tagung zu konkreten Themen des Außenhandels. Es bietet Import- und Export-Verantwortlichen der unterschiedlichsten Branchen eine Plattform, Neues im internationalen Handel zu erfahren, Themen und Entwicklungen zu diskutieren und überschaubar zu halten und zudem sich zu vernetzen und untereinander auszutauschen.“
Text: bk
Bild: Rebecca Auber