Nachdem die Stimmung bei den hiesigen Unternehmen im Herbst 2022 von den stark gestiegenen Energiepreisen und den Unsicherheiten rund um eine mögliche Gasmangellage geprägt war, zeigen sich die Geschäftserwartungen in den ersten Monaten des neuen Jahres deutlich erholt. Das zeigt der aktuelle IHK-Konjunkturbericht, für den rund 800 Betriebe befragt worden waren.
Im Herbst vergangenen Jahres waren die Geschäftserwartungen der Unternehmen am südlichen Oberrhein auf den tiefsten Stand seit der globalen Finanzkrise im Jahr 2008 gefallen. „Die Stimmung war angesichts der potenziellen Gasmangellage und möglichen entsprechenden Restriktionen katastrophal; die Geschäftslage sah düster aus. Zum Glück sind diese Befürchtungen jedoch nicht eingetreten“, erklärte Dieter Salomon, Hauptgeschäftsführer der IHK Südlicher Oberrhein bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des IHK-Konjunkturberichts im Konferenzsaal des Stadthotels Freiburg Anfang Februar.
Die Umfrageergebnisse belegen: Der Index der Geschäftserwartungen, der vergangenen Herbst noch bei minus 29 Punkten lag, hat sich inzwischen auf minus 1 Punkt erholt. Unternehmen, die optimistisch auf die kommenden zwölf Monate blicken und jene, die weiterhin skeptisch sind, halten sich mit einem Anteil von jeweils rund 20 Prozent wieder in etwa die Waage. Die Angst vor einer länger währenden Rezession scheint für den Moment gewichen.
In Folge der verbesserten Geschäftserwartungen verzeichnet auch der IHK-Konjunkturklimaindex für den südlichen Oberrhein eine deutliche Erholung. Von 92 Punkten im Herbst schießt er auf 113 Punkte hoch, sodass die Vorzeichen nun nicht mehr auf eine Rezension hindeuten, sondern auf eine positive wirtschaftliche Entwicklung.
Energie, Rohstoffe, Personalmangel weiter Stolpersteine
Mit 74 Prozent sieht der überwiegende Teil der Unternehmen weiterhin eine Bedrohung in den Energie- und Rohstoffpreisen für die eigene wirtschaftliche Entwicklung (zum Vergleich: 83 Prozent im Herbst 2022). „Darauf reagieren die Unternehmen unterschiedlich, sie sparen Energie, kümmern sich um das Thema Energieeffizienz oder planen, die Kosten an die Kunden weiterzugeben, soweit die Wettbewerbssituation das zulässt“, erklärte Salomon.
Erschwert wird die Lage durch den weiterhin bestehenden Fachkräftemangel. In diesem sehen 68 Prozent der Unternehmen ein Risiko. „Der demografische Wandel schlägt nun zu, und damit wird uns der Fachkräftemangel die nächsten zehn Jahre verfolgen. Deshalb ist es jetzt entscheidend, auf mehr Zuwanderung zu setzen, in Fort- und Weiterbildung zu investieren und dafür zu sorgen, mehr Frauen in die Erwerbstätigkeit zu bringen beziehungsweise einen höheren Grad an Teilzeitarbeit bei Frauen zu erreichen. Auch das Rentenalter muss erhöht werden“, betonte Salomon.
Mit der Fachkräfteproblematik geht auch das Thema der gestiegenen Arbeitskosten einher. Im Zuge der stark gestiegenen Verbraucherpreise im vergangenen Jahr fordern viele Arbeitnehmervertretungen deutlich höhere Löhne von den Arbeitgebern. Entsprechend machen sich 46 Prozent der Unternehmen wieder Sorgen, dass die Arbeitskosten für sie zum Problem werden könnten. Dieser Wert lag zum Jahresbeginn 2021 noch bei nur 24 Prozent.
Besonders eng: Hotel und Gastronomie
Die insgesamt bessere Stimmung gilt jedoch nicht für alle Branchen. Während sich die Geschäftserwartungen bei der Industrie, dem Dienstleistungsgewerbe und dem Handel deutlich erholt haben, bleibt die Lage für das Hotel- und Gastgewerbe weiterhin kritisch. Nur 16 Prozent der Betriebe rechnen hier mit einer Verbesserung der Geschäfte im Jahr 2023. Mit 41 Prozent ist ein großer Teil der Branche überzeugt, dass es eher schlechter wird. „Die Auswirkungen werden heute bereits deutlich: Viele Restaurants haben nicht mehr an sieben Tagen offen oder reduzieren beispielsweise ihr Mittagstischangebot“, ergänzte Salomon.
Auch Bauwirtschaft hat zu kämpfen
Die Bauwirtschaft blickt weiterhin sehr skeptisch in die Zukunft. Der Index der Geschäftserwartungen ist mit minus 43 weiterhin tief im negativen Bereich (zum Vergleich: minus 61 Punkte im Herbst). Fast die Hälfte aller Bauunternehmen gehen mit negativen Erwartungen in das Jahr 2023. „Die Bauindustrie in Summe ist derzeit gebeutelt“, stellte Stephan Jager, kaufmännischer Geschäftsführer bei Weber-Haus in Rheinau-Linx, fest. Der deutsche Fertighaushersteller hat derzeit rund 1.350 Mitarbeiter, etwa zwei Drittel von ihnen arbeiten in Rheinau-Linx. „Die Versorgungslage mit Materialien ist zum Teil noch kritisch, hinzu kommen die Preissteigerung der Vorprodukte wie Glas und Stahl sowie der Anstieg der Energiepreise. Mit der Zinserhöhung der Zentralbanken sind die Zinsen für die Baufinanzierung innerhalb eines Jahres um das Vierfache gestiegen, das sorgt natürlich zusätzlich für eine Zurückhaltung bei Investitionen von unseren Kunden“, erklärte Jager.
Weber-Haus: Investitionen trotz Rückgängen
Dennoch ist das Unternehmen gut in das Jahr gestartet. Durch die Übernahme von drei Handwerksbetrieben, bei denen keine Nachfolge gefunden wurde, konnte man Fachkräfte sichern, die nun für den Ausbau und Umbau zur Verfügung stehen. „Wir spüren zwar einerseits ein rückläufiges Auftragsniveau, aber wir haben wenig Ausfälle und planen weiterhin Investitionen, bilden weiterhin aus und verbessern unser Produktangebot durch budgetorientiertere Angebote und dem Fokus auf mehr Nachhaltigkeit“, berichtet Jager. Ein guter Ansatz, findet Dieter Salomon: „Das ist eine gute Einstellung, denn trotz der Unsicherheiten ist es wichtig, dass die Wirtschaft optimistisch bleibt. Nur durch neue Investitionen und Entwicklungen kommen wir voran und vermeiden es damit, im Krisenmodus stehen zu bleiben.“
heo
Grafiken: Jahresbeginn 2023 (oben) versus Herbst 2022 (unten): Die Stimmung war schon mal deutlich schlechter. Vergleich der Geschäftserwartungen der Unternehmen am südlichen Oberrhein nach Bezirk (Nord: Ortenau, Süd: Freiburg sowie die Landkreise Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald).