Ohne engagierte Unternehmen geht es nicht. Das gilt auch für die Umsetzung des landesweiten Projekts „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Zugewanderte“. Betreut wird dies bei der IHK Hochrhein-Bodensee von Hina Raza und Sven Ness – sie sind die sogenannten Kümmerer. Im letzten Teil unserer kleinen Serie über deren Arbeit erläutert Jens Kröger von Endress+Hauser, welche Vorteile die Zusammenarbeit mit sich bringt.
Der Wettbewerb um die besten Köpfe ist längst zu einem um Auszubildende geworden. Berufsanfänger fehlen in der Industrie, im Handel – überall. Arbeitgeber müssen aktiv sein, um Mitarbeiter auf allen und für alle Ebenen zu finden. Potenzial bieten da auch die Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, um sich hier eine Zukunft aufzubauen. Doch unterschiedliche Bildungswege, -systeme und -abschlüsse, sprachliche Hürden und kulturelle Hintergründe stellen zum Teil große Herausforderungen dar. Warum es sich trotzdem lohnt, weiß Jens Kröger, Leiter Personalentwicklung bei Endress+Hauser SE+Co. KG (E+H) in Maulburg. Das Unternehmen hat schon mehrere Auszubildende auf diese Weise für sich gewonnen.
Herr Kröger, warum hat E+H über das Kümmerer-Projekt Auszubildende ins Unternehmen geholt?
Jens Kröger: Da haben viele Faktoren eine Rolle gespielt. Einer ist, dass wir uns als Unternehmen der sozialen Verantwortung bewusst sind und hinterfragen, wie wir uns da engagieren können. Das Thema Geflüchtete spielt da ebenso mit rein – genau wie die Entwicklung am Arbeitsmarkt.
Welche Rolle spielt in diesem Fall die IHK mit dem Kümmerer-Projekt?
Eine Wichtige, weil sie die Schnittstelle sind: Sie wissen einerseits, was die Unternehmen benötigen, was sie leisten können und welche Ansprüche sie stellen. Andererseits kennen sie die Menschen, die bei ihnen Hilfe suchen, und haben so die Möglichkeit, sie auf die deutschen Bewerbungsprozesse vorzubereiten. Die sind – verständlicherweise – nicht allen bekannt.
Die Kümmerer schaffen also bessere Voraussetzungen?
Einerseits schon. Ich würde aber eher sagen, dass sie Enttäuschungen verhindern. Wir sprechen hier von Menschen, die viel oder sogar alles hinter sich gelassen haben. Denen sollte man Perspektiven bieten und keine Mauern oder Grenzen setzen. Wer nur auf Ablehnung stößt, wird sich nicht integrieren und auch nicht engagieren. Das gilt nicht nur auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch bei Behördengängen. Dort sollte man sich klarmachen, dass wir engagierte Menschen benötigen und dass die Geflüchteten sich bewusst für eine Zukunft in Deutschland entschieden haben. Das gilt es zu unterstützen.
Wie geht E+H die verschiedenen Herausforderungen bei der Integration von Geflüchteten an?
Bei E+H in Maulburg arbeiten Menschen aus 47 verschiedenen Nationen zusammen. Viele Herausforderungen wie Sprache, religiöse und kulturelle Einstellungen sind also Bestandteil unseres betrieblichen Miteinanders. Diese gehen wir mit verschiedenen Sprachkursen, mit Seminaren zur interkulturellen Kompetenz sowie individuellen Angeboten wie unseren Sozialdienst an. Und wenn es für Geflüchtete, die eine besondere Vergangenheit haben und größere Hürden überwinden mussten, einen besonderen Kurs geben muss, ist der vielleicht auch für eine andere Gruppe interessant. Wir haben interne und externe Netzwerke, auf die wir zurückgreifen. Das hilft uns ungemein.
Sprachkurse, Workshops zur Vermittlung interkultureller Kompetenz, individuelle Beratungen – das klingt nach einem großen Aufwand. Lohnt sich der?
Wir würden es ansonsten nicht tun. Wir verbinden damit die Hoffnung, unsere Auszubildenden und Mitarbeitenden langfristig an das Unternehmen zu binden und gemeinsam mit ihnen zu wachsen. Ein weiterer Vorteil dieser großen Diversität ist der unterschiedliche Blick. Die Menschen aus den verschiedenen Ländern bringen ihren Erfahrungsschatz mit ein und schaffen neue Sichtweisen auf Produkte und Prozesse. Das bringt uns gerade im internationalen Markt weiter.
Interview: Patrick Merck
Bild: Jens Kröger, Leiter Personalentwicklung bei Endress+Hauser SE+Co. KG (E+H) in Maulburg
Infos zu den Integrationskümmerern der IHK Hochrhein-Bodensee: Sven Ness (für Landkreis Lörrach)
Telefon: 07622 3907-225
Mail: sven.ness@konstanz.ihk.de
und
Hina Raza (für die Landkreise Konstanz und Waldshut)
Telefon: 07531 2860-181
Mail: hina.raza@konstanz.ihk.de